Acanthus-Arten – Bärenklau – (Familie der Acanthaceae) entwickeln sich zu kräftigen Stauden. Sie sind sehr wertvolle Wildstauden und sollten vor Staunässe geschützt gepflanzt werden. Schwere oder gar verdichtete Böden sollten Sie mit Sand und/oder Splitt durchlässig machen.
Aber sehen Sie sich vor, der Akanthus "schießt": Die dekorativen Früchte mit dem stacheligen Tragblatt (so heißen diese – in dem Fall piksenden – Blätter unterhalb der Blüten) schleudern die ziemlich großen Samen mit einem deutlich vernehmbaren Knall aus dem Fruchtstand; ein spannendes Naturerlebnis.
Wie kann eine derart traditionsreiche Staudengattung so in Vergessenheit in unseren Gärten geraten? Wer im Altertum und auch noch in der jüngeren Geschichte etwas auf sich hielt, verzierte als Steinmetz, Tischler oder Porzellanmaler Säulen, Kommoden, Schränke, Vasen oder Essservice mit dem Abbild der großen, markanten Blätter des Akanthus. Und wer es sich leisten konnte, schmückte sein Heim damit. Ein Must-have also schon in der Antike.
Acanthus mollis (Pracht-Akanthus) vor A. spinosus (Stachliger Akanthus)
Was die Winterhärte anbelangt, punktet hier in Mittelfranken ganz klar Acanthus hungaricus. Hat er sich erst einmal etabliert, bleibt der Ungarische Bärenklau erhalten und blüht jedes Jahr zuverlässig. Acanthus spinosus, syriacus und mollis hingegen sind zwar auch bereits seit Jahren im Garten präsent, blühen aber nicht jährlich. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die Hauptpflanze den Winter nicht überstanden hat. Und die neuen zarten Pflänzchen, die glücklicherweise recht zuverlässig aus den Wurzeln austreiben, brauchen zwei bis drei Jahre bis zur ersten Blüte. Unter der Voraussetzung, dass sie in den folgenden Wintern nicht erneut zu stark zurückfrieren.
Winterschutz ist bei diesen dreien also durchaus ratsam. Das kann eine leichte Auflage aus Stroh, Laub oder anderem organischen Material sein, aber auch ein paar darübergelegte Fichten- oder Tannenzweige nützen. Zu dick sollte eine solche Auflage jedenfalls nicht sein, damit die Wurzeln darunter nicht faulen. In schneereichen Gegenden genügt meist schon die isolierende Wirkung einer geschlossenen Schneedecke.
Acanthus-Blätter v. l. n. r.:
syriacus, mollis, spinosus, hungaricus
Die Blüten von Acanthus hungaricus, mollis, spinosus und syriacus ähneln sich doch sehr. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal bei Akanthus-Arten sind deshalb die Blätter. Und: Die einzelnen Bärenklau-Arten sind nicht immer "rein" in Kultur. Hinter so mancher Bezeichnung verbergen sich Kreuzungen, die den Elternteilen nicht exakt zugeordnet sind oder gar nicht mehr zugeordnet werden können. Fazit: Augen auf beim Pflanzenkauf und gut informiert auf die Details achten. Und trotzdem offen für Neues bleiben …
Acanthus hungaricus (Balkan-Bärenklau) – Blatthorst
Wo wir schon beim Blatt sind: Die mächtigen und ach so schönen, sattgrünen Blatthorste vieler Akanthus-Arten bleiben nicht bis zum Herbst. Das Laub vergilbt mit der Samenreife und stirbt nach und nach ab – je trockener es ist, desto schneller geht dieser Prozess vonstatten. Ein herbstlicher Neuaustrieb nach dieser Sommerpause ist in unseren Breiten in der Regel nicht zu erwarten; da heißt es also Geduld bis zum Frühjahr und mit geschickter Pflanzung von Begleitstauden dafür zu sorgen, dass sein Fehlen im Spätsommer und Herbst nicht zu unangenehm auffällt.
Acanthus hungaricus (Balkan-Bärenklau) – Blüte
Alles in allem sind Bärenklau-Arten – je nach Art und Garten mit kleinen Einschränkungen – dankbare und empfehlenswerte Gartenstauden. Doch Vorsicht – nicht verwechseln oder durcheinanderbringen: Unter dem deutschen Namen "Bärenklau" ist noch eine andere Pflanzengattung bekannt, die mit dem Akanthus jedoch so viel zu tun hat wie Tütensuppen mit einem Gourmetmenü. Heracleum aus der Familie der Apiaceae, dessen Art mantegazzianum neben Riesen-Bärenklau auch Herkulesstaude genannt wird, ist eine imposante und inzwischen in Mitteleuropa heimisch gewordene Wildstaude, die nach anfänglicher Begeisterung für die stattliche Größe (bis drei Meter Wuchshöhe, riesige Blütendolden und Blätter) mehr und mehr in Verruf geraten ist:
Aufgepasst also, von welcher Pflanze beim "Bärenklau" konkret die Rede ist. Schade, dass ich Ihnen von Heracleum mantegazzianum kein Foto präsentieren kann, aber kein Problem – auf Wikipedia werden Sie fündig.
Etwa 30 Arten haben die Botaniker derzeit der Gattung Acanthus zugeordnet. Untern den wenigen, die für die Gartengestaltung in unseren Breiten überhaupt infrage kommen, ist Acanthus hungaricus sicher der in unseren Gärten am häufigsten anzutreffende Bärenklau. Er wächst horstig, was man nicht von allen Vertretern der Gattung Acanthus behaupten kann. Trotzdem werden es im Lauf der Jahre vielleicht immer mehr Pflanzen, weil man schlicht vergisst, rechtzeitig ehe sie den Samen ausschleudern die verblühten Blütenstände zu entfernen. Die sind einfach zu attraktiv und so schön anzusehen.
Das natürliche Verbreitungsgebiet von A. hungaricus ist der Balkan mit Südwest-Rumänien, die deutschen Namen "Ungarischer Akanthus" und "Balkan-Bärenklau" kommen also nicht von ungefähr. Sein großes Plus ist unzweifelhaft seine Winterhärte. Hat er sich erst mal im Garten etabliert, bleibt der Ungarische Bärenklau erhalten und blüht jedes Jahr zuverlässig.
Acanthus hungaricus (Balkan-Bärenklau) – Austrieb
Dieser Bärenklau passt sowohl als Highlight mitten ins Staudenbeet als auch als Vorpflanzung vor Gehölzgruppen. Bitte in gebührendem Abstand, denn ein Acanthus hungaricus kann schon mal einen Quadratmeter für sich allein beanspruchen und der Versuch, seine Wuchsfreude zu bremsen, wird schiefgehen: Aus verletzten Wurzeln kommen neue Triebe, der Akanthus braucht noch mehr Platz! Das Pflanzen eines Akanthus hungaricus ist also mehr oder weniger eine Entscheidung fürs Leben. Geeignete (langlebige) Begleitstauden – auch zum Kaschieren seines frühen Einzugs – sind zum Beispiel Ziergräser wie Panicum virgatum (Echte Rutenhirse) und Calamagrostis varia (Berg-Reitgras), Gillenia trifoliata (Nördliche Dreiblattspiere), Solidago 'Strahlenkrone' (Garten-Goldrute) oder Symphyotrichum dumosum (Kissen-Aster) und Symphyotrichum novae-angliae (Raublatt-Aster).
Noch eine Info für alle, die Acanthus balcanicus oder longifolius suchen: Acanthus hungaricus wird auch unter dem Namen A. balcanicus und A. longifolius angeboten. Nach Zander, Handwörterbuch der Pflanzennamen, 2014 (ISBN 978-3-8001-7953-4), sind Acanthus hungaricus, balcanicus und longifolius identisch und deshalb ist die Erstbeschreibung für die botanische Namensgebung ausschlaggebend. Und damit hat der Acanthus hungaricus "gewonnen".
Wuchshöhe: | 50-120 cm |
Blütenfarbe: | weißlichrosa (nur ein Blütenblatt vorhanden) |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | Solitär; Schnittpflanze |
Hinweis: | Staunässe vermeiden; Fruchtschmuck |
Hier haben wir das "Weichei" in der Verwandtschaft, dessen Herkunft noch nicht mal genau geklärt ist (Spanien, Frankreich, Italien, Kroatien und Mazedonien werden jedoch häufig als seine Heimat genannt). Mit mitteleuropäischen Wintern tut sich der Pracht-Akanthus schwer, und er blüht nur zuverlässig nach milden Wintern oder mit einem soliden Winterschutz.
Offen gesagt, es ist durchaus kein Verlust, sich auf A. hungaricus, spinosus und syriacus zu beschränken, denn Acanthus mollis hat im Vergleich zu den drei anderen die blassesten Blüten. Ihn würde ich eher in die Rubrik "Sammlerstück" stecken, und es ist mir ein Rätsel, wie er es zu dem deutschen Namen Pracht-Akanthus brachte. Wobei: Für Verehrer der korinthischen Baukunst dürfte der Acanthus mollis var. mollis von Bedeutung sein, denn seine Blätter könnten als Vorlage für die ornamentalen Verzierungen der Kapitelle (Säulen) gedient haben. Oder sind es doch die Blätter von Acanthus spinosus?
Acanthus mollis (Pracht-Akanthus) – Austrieb
Wie sagt Dieter Nuhr, der Kabarettist, immer so schön: "Man weiß es nicht." Und ich habe ob der vielen unterschiedlichen Darstellungen von Akanthus-Ornamenten den Verdacht, dass die Handwerker und Künstler vergangener Epochen durchaus kreativ in ihrer Interpretation der Akanthus-Blätter waren und eventuell das als Vorlage nahmen, was gerade greifbar war. Könnte das sein?
Einerlei, denn für die hier vorgestellte und – wenn überhaupt – in den Staudengärtnereien angebotene Art gilt das nicht. Hierbei handelt es sich nämlich um die Unterart mollis var. latifolius mit rundlichen, wenig gekerbten Blattlappen (im Unterschied zu den als tief eingeschnitten und länglich beschriebenen des A. mollis var. mollis). Auch sie blüht nur zuverlässig nach milden Wintern oder mit Winterschutz.
Wer einen Pracht-Akanthus auftreibt und einen Versuch mit ihm machen möchte – Salvia nemorosa (Steppen- oder Wiesen-Salbei), Stachys byzanthina (Woll-Ziest), und hohe sowie mittelhohe Astern-Arten wären als Nachbarpflanzen reizvoll.
Wuchshöhe: | 60-100 cm |
Blütenfarbe: | weißlichrosa (nur ein Blütenblatt vorhanden) |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: | Staunässe vermeiden; leichter Winterschutz |
Hm, beim Nachrecherchieren sind mir Zweifel gekommen, ob es sich bei dem aus Samen gezogenen Stachligen Bärenklau (Saatgut von der Hardy Plant Society in England, also kein Profi-Vertrieb) in meinem Garten um einen "echten" Acanthus spinosus handelt oder ob es nicht doch eine Kreuzung und ein Acanthus hungaricus mit ins Erbgut geschossen ist.
Die Blüten lassen keinen Zweifel an der Echtheit – sie sind wesentlich dunkler als die von A. hungaricus und A. mollis, sind also intensiv rosa überhaucht und fast schon purpur, nicht nur rosa geadert. Zudem sind auch die unteren, stacheligen Tragblätter, die die Früchte zieren, fast durchgängig dunkelrosa.
Acanthus spinosus (Stachliger Akanthus) – Austrieb
Aber die Blätter: Stacheln hat mein Acanthus spinosus so gut wie keine, nur vereinzelt finden sich welche an den Blatträndern, doch die sind eher weich und keineswegs furchteinflößend. Das Blatt ist jedoch das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal bei den Bärenklau-Arten (hier ein Aber, weil sich A. spinosus, hungaricus und mollis im Austrieb sehr ähneln).
Noch etwas, das mehr auf Acanthus spinosus hindeutet: Wenn es dem Stachligen Akanthus irgendwo gefällt (Boden, Klima etc.), sollte man seinen Ausbreitungsdrang nicht unterschätzen. Und in die Breite geht der Bärenklau, den ich als spinosus im Garten habe. Auch mir bleibt deshalb nichts anderes übrig, als regelmäßig einige Ausläufer auszugraben, um ihn in Schach zu halten. So richtig unangenehm aufgefallen ist er damit in Keidenzell dennoch nicht und er steht immerhin schon seit 2001 oder 2002.
Acanthus spinosus (Stachliger Akanthus) mit Eryngium giganteum (Elfenbeindistel)
Der Stachlige Akanthus braucht ebenfalls Winterschutz, wenn er sicher blühen soll, auch wenn die Aussagen in der Fachliteratur dazu widersprüchlich sind. Nachdem er bei mir allerdings ohne Winterschutz nicht jedes Jahr blüht, sage ich, dass es stimmt. Punkt.
Ein Phänomen ist für mich nach wie vor die Form der Blütenstände des Stachligen Akanthus: Manchmal sind die Blütenstände ellenlang, manchmal kurz, fast schon knubbelig. In manchen Jahren erscheinen lange, mittlere und kurze Blütenstände nebeneinander. Woran das liegt? Es könnte mit der Temperatur und der Wasserversorgung bei der Entwicklung der einzelnen Blütentriebe zusammenhängen, eine andere Erklärung habe ich nicht dafür.
Acanthus spinosus (Stachliger Akanthus) vergilbt zum Blühende
Für größere Gärten würde ich sagen: Durchaus empfehlenswert, der Acanthus spinosus. Stellen Sie ihm durchsetzungsstarke Stauden zur Seite, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen und die sein frühes Einziehen der Blätter und die dadurch entstehende Lücke im Beet kaschieren. Aruncus dioicus (Wald-Geißbart), Hemerocallis-Hybriden (Taglilien), Miscanthus sinensis 'Pünktchen' (Silber-Chinaschilf), Phlomis russeliana (Brandkraut) oder Geranium x magnificum (Pracht-Storchschnabel) kämen da infrage und – ganz besonders reizvoll in meinen Augen – Eryngium giganteum, die Elfenbeindistel.
Wuchshöhe: | 80-125 cm |
Blütenfarbe: | weißlich, kräftig rosa überhaucht (nur ein Blütenblatt) |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: | Staunässe vermeiden; leichter Winterschutz |
Acanthus syriacus (Syrischer Bärenklau) mit Fruchtschmuck
Die Kleinsten sind oft am "bissigsten" und der Syrische Bärenklau zeichnet sich besonders durch enorme Wehrhaftigkeit aus. Beim Zurückschneiden muss man sehr aufpassen, sich nicht zu verletzen (er pikt sogar durch Handschuhe). Acanthus syriacus ist aber auch sonst mit Vorsicht zu genießen, denn er ist im Garten nicht ganz einfach zu kultivieren und mag Staunässe besonders ungern. Aber auch bei Trockenheit im Sommer verschwindet er häufig; er treibt erneut durch, sobald er wieder genügend Wasser hat. Im Gegensatz zu seinen Kollegen zieht er damit nicht generell nach der Blüte ein.
Acanthus syriacus braucht nicht so viel Platz wie seine "Kollegen" und passt damit auch in kleinere Gärten (Ausläufer hat er bei mir im Garten noch nie gemacht). An geschützter Stelle im Steingarten würde er sich wegen des dort vorhandenen durchlässigen Substrats sicher am wohlsten fühlen, doch er hält sich im Beet ebenfalls – bei mir schon seit über 15 Jahren.
Was der Syrische Bärenklau (er stammt ursprünglich tatsächlich aus Syrien, dem Libanon, Palästina und der Türkei) unbedingt benötigt, ist ein guter Winterschutz, sonst lässt er möglicherweise jahrelang die Blüte vermissen. Der "Zander" gibt seine Winterhärte mit Z8 an (bis ‑12,2 °C) und diese Tiefsttemperatur ist in Deutschland schnell mal erreicht. Keine Angst, so genau nimmt es Acanthus syriacus damit nicht. Bis an die ‑20 °C hat er bei mir schon mehr als einmal verkraftet.
Acanthus syriacus (Syrischer Bärenklau) – Austrieb
Ansonsten verhält es sich mit dem Syrischen Bärenklau ebenso wie mit dem Ungarischen, dem Weichen und dem Stacheligen Bärenklau, die sich am Naturstandort mit relativ kargen Verhältnissen bescheidenen, wie sie an Gebüschrändern oder auf (steinigem) Brachland anzutreffen sind. Acanthus syriacus lässt sich als typisches "Kind" der Maccia recht problemlos im Garten ansiedeln, sofern er an einen trockenen bis frischen Standort (sonnig bis halbschattig) und vor (Winter-)
Wuchshöhe: | 40-85 cm |
Blütenfarbe: | gelblich/crème (nur ein Blütenblatt) |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | Steingarten |
Hinweis: | Staunässe vermeiden; leichter Winterschutz |