Taglilien waren in Europa bereits bekannt, als Ende des 18. Jahrhunderts die ersten Hosta (Funkien) aus Japan und China eingeführt wurden. Aus welchen Gründen auch immer, ordneten die Naturwissenschaftler damals Hosta den Hemerocallis zu, und so trat die Hosta plantaginea als "Pariser Hemerocallis" von Frankreich aus ihren Siegeszug durch Europa an. Lange Jahre blieb es bei diesem Namen, erst Anfang des 19. Jahrhunderts hat man die Funkien in eine eigene Gattung ausgegliedert und die Taglilien durften wieder unter sich bleiben.
Eine Taglilie zieht die Blicke an
Im Prinzip wäre die Gattung Hemerocallis mit ihren 20 Arten dadurch richtig übersichtlich. Fast schon unüberschaubar sind jedoch die unzähligen Hemerocallis-Hybriden, die ab Mitte des letzten Jahrhunderts weltweit gezüchtet wurden und werden. Manche Gärtnereien haben sich sogar ganz darauf spezialisiert und bieten andere Stauden und Gräser sozusagen nur noch als Beiwerk an.
Hemerocallis (Taglilie) – Austrieb
Ich finde: Taglilien sollten zwar in keinem Garten fehlen, denn viele sind wertvolle Sommerblüher und meist leuchtende Farbtupfer zugleich, aber der Sortenkult ist überbewertet (wie auch bei Phlox oder Hosta etwa). Was nützt mir die fünfzigste rote Sorte, wenn ich sie nirgends bekommen kann und mein Garten zudem schon aus allen Nähten platzt und ich dafür gar keinen Platz mehr habe?
Hemerocallis 'Stella d'Oro' (Taglilie)
Schön ist bei Hemerocallis, dass sie so pflegeleicht sind und ihrem Besitzer sogar noch "zur Hand gehen", indem sie mit ihren dichten oft ausladenden Blatthorsten das Unkraut unterdrücken. Anspruchslos sind Taglilien überdies, sie nehmen mit jedem Standort vorlieb, solange sie für einen üppigen Blütenflor ausreichend mit Wasser versorgt werden. Manchmal muss man jedoch Prioritäten setzen, und wer Taglilien wegen ihrer kräftigen Wurzeln zur Hangbefestigung nutzt, dem wird ihre Trockenheitsverträglichkeit wichtiger sein als Blütenfülle.
Hemerocallis (Taglilie) – Samenstand
Hemerocallis setzen gut und viel Samen an, doch im Garten keimen davon wenig. Um sie zu vermehren, braucht es aber keine Sämlinge: Die üppigen Horste lassen sich nach Bedarf teilen, vorzugsweise im Frühjahr zum Austrieb. Die abgetrennten Teilstücke werden gleich an Ort und Stelle gepflanzt und tüchtig angegossen; sie sollten während der ersten Wochen immer wieder mal gegossen werden, falls es nicht genügend regnet.
Nur bei wenigen Pflanzen spielt es eine so große Rolle, wann man sie betrachtet, wie bei Hemerocallis. Eine Blüte, die am Morgen nach dem Aufblühen leuchtend rot wirkt, kann am Mittag schon verblassen und bis zum Abend orange erscheinen. Und dann ist es meist leider auch schon vorbei mit der "Schönheit für einen Tag" (griechisch hemera = Tag, kallos = Schönheit); eine Blüte hält selten länger als einen Tag (oder eine Nacht bei den nachtblühenden H.).
Übrigens: Wer im Winter nicht allzu viel vorhat, der könnte aus den getrockneten Blättern seiner Taglilie Sandalen flechten. Zumindest macht man das in China. Dort hat Hemerocallis allerdings generell einen ganz anderen Stellenwert als in der restlichen Welt, denn Taglilien finden sowohl in der chinesischen Küche als auch in der chinesischen Medizin Verwendung.
Taglilien-Züchtungen gibt es wie Sand am Meer. Es ist schon schwer, da die Spreu von Weizen zu trennen, und deshalb werden jährlich die besten prämiert. Sie dürfen sich dann mit dem "Award" für die beste großblütige, spinnenblütige, vielblütige, niedrigwüchsige, miniwüchsige, gezeichnete, ungezeichnete und was sonst noch alles Hemerocallis schmücken. Die zu Beginn des Züchtungs-Fiebers noch stark eingeschränkte und auf Gelb-, Rot, und Orangetöne beschränkte Farbpalette wurde ebenfalls stark erweitert und so stehen heutzutage praktisch alle Farbtöne für die Gartengestaltung zur Verfügung, nur mit der Farbe Blau tut man sich noch ein bisschen schwer.
Hier ein paar Beispiele:
Wuchshöhe: | 55-85 cm |
Blütenfarbe: | matt kupfer-orange |
Blütezeit: | Juni, Juli, August |
alle H.-Hybriden: Lichtverhältnisse: |
sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: |
rosarot, gelbgrüner Schlund
Juli, August
60-80 cm
leuchtend orange
August, September
60-70 cm
samtig rot, gelbgrüner Schlund
Juni, Juli
40-60 cm
dunkelrot, orangegelber Schlund
Juni, Juli, (August)
60-70 cm
weiß, gelbgrüner Schlund
Juli, August
60-70 cm
gelborange
Juni, Juli (nach Rückschnitt remontierend)
40-45 cm
Das große Plus von Middendorffs Taglilie ist ihre frühe Blütezeit von Mai bis Juni und das Remontieren; sie blüht – meist im September – ein zweites Mal. Das macht diese Hemerocallis für Landschaftgärtner besonders interessant. Im heimischen Garten sollten wir es uns ebenfalls zunutze machen, denn gar so arg viel blüht ja im ausgehenden Sommer sonst nicht mehr.
Wuchshöhe: | 40-80 cm |
Blütenfarbe: | orangegelb |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | remontierend |