Echter Mehltau an Symphyotrichum
novi-belgii (Glattblatt-Aster)
Nicht Fleisch, nicht Fisch, könnte man sagen. – Pilze gehören weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren, sind also nichts Halbes und nichts Ganzes und machen dennoch eine ganze Menge Ärger, denn sie sind so vielfältig wie ihre Wirtspflanzen und verursachen eine Vielzahl unterschiedlichster Schäden an ihren Wirten.
Einige dieser Krankheitserreger benötigen für ihre Sporenproduktion lebendes Pflanzenmaterial, je kräftiger das ist und besser je besser es im Saft steht, desto beliebter ist es. Erst nachdem der Pilz seine Entwicklung abgeschlossen und sich erfolgreich vermehrt hat, sterben die Wirtszellen ab.
Viele Pilze leben aber von totem Pflanzenmaterial und sind hellauf begeistert, wenn sie auf Wirtspflanzen treffen, die zum Beispiel durch falsches oder zu starkes Düngen und andere Einflüsse wie ganz profane Frostschäden bereits geschwächt sind. Vorangegangener Befall mit anderen Pilzen, die lebendes Pflanzenmaterial benötigen, ist solchen Pilzen ebenfalls willkommen.
Manche bejahen diese Frage, sofern es sich um Befall mit Pilzen handelt, die für ihre Entwicklung lebendes Pflanzenmaterial benötigen (wie Mehltau verursachende Pilze oder Rostpilze).
Ich beantworte sie generell mit Nein, denn es werden nie alle Sporen verteilt, es bleiben immer welche an den Pflanzen hängen, die auch auf dem Kompost überdauern und zu einem späteren Zeitpunkt freigesetzt werden können. Meist überleben zudem Wintersporen an den abgestorbenen Pflanzen. Zumindest die sollte man aus dem Verkehr ziehen und im Restmüll oder in der Biotonne entsorgen. Warum Biotonne? Weil die Temperaturen bei der Kompostierung in speziellen Kompostierungsanlagen in der Regel so hoch sind, dass alle Schadorganismen abgetötet werden. Beim Kompostieren im Garten werden solch hohe Temperaturen nicht erreicht.
Was ich noch nicht im Garten hatte, das kann ich natürlich nicht zeigen und darüber kann ich auch nichts schreiben.
Echter Mehltau und Falscher Mehltau – meint man da nicht, dass nur der Echte auch wirklich Mehltau ist, und der Falsche tut nur so, ist aber keiner? Tatsächlich werden beide von Pilzen verursacht und unterscheiden sich "nur" in der Intensität (im Schaden, den sie anrichten), den Ursachen und der Bekämpfung. Das ist so ähnlich wie beim Filet und Falschen Filet: Beides ist hochwertiges Fleisch.
Der Falsche Mehltau (befällt nur Blätter) tritt vornehmlich in kühleren, regenreicheren Sommern mit häufig bedecktem Himmel auf. Er ist sogar noch einen Tick hinterfotziger als der Echte Mehltau, denn er treibt sein Unwesen in den Pflanzenteilen. Von außen zu sehen sind nur die Sporenlager, anfangs lediglich auf der Unterseite der befallenen Blätter, auf den ersten Blick also gar nicht so einfach zu erkennen. Auf der Oberseite zeigen sich im Anfangsstadium nur ein paar Flecken, erst später werden die Blätter braun, faulen/vertrocknen und sterben ab.
Echter Mehltau an Gurkenblatt im Treibhaus
Die Pilze, die Echten Mehltau verursachen (befällt Blätter, Triebe und Knospen/Blüten), bevorzugen hingegen sehr warme, trockene Sommer, in denen die Sonne von früh bis spät vom wolkenlosen Himmel knallt (so à la 2018). Dazu noch kühle Nächte, morgens also Tau, und fertig ist das perfekte Vermehrungsklima für solche Pilze; es erhöht die Produktion der Sporen und deren Lebensfähigkeit. Diese Pilze bohren das Pflanzengewebe nur leicht an, um in den Pflanzenzellen den Pilzkörper, also das "Versorgungsamt" zu etablieren. Das Myzel und die Sporen bilden sich auf der Oberseite wie auch auf der Unterseite der Blätter sowie oft an Stängeln und Blüten. Der Befall ist schon von Weitem am weißen Belag zu erkennen, derr sich abreiben lässt. Was mit dem Echten Mehltau infiziert ist, vertrocknet nach und nach und stirbt ab.
Echter Mehltau an Symphyotrichum novi-belgii (Glattblatt-Aster)
Zu wenig und zu viel in puncto (Luft-)Feuchtigkeit und Sonnenintensität – beides taugt also nichts. In normalen deutschen Sommern mit ihrem wechselhaften Wetter hat der Falsche Mehltau leichtes Spiel. In Jahren, in denen die Sonne von morgens bis abends unbarmherzig scheint und die Nächte kühl sind, findet der Echte Mehltau ideale Bedingungen, sich auszubreiten. Spätestens im ausklingenden Sommer und beginnenden Herbst ist demnach seine Hoch-Zeit.
Über 200 Pilzarten gibt es, die Mehltau verursachen, aber so genau will man das gar nicht wissen, glaube ich. Dann schon eher die weiteren Faktoren, die der Entwicklung und Ausbreitung von Mehltau Vorschub leisten und die wir im Gegensatz zum Wetter beeinflussen können – im Ziergarten und im Nutzgarten. Im Ziergarten sind Rittersporn (Delphinium), Astern (Aster, Symphyotrichum, Galatella und Eurybia z. B.), Flammenblumen (Phlox) und Rosen (Rosa) besonders anfällig für Mehltau, im Nutzgarten sind häufig Gurken, Zucchini und Kürbisse stark betroffen. Vermeiden Sie also:
Equisetum arvense – Acker-Schachtelhalm
Die züchterischen Bemühungen gehen bei mehltauanfälligen Arten auch immer dahin, resistente(re) Sorten hervorzubringen, und es schadet gewiss nicht, sie auszuprobieren. Darüber hinaus können Sie mit ausreichender Kaliversorgung beim Düngen die Pflanzenzellen stärken. Bei regelmäßiger Anwendung erzielen Sie mit Schachtelhalm-Brühe ordentliche Ergebnisse; sie macht die Pflanzen allgemein widerstandsfähiger. Zum Ansetzen und zur Anwendung von Schachtelhalm-Brühe gibt Marie-Luise Kreuter in ihrem Buch "Der Biogarten", BLV-Verlagsgesellschaft mbH, München, 18. Auflage 1996, ISBN 3-405-14499-X, detailliert Auskunft:
"Ackerschachtelhalm-Brühe
Von diesem Kraut, auch Zinnkraut oder Katzenschwanz (Equisetum arvense) genannt, werden 1 kg frische oder 150 g getrocknete Pflanzen 24 Stunden in 10 Liter Wasser eingeweicht. Am nächsten Tag lässt man diese Brühe etwa eine halbe Stunde lang leise kochen. Dann muss sie abkühlen und wird später durchgesiebt.
Vor dem Ausspritzen verdünnen Sie Ihre Schachtelhalm-Brühe mit der 5fachen Menge Wasser. Sie ist stark kieselsäurehaltig und wirkt vorbeugend gegen Pilzkrankheiten. Spritzen Sie Schachtelhalm bei trockenem Wetter, an sonnigen Tagen. Die vorbeugende Wirkung ist am stärksten, wenn die Spritzungen vom Frühling bis zum Sommer regelmäßig wiederholt werden. Bei akuter Gefährdung durch rasch um sich greifende Pilzinfektionen muß Schachtelhalm-Brühe 3 Tage hintereinander angewendet werden.
Brennessel-Jauche und Schachtelhalm-Brühe können gemischt und gemeinsam versprüht werden. Sie können auch der Brennessel-Jauche eine Handvoll Katzenschwanzkraut hinzufügen."
Ich will nicht verschweigen, dass die Herstellung und Anwendung solcher Extrakte nicht unbedingt als geruchsneutral bezeichnet werden kann. Wer Schachtelhalm in größeren Mengen für eine solche Brühe braucht, darf sich nach vorheriger Anmeldung gern bei mir im Garten bedienen.
Echter Mehltau an Salvia verticillata (Quirlblütiger Salbei)
Wenn man Mehltau an seinen Pflanzen bemerkt, kann man mit einer Schachtelhalm-Intensivkur eingreifen oder zu schwefelhaltigen (Falscher Mehltau) bzw. kupferhaltigen (Echter Mehltau) Präparaten greifen, um Schlimmeres zu verhindern. Lassen Sie sich am besten "in der Giftecke" von Gärtnereien und Gartencentern beraten, was in Ihrem konkreten Fall am sinnvollsten ist.
Alternativ hat bei Echtem Mehltau eine Behandlung der betroffenen Pflanzen mit unbehandelter Milch (H-Milch funktioniert nicht) gute Erfolgsaussichten (die Milch wird im Verhältnis 1:8 mit Wasser gemischt und die befallenen Pflanzen damit besprüht). Mit Natron, ebenfalls als Hausmittel gegen Echten Mehltau empfohlen, habe ich keine Erfahrungen.
Alle diese Mittel müssen mehrmals angewendet werden, damit sie den gewünschten Erfolg bringen. Im Freiland müssen die Pflanzen zudem nach jedem Regenschauer erneut behandelt werden.
Werden befallene Pflanzenteile entfernt/abgeschnitten, wandern sie in den Restmüll oder die Biotonne, nicht auf den Kompost! Alles, was damit in Berührung gekommen ist (Hände, Handschuhe, Gartengeräte …) anschließend gründlich reinigen bzw. desinfizieren. Man will ja schließlich nicht als Gärtner noch für die Ausbreitung sorgen.
Mitunter ist zu lesen, vom Echten Mehltau befallenes Pflanzenmaterial dürfe auf den Kompost (weil sich der Pilz nur auf lebendem Gewebe vermehre). Ich gehe dieses Risiko nicht ein, weiß ich denn genau, in welcher Vermehrungsphase sich der Pilz zum Zeitpunkt meines Eingreifens befindet? Seine Sporen werden schließlich vom Wind verbreitet – auch vom Komposthaufen aus! Die sogenannten Wintersporen überdauern zudem die kalte Jahreszeit auch in abgestorbenem Gewebe und im Boden.
22-Punkt-Marienkäfer auf Salvia verticillata (Quirlblütiger Salbei) mit Mehltau
Wenn das ökologische Gleichgewicht im eigenen Garten in etwa stimmt und dazu die Natur (und/oder andere Gärten) außenrum noch einigermaßen intakt ist, stellen sich vermutlich freiwillige Helfer ein, die jedes Eingreifen und Gifteln überflüssig machen: 22-Punkt-Marienkäfer. Die Käfer und deren Larven leben von Mehltau-Pilzen und putzen ordentlich was weg. Schon um derentwillen sollte jede "unnatürliche" Bekämpfungsmaßnahme auf ein Minimum beschränkt bleiben.
Larve 22-Punkt-Marienkäfer
Larven 22-Punkt-Marienkäfer
Dass Blätter, Stängel und Blütentriebe von Nelken einen Mitbewohner haben, merken wir erst, wenn sich das Wirken dieses Pilzes äußerlich an dunkel oder rötlich gerandeten hellen Flecken auf den Pflanzen bemerkbar macht, auf denen sich die Sporen befinden, die den Pilz weiterverbreiten. Schlimmstenfalls stirbt die ganze Pflanze ab, doch schon bei weniger starkem Befall bilden die Pflanzen oftmals keine oder nur wenige Blüten aus.
Dianthus knappii (Schwefel-Nelke) mit Nelkenschwärze
Sieht man solche Veränderungen an Nelken, heißt es handeln: Die befallenen Pflanzenteile sollten möglichst komplett entfernt und im Hausmüll oder in der Biotonne entsorgt werden. Hände/Handschuhe und Werkzeug anschließend gründlich reinigen!
Nelken-Monokulturen (meistens auch noch unter Glas) großer Produzenten sind für so einen Pilz natürlich ein gefundenes Fressen und erste Wahl. Besonders in warmen, feuchten Jahren sollten wir allerdings auch im Garten die Nelken-Bestände kontrollieren.
Dianthus knappii (Schwefel-Nelke)
Der Pilz ist übrigens wählerisch: Er befällt nicht alle Nelken-Arten, seine Intensität ist je nach Art ebenfalls unterschiedlich ausgeprägt. Bislang habe ich ihn immer nur an Dianthus knappii (Schwefel-Nelke) und Dianthus gratianopolitanus (Pfingst-Nelke) bemerkt, andere Arten wie D. arenarius (Gewöhnliche Sand-Nelke), D. carthusianorum (Karthäuser-Nelke), D. deltoides (Heide-Nelke) und D. petraeus subsp. noeanus (Geröll-Nelke, Igel-Nelke, Felsen-Nelke) ließ er links liegen.
Dianthus knappii (Schwefel-Nelke) mit Nelkenschwärze
Ist es sinnvoll, mit einem Fungizid zu spritzen? Ich denke nicht, denn vorbeugend zu spritzen, hieße im Hausgarten mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Sind Pflanzen befallen, geht es nur noch darum, den Pilz einzudämmen und zu verhindern, dass er sich ausbreitet. Das erreicht man bei den paar Nelken im Garten mit der mechanischen Bekämpfung (befallene Pflanzenteile entfernen und entsorgen also) genauso.
Birnengitterrost im Endstadium
Rostpilze zapfen die Pflanzenzellen an und entziehen den Wirten (den Pflanzen) damit die Nährstoffe. Die meisten Rostpilze brauchen für ihre Entwicklung zwei Wirtspflanzen: Auf der ersten entwickeln sich die Sporen, die dann die zweite besiedeln. Das bekannteste Beispiel dürfte der Birnengitterrost sein, der seine Sporen auf Juniperus-Arten (Wacholder) ausbildet, die auf Birnen wechseln und dort das Schadbild "Birnengitterrost" verursachen. Die einfache Lösung des Problems: Entfernt man alle Wacholder in der Umgebung (in denen der Pilz ja ebenfalls erhebliche Schäden anrichtet), herrscht an Birnen Ruhe.
Um konsequent nach dieser Methode vorgehen zu können, müsste man natürlich erst mal alle Wirtspflanzen kennen (ich tu's nicht). Und dann gibt es ja noch diejenigen Pilze, die gar keinen Wirtswechsel benötigen, um aktiv zu werden.
Rost an Malva sylvestris (Wilde Malve)
Es gibt Kulturen, die vertragen eine Radikalkur, darunter die Pfefferminze (Mentha). Sie kann man knapp über dem Boden komplett zurückschneiden und sie treibt frisch aus. Speziell bei großblättrigen Pflanzen ist ein probates Mittel gegen Rostpilze, die befallenen Blätter zeitnah zu entfernen und in den Restmüll zu werfen (das Gros der Blätter muss an der Pflanze bleiben, darf also nicht befallen sein). Hat man es jedoch mit Pilzen an kleinblättrigen Kulturen zu tun, die keinen radikalen Rückschnitt vertragen (allen voran natürlich die Gehölze), braucht man mit dem Abzupfen der Blätter gar nicht anzufangen; mit dem Johannisbeerrost zum Beispiel an Ribes alpinum (Alpen-Johannisbeere) wird man so nicht fertig.
Bliebe noch die Möglichkeit, bei den ersten Anzeichen eines Pilzbefalls den Endwirt sowie einen eventuellen Zwischenwirt mit kupferhaltigen Mitteln zu spritzen. Der Nachteil: Ein Regenguss wäscht das Mittel ab und die Prozedur muss wiederholt werden. Das ist weder für die Pflanze noch für den Gärtner ein Vergnügen, schließlich ist Kupfer ja ein Schwermetall.
Eine weitere Möglichkeit: mit den Schadpilzen leben und darauf achten, dass spätestens wenn die Pflanzen abgeblüht sind, alle befallenen Pflanzenteile aus dem Garten entfernt und im Restmüll oder in der Biotonne entsorgt werden. Und wer ohnehin Züchtungen bevorzugt, kann sich beim Pflanzen-Einkauf gleich nach rostresistenten Sorten umtun.
Rost an Alcea rugosa (Gelbe Stockrose) – Blattoberseite
Helle, gelbliche Flecken auf der Blattoberseite und graubraune Flecken und Pusteln auf der -unterseite sind untrügliche Zeichen für den Befall mit Malven-Rost. Betroffen sind zumeist die Gattungen Alcea (Stockrose), Althaea (Echter Eibisch) und Malva (Malve, Sigmarskraut).
Die Pilze, die Malven-Rost verursachen, brauchen lebendes Pflanzenmaterial, um sich zu vermehren, aber keinen Zwischenwirt.
Dieser Rost wird ebenfalls durch Pilze verursacht, die in jedem Stadium auf der Pfefferminze (Mentha) leben, also keinen Zwischenwirt benötigen.
Pfefferminz-Rost auf Marokkanischer Minze (Mentha sp.)
Wenn sich auf den Blattunterseiten der Minze im Sommer solche orangefarbenen "Huppel" zeigen, wie auf meinem Foto, dann kann es schon zu spät sein, um mit einem kompletten Rückschnitt der Triebe seine Pflanzen (auch für eine Verwendung in der Küche) noch zu retten, weil a) das die Sporenlager sind, der Pilz sich also bereits munter vermehrt, und b) der Neuaustrieb dann vielleicht nicht mehr groß genug werden kann, um eine reiche Ernte einzufahren; das kommt vor allem aufs Wetter an.
Besser ist es auf jeden Fall, Pfefferminzen im Frühjahr regelmäßig zu kontrollieren und bereits dann zur Schere zu greifen, sowie sich oben auf den Blättern gelbe Flecken zeigen; auf den umgedrehten Blättern machen dunkle Pusteln darauf aufmerksam, dass und wo hier ein Pilz aktiv ist. So fängt's nämlich an. Und je früher man eingreift, desto größer ist die Chance, auf einen rostfreien Neuaustrieb.
Glockenblumen-Rost auf einer Campanula-Trachelium-Kreuzung – Blattoberseiten
Wo Glockenblumen, speziell Campanula trachelium (die Nesselblättrige Glockenblume), und Kiefern (Pinus spec.) nicht weit voneinander entfernt stehen, taucht unter Umständen ein Rostpilz an den Glockenblumen auf. Dieser Pilz, dem die Glockenblumen im Sommer als Endwirt (Endwirte sind neben Glockenblumen auch Teufelskrallen – Phyteuma) dienen, um seine Sporen auszubilden und von dort aus zu verbreiten, nutzt Kiefern/Pinien als Zwischenwirt.
Glockenblumen-Rost auf einer Campanula-Trachelium-Kreuzung – Blattunterseite
Orangefarbene Sporenlager "zieren" bei einem Befall die Unterseite der Glockenblumenblätter, oberseits künden helle, gelbliche Verfärbungen von dem ungebetenen Besuch. So früh wie möglich einzugreifen und alle befallenen Blätter abzumachen und zu entsorgen (Restmüll oder in einer Biomülltüte verpackt im Biomüll, nicht auf dem Kompost), sollte das Ziel sein. Dass man den Pilz mit diesen Maßnahmen komplett "besiegt", ist unwahrscheinlich, es geht vielmehr darum, seine weitere Verbreitung auf ein Minimum zu beschränken. Die meisten Glockenblumen sind zum Glück so robust, dass sie selbst einen radikalen (bodennahen) Rückschnitt tolerieren.
Coleosporium campanulae kommt offenbar nicht flächendeckend in Deutschland vor. Vielleicht haben Sie in Ihrem Glockenblumen-Garten sogar nie etwas mit ihm zu tun. So oder so: Abschrecken lässt sich ein Glockenblumen-Fan von so einem Tunichtgut eh nicht!
Veronica longifolia (Langblättriger Ehrenpreis)
Eine weit verbreitete Pilz-Gruppe, die eine Vielzahl an Pflanzen besiedelt, ist unter dem Krankheitsbild Septoria-Blattfleckenkrankheit zusammengefasst. Septoria ist der Überbegriff für die Pilze, die dann in der Regel nach den Pflanzengattungen, an denen sie auftreten, kategorisiert werden: Septoria paeoniae (Pfingstrosen – Paeonia – dienen als Wirt) und Septoria veronicae (Ehrenpreis – Veronica – dienen als Wirt) zum Beispiel.
Wie viele ihrer Artgenossen lieben auch Septoria-Pilze Feuchtigkeit. In regenreichen Jahren treten sie deshalb besonders häufig auf, allerdings genügen ihnen oft schon kühle Nächte (und warme Tage), um sich wohlzufühlen und zu verbreiten. Hohe Luftfeuchtigkeit (in Gewächshäusern) finden sie ebenfalls höchst angenehm.
Veronica-Longifolia-Blatt (Langblättriger Ehrenpreis) mit Septoria
Die anfänglich graubraunen, mitunter fast schwarzen, später in der Mitte hellen Flecken (fließen oft ineinander), auf denen sich die Fruchtkörper der Pilze ausbilden, sind stets zuerst auf den unteren Blättern der besiedelten Pflanzen sichtbar, und zwar sowohl auf der Blattoberseite wie auf der -unterseite. Von dort "wandern" sie nach oben und befallen nach und nach die ganze Pflanze. Die betroffenen Blätter (nur die Blätter sind betroffen!) vertrocknen bei starker Ausbreitung des Pilzes und sterben in letzter Konsequenz ab, auf jeden Fall aber mickern die Pflanzen und blühen schlecht.
Geschwächte Pflanzen sind ein gefundenes Fressen für diese Pilze. Daher trifft man die Septoria-Blattfleckenkrankheit gern mal an Gewächsen, die eh schon durch Mehltau angeschlagen sind.
Septoria loszuwerden, ist nicht ganz einfach, denn die Sporen überwintern – so wird allgemein angenommen – nicht nur in abgestorbenen Pflanzenteilen, sondern auch im Boden. Von dort aus katapultieren sie Verdunstungsfeuchte und Niederschlag im Folgejahr wieder nach oben auf die Blätter, und das Spielchen beginnt erneut.
Veronica longifolia (Langblättriger Ehrenpreis) mit Septoria
Phlox amplifolia 'Weiße Wolke' (Großblättriger Phlox) mit Septoria
Die Chemiker haben sich im Lauf der Jahrzehnte zwar einiges einfallen lassen, um Schadpilze zu killen, für den Hausgarten bleiben jedoch bei Septoria-Befall nur die kupferbasierten Spritzmittel übrig. Sie sind am wirksamsten, wenn sie bei den ersten Anzeichen eines Befalls angewendet und die Gewächse möglichst komplett "eingenebelt" werden. Selbst dann ist in der Regel mehrfaches Spritzen erforderlich, zumal nach Regen, der das Mittel abwäscht. Das größte Problem ist dabei, diese ersten Anzeichen der Septoria-Blattfleckenkrankheit zu erkennen. Schließlich beäugt man die untersten Blätter aller Pflanzen ja nicht zwangsläufig bei jedem Spaziergang durch den Garten. Und nicht jeder "Mückenschiss" wird zudem gleich mit einem Pilzbefall assoziiert.