Dieser Spruch war Top-Ten-Mitglied der Poesiealben-Sprüche ganzer Generationen. Wie aber das Veilchen ausgerechnet ins Moos kam?
Viola odorata (Duft-Veilchen) im Gras
Da könnte man meinen, dieser Spruch sei beim Betrachten meines Rasens zu Papier gebracht worden! Gras, Moos, Achillea millefolium (Wiesen-Schafgarbe – nomen est omen!), Teucrium hyrcanicum (Kaukasus-Gamander), Trifolium (Klee) und eben Viola odorata (März-Veilchen) – sie alle versammeln sich bei mir, um gemeinsam das zu bilden, was man gemeinhin Rasen nennt.
Veilchen sind bezaubernd, läuten sie doch gedanklich das Frühjahr ein, obwohl sie oft noch einmal unter einer dicken Schneedecke "begraben" werden. Damit meinen wir jedoch meist die kleinblütigen Hornveilchen (Viola cornuta) sowie die großblütigen Stiefmütterchen (Viola wittrockiana), die im Frühling in so vielen Blütenfarben angeboten werden, dass wir uns gar nicht entscheiden können.
Wenn sie ihren Zweck erfüllt haben und im Mai, spätestens im Juni den Sommerblühern in Kästen, Schalen und Kübeln weichen müssen, sollten die ausgedienten Stiefmütterchen ein Plätzchen im Garten bekommen. Auch wenn sie dort nur kurzlebig sind und bloß ein paar Jahre aushalten – zum Wegwerfen sind die anspruchslosen Pflanzen doch zu schade.
Samen der Viola odorata (Duft-Veilchen) mit Elaiosom
Die Samen der Viola-Arten sind mit einem sogenannten Elaiosom versehen, das ist ein klebriges, nährstoffreiches Anhängsel. Dieser klebrige, zuckrige, fette Anhang ist bei Ameisen ein beliebtes "Nahrungsergänzungsmittel", sie schleppen die Samen in ihr Nest, "ernten" das Elaiosom und befördern die Samen wieder nach draußen (oder auch nicht). Auf diese Weise kann so ein Samenkorn jedenfalls ganz schöne Wege zurücklegen.
Generell kann man allerdings sagen, dass lange Wege dem Viola-Samen gar nicht guttun, denn er ist zum einen recht (druck-)empfindlich, zum anderen "altert" er schnell. Gute Keimergebnisse sind deshalb mit gekauftem Saatgut nicht zu erzielen. Wenn Aussaat, dann direkt nach der Ernte, am besten noch direkt von der Samenkapsel in die Aussaatkiste. Wer das mal versuchen möchte, sollte dennoch nicht enttäuscht sein, falls das Ergebnis eher mau ist. Viele Veilchen sind übrigens Kaltkeimer (Aussaatanleitung am Seitenende).
Besser ist es, Veilchen vegetativ zu vermehren, also entweder durch Teilen größerer Horste nach der Blüte, mit Kopfstecklingen oder (zum Beispiel bei Viola odorata) ganz simpel, indem man bewurzelte Seitentriebe ausgräbt und direkt verpflanzt oder erst eine Weile in Töpfchen kultiviert.
Bei uns hat das Kanada-Veilchen einen schweren Stand: Schnecken machen ihm zu schaffen und erst recht der Lehmboden. Trotzdem schlägt es sich seit über zehn Jahren wacker und trotzt allen Widrigkeiten.
Viola canadensis var. rugulosa wird höher als die meisten anderen Veilchen, zumindest wenn es einen Standort hat, der nicht zu trocken ist. Halbschatten wäre perfekt, Sonne wird akzeptiert. Mit kurzen Ausläufern bildet sie im Lauf der Jahre ansehnliche Horste. Schön wirkt dieses Veilchen zu mehreren gepflanzt vor oder zwischen Gehölzen. Das Kanada-Veilchen ist völlig winterhart und blüht im Sommer oft ein zweites Mal.
Wuchshöhe: | 20-30 cm |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | macht kurze Ausläufer |
Einen deutschen Namen hat dieser kleine Gartenvagabund nicht – man nennt ihn nach seiner Heimat Zentralrumänien schlicht Rumänisches Veilchen.
Viola jooi liebt Steine und ist damit an nicht zu trockenen, halbschattigen Standorten im Steingarten am besten aufgehoben. So weit die Theorie. In der Praxis ist dieser nette Zwerg mit den porzellanblauen Blüten sehr kurzlebig (zwei bis drei Jahre) und taucht mal hier, mal da im Garten auf, weil er sich ausgesät hat – auch an Stellen, die eher nicht zu seinem Repertoire an Lieblingsplätzen zählen. Schuld daran dürfte das Elaiosom sein und umso schneller ist er dann natürlich wieder weg.
Wuchshöhe: | 10 cm |
Blütenfarbe: | porzellanblau |
Blütezeit: | April, Mai |
Lichtverhältnisse: | (sonnig-)halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: |
Durch Rasenflächen zu mäandern, ist eine Spezialität des März-Veilchens. Mit ihren oberirdischen langen Ausläufern bildet diese einheimische Staude (deutschlandweit ungefährdet; Stand Januar 2024) lockere Bestände, für ihr Überleben in der einheimischen Flora sorgt aber wohl eher die Selbstaussaat (Kaltkeimer!). Im Garten kann Viola odorata damit ziemlich lästig werden: Endstation Kompost heißt es dann für alle überzähligen Sämlinge und bewurzelten Ausläufer, die man irgendwann ausgraben muss; es hilft ja nix. Solche Pflegearbeiten kann man gut auf die Wintermonate verschieben, solange der Boden nicht gefroren ist, denn das Wohlriechende Veilchen ist immergrün und damit rund ums Jahr gut sichtbar.
Die meisten Viola odorata dürfen bei mir im Garten jedoch bleiben, denn ich brauch' sie ja als Raupen-Futterpflanzen für den Kleinen Perlmutterfalter (Issoria lathonia), auch wenn ich tatsächlich noch nie seine Raupen "bei der Arbeit" beobachten konnte. Die lebhaft orange gefärbten und schwarz gezeichneten Edelfalter hingegen machen mir jedes Jahr die Freude, vor meine (Kamera-)
Kleiner Perlmutterfalter auf Cephalaria gigantea (Riesen-Schuppenkopf)
Zu Viola odorata als bevorzugte Futterpflanze der Raupen des Kleinen Perlmutterfalters noch eine Anmerkung: Ich habe diese Weisheit dem Buch "Raupen und Schmetterlinge Europas und ihre Futterpflanzen" von D. J. Carter und B. Hargreaves (Verlag Paul Parey 1987, ISBN 3-490-13918-6) entnommen. Andere Quellen aus dem Internet geben Viola arvensis bzw. in Magerrasengebieten Viola hirta als Haupt-Futterpflanzen an. Wer recht hat und wer falsch liegt, ist aber vermutlich unerheblich. In unserer "aufgeräumten" (oder vielleicht besser: "ausgeräumten"?) Landschaft muss man als Schmetterling wahrscheinlich froh sein, wenn man für den Nachwuchs überhaupt noch was einigermaßen Passendes findet.
Ein idealer Standort für das März-Veilchen wäre am halbschattigen bis schattigen Gehölzrand. Dass es dort öfter mal recht trocken ist, verkraftet Viola odorata, frische Standorte mit ausreichend Bodenfeuchtigkeit sind jedoch eher ihr Fall. Das Duft-Veilchen gilt als Stickstoffzeiger, größere Bestände deuten deshalb darauf hin, dass der Boden reichlich bis überreich mit Stickstoff versorgt ist (beim Düngen berücksichtigen!).
Spannend ist beim März-Veilchen (und anderen Viola-Arten sowie weiteren Pflanzen) die Blüte: Viola odorata bringt nicht nur die gut sichtbaren violetten Blüten hervor, sondern zudem gut im Blattwerk versteckte Blütenknospen, die sich nicht öffnen und in denen dennoch die Befruchtung stattfindet. Solche "internen" Befruchtungsvorgänge, ohne dass sich die Blüten öffnen und Insekten, der Wind oder Wasser als Befruchter im Spiel sind, werden Kleistogamie genannt. Sinnvoll sind dererlei autarke Fortpflanzungstaktiken beispielsweise in Gegenden, in denen kaum Insekten unterwegs sind.
Die Blüten des Wohlriechenden Veilchens verströmen einen leichten Duft, der sich auf ausgedehnteren freien Flächen jedoch verliert. Er ist am ehesten wahrnehmbar, wenn die Pflanzen einen nach allen Seiten geschützten Standort haben.
Viola odorata ist – zumindest in Deutschland – der Inbegriff von Garten-Veilchen. Passend zum Veilchen-Spruch fürs Poesie-Album gab und gibt es sogar Einklebebilder/
Heute wie früher wird das Wohlriechende Veilchen zu medizinischen Zwecken genutzt. Die Kosmetikindustrie macht sich die wertvollen Inhaltsstoffe von Viola odorata in Cremes und Tinkturen ebenfalls zunutze. Nicht zu vergessen den Einsatz der Veilchenblüten in der Küche zum Aromatisieren und Dekorieren.
Wuchshöhe: | 8-25 cm |
Blütenfarbe: | violett |
Blütezeit: | März, April, Mai |
Lichtverhältnisse: | halbschattig-schattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | Gehölzrand |
Hinweis: | immergrün; bevorzugt stickstoffreichen Boden |
Noch so ein niedlicher Zwerg ohne deutschen Namen. Prärie-Veilchen wird er meist genannt, weil er in seiner Heimat Nord-Amerika auf Waldlichtungen und in Prärien vorkommt.
Ebenso gut würde jedoch Ritterspornblättriges Veilchen passen als Übersetzung seines botanischen Synonyms Viola delphinifolia (Delphinium = Rittersporn, folium = Blatt). Die tief eingeschnittenen Blätter von Viola pedatifida sind so ganz anders als die rundlichen, kaum eingekerbten der meisten anderen Arten und erinnern tatsächlich an Ritterspornblätter.
Das Prärie-Veilchen soll eigentlich recht ausdauernd sein, das war es bei mir leider nicht. Hinterher ist man immer schlauer und daher meine Empfehlung: nur im Steingarten mit sehr durchlässigem Boden in voller Sonne ansiedeln. Vor allem im Frühjahr darf es zudem nicht zu trocken sein. Im Beet geht Viola pedatifida viel zu leicht unter.
Einen Versuch sollte Ihnen das Prärie-Veilchen allemal wert sein, denn seine ungewöhnlichen Blätter (für ein Veilchen) und die großen violetten Blüten machen es ungemein attraktiv!
Wuchshöhe: | 8-10 cm |
Blütenfarbe: | hell blauviolett |
Blütezeit: | April, Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | Steingarten |
Hinweis: | braucht sehr durchlässigen Boden |
Das einheimische Hain-Veilchen (in der Natur nicht gefährdet und deshalb nicht besonders geschützt, Stand Januar 2024) ist eine hübsche kleine Art, die sich im Halbschatten und an absonnigen Standorten am wohlsten fühlt. Sie schätzt saure Böden und verträgt erfreulich viel Trockenheit.
Kaisermantel auf Echinacea purpurea (Roter Schein-Sonnenhut)
Ihr Überleben sichert sich Viola riviniana mit Selbstaussaat, fällt damit aber nicht unangenehm auf. Im Gegenteil – man freut sich richtig, wenn man irgendwo einem Sämling begegnet und sei es mitten in einem Weg oder in der vollen Sonne. Veilchen im Allgemeinen und Hain-Veilchen im Besonderen sind zudem die Futterpflanzen für die Raupen des Kaisermantels (Argynnis paphia). Wer diesem großen Edelfalter seinen Fortbestand sichern möchte, sollte deshalb ruhig mehr Hain-Veilchen im Garten tolerieren als eigentlich gewünscht. Es ist ein gutes Zeichen, wenn die Bestände im Lauf des Frühjahrs wie von selbst abnehmen (weil sich Kaisermantel-Raupen daran gütlich tun).
In der Purpurea-Gruppe sind rotblättrige Auslesen versammelt mit mehr oder weniger intensiv rötlich/
Wuchshöhe: | 10-20 cm |
Blütenfarbe: | purpurviolett |
Blütezeit: | April, Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | versamt etwas |
'Freckles' ist eine sehr aparte Sorte der recht anspruchslosen Pfingst-Veilchen. Selbst im schweren Lehmboden hier ist Viola sororia starkwüchsig, das habe ich bei Veilchen sonst eher selten erlebt (wenn man mal vom Wohlriechenden Veilchen – Viola odorata – absieht).
Die gesprenkelten Blüten von 'Freckles' sehe ich inzwischen an immer mehr Stellen im Garten, die "Mutterpflanzen" haben sich also gut ausgesät (Kaltkeimer!), die Samen fallen "echt" (sortenrein). Die Winter haben Viola sororia bislang ohne jeden Schutz ausgezeichnet überstanden, winterhart sind sie also auch.
Viola sororia 'Freckles' (Pfingst-Veilchen) – aufgeplatzte Frucht
Seiner bezaubernden und filigranen Blüten wegen, sollte 'Freckles' zur Blütezeit im Mai/
Wuchshöhe: | 10-15 cm |
Blütenfarbe: | weiß mit blauvioletten Flecken |
Blütezeit: | April, Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | halbschattig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | starkwüchsig; versamt |
So gehen Sie bei der Aussaat (am besten Anfang Februar) von Kaltkeimern vor:
Falls alle Mühe vergeben ist und nichts keimen will, nicht gleich aufgeben. Stattdessen die Prozedur mit der Kühlung im Kühlschrank für einige Wochen wiederholen. Sollte selbst dann nichts keimen – was bei frischen Samen unwahrscheinlich ist –, überlassen Sie das Aussaatgefäß einfach im Garten sich selbst. Nach dem Motto "Soll's machen, was es will" sind schon manche Samen im nächsten Frühjahr gekeimt, wenn keiner mehr an sie gedacht hat.