Wenn man die Blätter der Koreanischen Minze an einem nebligen Novembertag bei 5 °C Außentemperatur probiert, sollte man vielleicht nicht unbedingt erwarten, dass sich im Gaumen und in der Nase volles Aroma entfaltet, zumal wenn es vorher bereits leichten Nachtfrost gegeben hat. Die meisten Kräuter entwickeln nun mal ihr Aroma am besten bei Sonnenschein und wenn's warm und trocken ist. Okay, verstanden.
Und tatsächlich: Bereits die ersten zarten Blätter nach dem Austrieb im Frühling verströmen beim Zerreiben den für Agastache rugosa typischen leichten Minze-Duft. Im Sommer ist das Aroma am intensivsten, dann können die Blätter auch zum Trocknen und Aufbewahren geerntet werden. Frisch oder getrocknet lassen sich die Blätter für Tees verwenden und für Gerichte, die ein Minzaroma haben sollen (giftig ist die Agastache rugosa also schon mal nicht). Doch wie bei allen Kräutern, geht es auch bei der Korea-Minze nur um den individuellen Geschmack, und ich für meinen Teil verwende echte Minzen (Mentha spec.), wenn ich Minzgeschmack haben möchte. Also kann ich nicht sagen, ob dieses Küchen- und Würzkraut für den Kräutergarten unabdingbar ist. Aber zu Agastache rugosa im Staudengarten kann ich was sagen, damit kenne ich mich aus:
Anders als man es von den meisten Stauden kennt, unterliegen die Agastache-Blüten keiner festen Ordnung: Die Blüten blühen nicht von unten nach oben (wie beim Veronicastrum virginicum – Virginischer Arzneiehrenpreis) oder von oben nach unten auf (wie bei Liatris spicata – Ährige Prachtscharte), sondern sie erscheinen wie zufällig, mal kommen hier welche am Blütenstand, mal da ein paar. So ein fröhliches Durcheinander kenne ich sonst nur vom Verbascum (speziell V. thapsus – Kleinblütige Königskerze).
Agastache rugosa (Koreanische Minze) – verschiedene Blütenstadien
Richtig anmutig sehen die Blüten mit den purpurrosa Kelchblättern bzw. Hüllblättern (abgeblüht dann weißlich), den lavendelblauen Blütenblättern und den keck daraus hervorlugenden rosa (bei ganz frischen Blüten) Staubgefäßen aus. Je nach Lichteinfall und Sonnenintensität wirken die Blütenblätter jedoch mehr blau oder eher violett. Dieser Eindruck wird durch die Kelchblätter und deren in den verschiedenen Blühphasen unterschiedlich intensiv ausgeprägte Färbung noch betont. Das Laub einzelner Exemplare unterstreicht das Farbspiel der Blütenstände ebenfalls, denn manche Pflanzen behalten die rotgrüne Blattfärbung des jungen Austriebs während der gesamten Wachstumsphase; leider sind Agastachen mit solch dunklem Laub dünn gesät, bei den meisten vergrünen ältere Blätter mit der Zeit.
Acker-Hummel (Bombus pascuorum, Männchen)
An den Blütenkerzen zeigen sich bei der Art Agastache rugosa stets nur wenige Blüten gleichzeitig, aber monatelang blühen immer wieder welche auf. Sobald jedoch Nektar und Pollen der Einzelblüten abgeerntet sind, lassen sich keine Insekten mehr auf den Blütenständen blicken, logisch. Wenn die Koreanische Minze (nur die reine Art ist hier wieder gemeint) als Insektenmagnet bezeichnet wird (hauptsächlich für Hummeln, Honigbienen und Schmetterlinge), so kann diese Beobachtung nur an Plätzen gemacht worden sein, an denen viele – sehr viele – solcher Agastachen zusammenstehen. Auf einzelnen Pflanzen herrscht nämlich die meiste Zeit gähnende Leere, was den Reiz dieser Staude zwar in keiner Weise schmälert, hier nur der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt bleiben darf. Bei den inzwischen recht zahlreichen Sorten verhält es sich etwas anders. Sie zeichnen sich oft durch eine höhere Blütendichte aus, das sind ja auch meist Kreuzungen aus Agastache rugosa und Agastache foeniculum.
Agastache rugosa (Koreanische Minze) – Knospen
Fest steht: Befruchtet werden alle Blüten der Koreanischen Minze, und die vielen Samen, die infolgedessen gebildet und verteilt werden, können zum Problem werden, denn es keimt jedes einzelne Samenkorn, wie es scheint. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie die Blütentriebe nach dem Verblühen und vor der Samenreife abschneiden, obwohl es natürlich um die dekorativen Samenstände schade ist. Nur ganz wenige sollten stehen bleiben dürfen, um für Nachwuchs zu sorgen. Denn die Selbstaussaat hat auch ihr Gutes, weil Agastache rugosa zwar winterhart und mehrjährig, doch recht kurzlebig ist und nach wenigen Jahren aufgibt. Unter den Sorten finden sich dagegen einige wie beispielsweise 'Blue Fortune', die sich nicht selbst aussäen (können), weil sie steril sind.
Am besten keimt, wächst und gedeiht Agastache rugosa bei mir in den offenen Fugen eines gepflasterten Platzes in der vollen Sonne. Da hat sie's trocken, gleichzeitig hält sich unter den Steinen aber die Feuchtigkeit. Und natürlich ist die Drainage dort prima, das Pflaster hat schließlich einen wasserdurchlässigen Unterbau aus Sand und Splitt. An jedem anderen Standort mit gutem Wasserabzug in (bevorzugt) eher sandigem Boden (bei mir gibt's fast nur lehmiges Substrat), sollte sie sich jedoch genauso gut entwickeln.
Agastache rugosa (Koreanische Minze) mit Spätfrostschaden
Es gibt übrigens Situationen, in denen selbst eine winterharte Staude nicht gegen den Frost gefeit ist. Dann nämlich, wenn sie der Spätfrost im Frühjahr kalt erwischt und dem noch jungen, zarten Austrieb mächtig zusetzt. In der Regel ist das allerdings kein Grund zur Sorge – die Duftnessel erholt sich von solchen Frostschäden und treibt neu aus, sofern die Pflanze nicht durch und durch zurückgefroren ist.
Neben dem Rückschnitt der verblühten Blütentriebe (schneiden sie sie bodennah ab), damit sie sich nicht aussät, und bei anhaltender Trockenheit ab und an ein Schlückchen Wasser braucht die Koreanische Minze keine Pflege. Auf jeden Fall sollte man sparsam mit Dünger umgehen, zumal wenn geplant ist, sie als Gewürzpflanze zu nutzen und sei es nur, dass die Blüten als essbare Dekoration auf den Tellern landen sollen.
Agastache rugosa ist so unaufdringlich, ihr Wuchs so kerzengerade, dass sie sich wunderbar als Staude "für zwischendrin" eignet. Als Lückenfüller kann sie Beete gezielt "aufplustern", zum Beispiel wenn Sie eine Fläche gerade erst neu bepflanzt haben. Probieren Sie für solche Zwecke Direktsaat: Zur Samenreife und bevor die Samen ausfallen nehmen Sie etwas Saatgut ab, legen jeweils zwei oder drei Samenkörner (in größere Lücken mehr) in die Lücke, die die Duftnesseln später ausfüllen sollen, und decken sie leicht mit Erde ab. Nun die Samen angießen (und bei trockener Witterung weiterhin regelmäßig gießen/
Vor dem Zugriff von Vögeln und Feuerwanzen sind die Samen durch das Abdecken mit Erde weitgehend sicher. Die Chancen stehen deshalb gut, dass der Plan aufgeht und die Agastachen bereits im folgenden Gartenjahr für einen üppigen Flor sorgen.
Die Aussaat im Haus auf der Fensterbank gelingt mit frischem Samen ebenfalls leicht. Am besten natürlich mit nach der Samenreife selbst geerntetem Saatgut (Achtung: Manche Sorten setzen keine Samen an, sie sind steril!), das kühl und trocken aufbewahrt wird, ehe es im darauffolgenden Frühjahr zum Einsatz kommt. Die relativ großen Samen (die Aussaat etwa in Samenstärke mit Erde abdecken) lassen sich recht gut handhaben, sodass auch Ungeübte damit zurechtkommen.
Agastache rugosa (Koreanische Minze) – Samen
Säen Sie in Töpfchen mit unkrautsamenfreier Erde und halten Sie die Aussaat bis zum Keimen bei ca. 20 °C feucht, jedoch nicht nass; eine Glasscheibe auf dem Aussaatgefäß reduziert die Verdunstung. Sowie Sie die kleinen Sämlinge gut greifen können, werden sie einzeln oder zu mehreren in Töpfchen mit – ebenfalls unkrautsamenfreier – Erde vereinzelt (pikiert, das ist der Fachausdruck). Hell und etwas kühler aufstellen und wiederum feucht, aber nicht nass halten. Bereits nach wenigen Tagen dürfen die pikierten Jungpflanzen ins Freie an einen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung, sofern die Temperaturen tagsüber wenigstens 15 °C betragen und keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind; drohen Minusgrade, müssen die Pflänzchen abends ins Haus geholt werden.
Sind die Pflanztöpfe einigermaßen gut durchwurzelt, kann ausgepflanzt werden.
Agastache (Koreanische Minze) 'Blue Fortune'
Wer bei sich im Garten besonders schöne Duftnesseln entdeckt (Blütenfarbe und/
Als Material eigen sich Kopf- und Teilstecklinge mit ausgereiften (nicht mehr zu jungen und zu weichen) Blättern. Für Kopfstecklinge schneiden Sie eine Triebspitze knapp unterhalb des zweiten voll entwickelten Blattpaares ab und entfernen das untere Blattpaar. Teilstecklinge gewinnen Sie, indem Sie ein Triebstück mit zwei Blattpaaren knapp unterhalb des unteren Blattpaares abschneiden und das untere Blattpaar entfernen. Praktischerweise schneidet man also einen Trieb unterhalb des vierten (ohne die Triebspitzen gerechnet) Blattpaares ab und macht daraus einen Teil- und einen Kopfsteckling.
Agastache rugosa (Koreanische Minze) – Austrieb
Die Schnittflächen der Stiele werden in Holzkohlepulver gestippt (zur "Desinfektion", um Fäulnis zu vermeiden) und die Triebe einzeln recht tief – maximal bis zum verbliebenen Blattpaar – in kleine Töpfchen mit Torf-Sand-Gemisch gesteckt. Anstelle des Torfs können Sie Kokosfasern verwenden. Das Ganze feucht (nicht zu nass) und warm (ca. 20 °C) halten, am besten unter einer übergestülpten farblosen Plastiktüte, sofern kein Treibhaus bzw. Gewächshaus zur Verfügung steht. Keiner direkten Sonneneinstrahlung aussetzen!
Um passendes Stecklingsmaterial zu bekommen, sollten Sie zur Vermehrung vorgesehene Pflanzen noch während der Blüte bodennah zurückschneiden. Der Neuaustrieb dient dann der Vermehrung; dazu nicht benötigte Triebe bleiben einfach stehen, sie entschädigen mit einer Nachblüte für den vorzeitigen Blütenverlust durch den Rückschnitt. Oder Sie kennzeichnen besonders schöne Exemplare und sehen sie zur Vermehrung im kommenden Frühjahr/
Agastache rugosa (Koreanische Minze) mit Echinacea purpurea (Roter Scheinsonnenhut)
Eine Bereicherung für den (Stauden-)
Agastache rugosa (Koreanische Minze) – Weiße Form
Mehr Spielraum lässt da natürlich die weiße Form der Agastache rugosa, zu ihr passt praktisch jeder Sommerblüher, der ihre Standortansprüche teilt (mäßig trocken, sonnig, durchlässiger Boden, bevorzugt sandiger). Als Pflanzpartner für die Korea-Minze (weiß und lavendelblau/
Ich persönlich favorisiere bei der Agastache rugosa jedoch das Zufallsprinzip und gebe spontan entstandenen Pflanzengesellschaften durch verirrte Samenkörner bei der Selbstausaat den Vorzug gegenüber geplanten Staudenarrangements. Es ist oft verblüffend, wer sich da so alles findet – und immer wieder faszinierend. Geben Sie der Duftnessel also ruhig zwischendurch (es muss ja nicht jedes Jahr sein) die Gelegenheit, sich auszusäen und sich Standort und Nachbarn selbst zu suchen, indem Sie einen abgeblühten Blütentrieb stehen lassen. Die jungen Sämlinge können Sie immer noch ausgraben und verpflanzen, falls sie mal irgendwo überhaupt nicht hinpassen.
Wuchshöhe: | 60-120 cm |
Blütenfarbe: | lavendelblau, weiß |
Blütezeit: | Juni, Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | mäßig trocken |
Verwendung: | Gewürzpflanze/ |
Hinweis: |