Verbascum-Chaixii-Hybride (Französische Königskerze)
So schön Königskerzen auch sind, viele Arten sind nur zweijährig und müssen deshalb immer wieder neu gepflanzt werden. Es sei denn, sie säen sich nach der Blüte selbst aus und bleiben so ohne weiteres Zutun im Garten. Fragt sich halt nur, wo sie dann auftauchen; darauf dürfen wir gespannt sein.
Verbascum-Blattaria-Hybride (Schaben-Königskerze)
Die verschiedenen Verbascum-Arten "vermendeln" sich sehr gern, auch solche Kreuzungen sorgen für Spannung und Abwechslung in den Gartenbildern. Sollte mal ein besonders interessantes Exemplar unter den Abkömmlingen sein, das sie länger behalten möchten, ist es ratsam, es beizeiten über Wurzelschnittlinge zu vermehren, weil die Kreuzungen meist steril sind.
Wurzelschnittlinge machen Sie am besten im Februar, Sie brauchen dazu allerdings ein frostfrei gehaltenes Gewächshaus. Und so gehen Sie vor: Der Wurzelstock einer Königskerze wird teilweise freigelegt und eine oder mehrere dickere Wurzeln werden mit einem scharfen Messer abgeschnitten (nicht die Hauptwurzel!). Die Wurzeln anschließend in Teilstücke von etwa 2‑7 cm Länge schneiden (dickere Wurzeln in kürzere, dünnere in längere Stücke). Verbascum-Schnittlinge werden senkrecht gesteckt, das Behältnis/
Substrat: Pflanzerde mit ca. 20 % Sandbeimischung
Temperatur: im Idealfall 6‑12 °C, auf jeden Fall aber frostfrei
Feuchtigkeit: nicht austrocknen lassen, nicht ersäufen
Das Anzuchtgefäß wird dunkel aufgestellt; sobald die Schnittlinge austreiben, stellt man sie heller und wärmer.
Königskerzen-Mönch – Raupe auf Verbascum thapsus (Kleinblütige Königskerze)
Wer sich im Garten lieber nicht auf Experimente einlässt und Selbstaussaat vermeiden möchte, dem bleibt der rechtzeitige Rückschnitt der abgeblühten Blütentriebe seiner Königskerzen. Das ist nicht so einfach den richtigen Zeitpunkt dafür zu erwischen, weil sich immer noch neue Blüten öffnen, während längst die ersten Samen reifen.
Königskerzen sind Futterpflanzen für die Raupen des Königskerzen-Mönchs. In manchen Jahren ist der Befall derart massiv, dass nicht nur die Blätter, sondern sogar die Blüten daran glauben müssen und die Pflanzen kahl gefressen sind. Um das zu verhindern, sollten sie regelmäßig kontrolliert und Raupen abgesammelt und weit weg gebracht werden. Ob man die Raupen also verhungern lassen soll? Diese Frage muss jeder für sich beantworten. Aber was noch immer und in jeder Situation geholfen hat, ist ein Kompromiss!
Ausführlichere Informationen zum Königskerzen-Mönch und seinen Raupen erhalten Sie auf meiner Seite über den Tierischen Ärger im Garten.
Nisthilfe aus Stängeln an Maschendraht
Dickere abgeschnittene Stängel von Verbascum sollten nicht weggeworfen oder kompostiert werden. Bieten Sie sie im nächsten Frühling stattdessen Wildbienen (und anderen Insekten) als Nistplatz an. Schneiden Sie die Stängel oben an; die ideale Gesamtlänge liegt bei 80‑100 cm und die Schnittkante sollte glatt sein, nicht ausgefranst oder gar scharfkantig. Befestigen Sie die Stiele einzeln und vorsichtig, aber dennoch gut (mit stärkerem Bindedraht) – aufrecht oder leicht geneigt – zum Beispiel an Zaunlatten. Schnell gemacht ist auch eine Art Flechtwerk mit einem Reststück Maschendraht (dünn und biegsam): Die Seiten des Maschendrahtes an stabilen Stangen (ich habe Eisen genommen) befestigen und die Stangen fest in den Boden rammen, jedoch so, dass der Draht nicht spannt. Jetzt erst werden die trockenen Pflanzenstängel einzeln durch die "Maschen" des Drahtes gesteckt, mal vor den Draht, mal dahinter.
Solche Stängel-Nisthilfen sollten an einem sonnigen, freien Platz stehen, am besten dort, wo Sie zwar immer wieder mal einen neugierigen Blick darauf werfen können, ob sich was tut, eventuelle Bewohner sich aber ungestört fühlen. Eine ganze Reihe von Wildbienen legt ihre Nester gern in solchen markhaltigen Stängeln an, dazu gehören
Solche Nisthilfen sollten am besten gar nicht mehr abgebaut werden, bis sie sich praktisch von selbst auflösen. Auch dann sollten Sie sich erst noch vergewissern, dass sie nicht doch noch bewohnt sind (in den meisten Fällen erkennbar an einem Nestverschluss auf dem Gang im Mark). Zu Überwinterungszwecken werden verlassene Nester ebenfalls gern aufgesucht.
Definitiv nur zweijährig, aber definitiv aussaatwillig ist die Schaben-Königskerze. Ihr deutscher Name klingt ja wohl eher "schäbig", kommt aber daher, dass früher jedes kultivierte Kraut auch einen Zweck erfüllen musste, und im Fall des Verbascum blattaria war es eben der, Schaben (also Ungeziefer) zu vertreiben.
Was sagt uns der deutsche Name noch? – Verbascum blattaria ist in Deutschland eine einheimische Pflanze. Mittlerweile gilt sie in der Natur allerdings – deutschlandweit gesehen – als gefährdet, in manchen Bundesländern als stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Weshalb solche gefährdeten Pflanzen nicht automatisch geschützt sind, wird sich mir nie erschließen. Verbascum blattaria ist es jedenfalls nicht (alle Angaben Stand Januar 2024).
Die Art blüht wie die meisten Königskerzen gelb, sehr kräftig (sonnen-)
Verbascum blattaria (Schaben-Königskerze, Schabenkraut) – Sämling
Besonders filigran wirkt jedoch ein Ensemble mit solchen höheren Ziergräsern, die ebenfalls leicht lehmigen Boden (sandig-lehmig) und einen nicht zu trockenen Stand in vollsonniger Lage schätzen. Stipa calamagrostis (Silberährengras, Alpen-Raugras) und Sorghastrum nutans (Goldbartgras, Gelbes Indianergras) kommen mir da in den Sinn. Lässt man Verbascum blattaria 'Album' neben diesen Pflanzpartnern aussäen (alte Blütentriebe dann erst im Frühjahr abschneiden), sind jährlich wechselnde Gartenbilder das Dankeschön – meist sogar sehr gelungene.
Solche Garten-Vagabunden muss es also selbst in einem Stauden-Garten geben. Zum einen, weil sie für Dynamik und Veränderung sorgen, zum anderen, weil sie uns mit ihrer Selbstaussaat und ihrem Vorwitz oft genug erst auf die schönsten Pflanzen-Kompositionen bringen.
Wuchshöhe: | 70-140 cm |
Blütenfarbe: | weiß mit purpur |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | einheimische zweijährige Pflanze; Staunässe vermeiden |
In der Blütenfarbe unterscheidet sich Chaix′ Königskerze kaum von der Schaben-Königskerze – gelb mit purpur blüht die Art, weiß mit purpur die weiße Form. Aber: Bei Verbascum blattaria sitzen die Einzelblüten locker an kurzen Stielen, während sie bei Verbascum chaixii dicht gedrängt am Blütentrieb stehen und damit dem Blütenstand das Kerzen-Image verleihen. Wenn dann am Ansatz des Hauptblütentriebs – was häufig vorkommt – noch kürzere seitliche Blütentriebe gebildet werden, wird aus der "Kerze" ein "Kandelaber". Sehr fesch dazu bei der weißen Form sind dunkel purpurne Blatt- und Blütenstiele, die zwar nicht alle, aber doch viele dieser Pflanzen haben.
Verbascum chaixii (Französische Königskerze) – Austrieb
Chaix′ Königskerze zählt zu den staudigen Königskerzen-Arten und gilt in Deutschland als Neophyt, allerdings als unbeständiger und wenig verbreiteter (Stand Januar 2024).
Ein beherzter Rückschnitt nach der ersten Blüte bis auf eine Handbreit über dem Boden (abgeschnittene Stängel sind Nisthilfen für Wildbienen) ist bei dieser Königskerze von doppeltem Nutzen: Er fördert eine Nachblüte im Spätsommer und verhindert Selbstaussaat. Verbascum chaixii kann damit nämlich durchaus lästig werden, vor allem natürlich in kleineren Gärten (für die es ansonsten wunderbar passt).
Verbascum chaixii (Französische Königskerze) mit Cephalaria gigantea (Großer Schuppenkopf)
Mehr Pflege ist gar nicht nötig, um seine Freude an dieser vielseitig einsetzbaren und wunderbar "leichten" Staude zu haben. Eventuelles Gießen versteht sich ja sowieso von selbst, doch bei Verbascum chaixii können Sie Wasser sparen, das verträgt längere Trockenheit ausgesprochen gut. Deshalb lieber selten und tiefgründig wässern, damit die Feuchtigkeit die lange Pfahlwurzel erreicht, dafür aber nicht alle paar Tage.
Umpflanzen sollte man ältere Exemplare wegen eben dieser Pfahlwurzel nicht mehr; das geht nur mit jungen Sämlingen. Beim Entfernen/
Ein Weibchen der Glänzenden Schmalbiene sammelt Pollen an Verbascum chaixii (Französische Königskerze)
Verbascum chaixii wird wie alle Königskerzen oft und gern von Insekten besucht. Die Wildbienen-Art Lasioglossum nitidulum (Glänzende Schmalbiene) konnte ich sogar beim Pollensammeln für ihre Larven beobachten. Mehr Wissenswertes über die Glänzende Schmalbiene finden Sie weiter unten unter Verbascum im Wildbienen-Garten. Und ganz allgemeine Informationen zu Wildbienen und ihre Lebensweise gibt es auf meiner Seite Wildbienen im Stauden-Garten.
Wuchshöhe: | 80-115 cm |
Blütenfarbe: | weiß mit purpur |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | Solitär; Schnittpflanze |
Hinweis: | Staunässe vermeiden |
Ein Monstrum, ein richtiges Monstrum. Das kann aus der Großblütigen Königskerze zumindest werden. Gib ihr reichlich Wasser und Nährstoffe (hauptsächlich Stickstoff) und sie hört nicht auf zu wachsen. 2,5 bis 3 m Höhe sind locker drin, die großen Blätter liegen dann auf fast einem Quadratmeter auf dem Boden auf und ersticken alles, was zu nah an der Königskerze steht. Zum Glück ist die nur zweijährig, möchte man da fast sagen.
Verbascum densiflorum ist also mehr für Einzelstellung geeignet und vielleicht noch für Wildstaudenpflanzungen
Wildstaudenpflanzungen:
Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstaudenpflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.
. Für Plätze im Garten also, wo es erwünscht ist, zwischendurch mal alles niederzumachen, was sich gar zu frech ausgesät oder ausgebreitet hat, um Platz zu schaffen und auch Sämlingen von Pflanzen eine Chance zu geben hochzukommen, die nicht so konkurrenzstark sind. Denn genau das machen seine Blätter – sie sorgen für freie Flächen.
Die großen, samtig behaarten und dadurch grau wirkenden Blattrosetten der Großblütigen Königskerze bieten allerlei Getier Unterschlupf, speziell Insekten, und bilden dadurch ein ganz eigenes Biotop. Schnecken nutzen ihren Schutz gern als Tagesversteck und können darunter leicht aufgesammelt und anschließend vernichtet werden (freilich nur die im Garten schädlichen Nacktschnecken; mehr zu diesem Thema erfahren Sie unter "Tierischer Ärger" im Garten). Und natürlich sind die Blätter Raupen-Futterpflanze für den Königskerzen-Mönch (Shargacucullia verbasci). Die Blüten wiederum – der Pollen – dienen einigen Wildbienen-Arten als Proviant für ihre Larven; der Pollen wird gesammelt (nur die Bienen-Weibchen sammeln) und in den Nestern deponiert.
Der deutsche Name Großblütige Königskerze kommt nicht von ungefähr, denn mit 4‑5 cm Durchmesser sind die leuchtend gelben Blütenschalen (an bis zu einem Meter langen Blütenkerzen) von Verbascum densiflorum tatsächlich die größten unter den Königskerzen für die Gartenkultur. Problematisch ist es, die Selbstaussaat im Griff zu behalten, darin unterscheidet sich die Großblütige nicht von den anderen Königskerzen. Sie blüht so lange (übrigens wie zum Beispiel die Kleinblütige K. immer irgendwo am Blütenstand, also nicht von unten nach oben), dass die ersten Samen derweil bereits reif sind und ausfallen. Um die Selbstaussaat zu minimieren, bleibt also nichts anderes übrig, als die Blühdauer zu verkürzen, indem die Blütenstände beizeiten entfernt werden. Eine bescheidenere Nachblüte (jedenfalls meistens) entschädigt später im Jahr wenigstens ein bisschen für den vorzeitigen Schmuckverlust.
Die Naturvorkommen dieser in Deutschland einheimischen Königskerzen-Art (weit verbreitet) sind erfreulicherweise ungefährdet, zumindest wenn man ganz Deutschland betrachtet. In Schleswig-Holstein und Hamburg ist die Lage nicht ganz so entspannt, dort gelten die natürlichen Bestände als gefährdet (Stand Januar 2024).
Verbascum densiflorum (Großblütige Königskerze) – Sämling
Noch ein wichtiger (Gesundheits-)
Wuchshöhe: | 150-300 cm |
Blütenfarbe: | gelb |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | Solitär |
Hinweis: | einheimische, zweijährige Pflanze; kalkhaltiger Boden; Pollenquelle für Wildbienen |
Farblich empfehlenswert? – Verbascum phoeniceum 'Violetta' (Purpur-Königskerze) mit Linum perenne (Stauden-Lein)
Im Blütenaufbau ähnelt Verbascum phoeniceum dem Verbascum blattaria, seine Einzelblüten sitzen an kurzen Stielen am Blütentrieb und bilden luftige Blütentrauben, keine stämmigen Blütenkerzen. Ungewöhnlich ist bei der Purpur-Königskerze die – wie die deutschen Namen bereits sagen – purpurviolette Blütenfarbe, die im Garten schon deutliche und starke Akzente setzt.
In Kombination mit (zart-)
V. phoeniceum 'Violetta' mit Linum perenne 'Album' (Stauden-Lein)
Ausschließlich niedrig bleibende Nachbarn sollten Sie nicht aussuchen – die Mischung macht's. Eine gute und sehr dekorative Möglichkeit, diese Königskerze geschickt in Szene zu setzen: Arbeiten Sie mit unterschiedlichen Pflanzhöhen und setzen Sie niedrigere Begleitpflanzen einfach eine Etage höher (im Steingarten recht einfach zu realisieren). In Einzelstellung, etwa am sonnigen Gehölzrand, ist die Purpur-Königskerze zudem unzweifelhaft ein Eyecatcher.
Gartengestaltung mit Verbascum phoeniceum ist nicht immer ganz einfach: Aus seiner Blattrosette treibt es häufig nur einen Blütentrieb, im ersten Blüh-Jahr auf jeden Fall. In den Folgejahren kann es sein, dass mehrere Blütentriebe kommen oder sich der Trieb verzweigt und dadurch opulenter aussieht, muss aber nicht. Sofern also nicht nur einzelne Blütentriebe als Gestaltungselement gewünscht sind, sollten Sie die Purpur-Königskerze sicherheitshalber in Tuffs von drei bis fünf Rosetten pflanzen.
V. phoeniceum 'Violetta' (Purpur-Königskerze): Selbstaussaat auf Abwegen
Ähnlich wie der Ausdauernde Lein (Linum perenne) und das Sonnenröschen (Helianthemum) hat Verbascum phoeniceum die unschöne Eigenart, nur bis zum Mittag zu blühen, dann schmeißt es die Blütenblätter. Es erscheinen zwar täglich neue, doch sie bleiben nie länger (witterungsabhängig) als bis zum frühen Nachmittag. Sowie die Blütenstände definitiv keine neuen Blüten mehr produzieren, sollten Sie die Blütentriebe abschneiden, die Purpur-Königskerze blüht dann im Sommer meist noch einmal, das ist der eine Vorteil des Rückschnitts. Der andere ist, dass damit die Selbstaussaat minimiert wird.
Verbascum phoeniceum wächst in der Regel staudig (an ungünstigen Standorten auch zweijährig) und ist in Deutschland einheimisch. Ob das so bleibt, ist ungewiss, es gilt in der Natur als stark gefährdet (und ist trotzdem nicht besonders geschützt!), in Bayern bereits als verschollen (alle Angaben Stand Januar 2024).
Wuchshöhe: | 75-120 cm |
Blütenfarbe: | purpurviolett |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | einheimische Staude; Staunässe vermeiden |
Sie gehört eigentlich gar nicht hierher, die Kleinblütige Königskerze, weil sie bloß zweijährig ist (wie Verbascum blattaria) und keine mehrjährige Staude. Trotzdem gibt es gute Gründe, sie auch in einen Staudengarten zu integrieren und deshalb hier zu erwähnen.
Das wäre zunächst einmal der hohe, ornamentale Wuchs, mit dem sich ebenso raffinierte wie spannende Bilder in Beeten bzw. in ganzen Gartenanlagen schaffen lassen: Mit ihrer Wuchshöhe von bis zu 2,5 m bei ausreichender Feuchtigkeit überragt sie alle. Verbascum thapsus lässt sich daher wie ein gestalterisches Element einsetzen, sagen wir mal wie ein Obelisk. Ähnlich schmal und kerzengerade wie ein Obelisk ist nämlich der Blütenstand dieser Königskerze: Er besteht entweder nur aus einem einzigen Blütentrieb oder – überwiegend – aus einem langen, mittigen Blütentrieb und kürzeren seitlichen Blütentrieben am Ansatz des Haupttriebes (Kandelaber-Form).
Dann ist da noch das leuchtende und dennoch sanfte Gelb der vielen kleinen Einzelblüten, das weder so dominant ist wie das Sonnengelb von Heliopsis helianthoides (Sonnenauge) noch so blass und schüchtern wie das der Blüten einer Alcea rugosa (Gelbe, Russische oder Ausdauernde Stockrose).
V. thapsus (Kleinblütige Königskerze): Wo es ihm gefällt, sät es sich aus
Verbascum thapsus entwickelt im ersten Jahr stattliche Blatthorste. Die langen Blätter (bis 40 cm) schimmern zumeist samtig silbriggrau (je nach Licht auch grünlich, graugrün oder blaugrün), denn sie sind über und über flaumig behaart. Wollbienen, Gattung Anthidium, benötigen solche "Pflanzenwolle" (die sie mit ihren Mundwerkzeugen abschaben) zum Nestbau. Und trotz der Härchen – man glaubt es kaum – raspeln gelegentlich Schnecken am Laub der Kleinblütigen Königskerzen, allerdings ohne großen Schaden anzurichten.
Am Kompostplatz steht V. thapsus (Kleinblütige Königskerze) besonders "gut im Futter"
Im zweiten Jahr schiebt sich aus dem Blatthorst der Blütentrieb in die Höhe (in der Regel tatsächlich nur einer pro Pflanze). Im Juli beginnt dann der Blütenmarathon, der bis in den Spätsommer andauert. Verteilt über den ganzen Blütenstand öffnen sich mal hier mal da laufend neue Blüten, während der Blütentrieb selbst immer weiter in die Höhe wächst. Dass eine Einzelblüte nicht länger als einen Tag hält, ehe sie verwelkt, fällt dabei kaum auf. Die Kleinblütige Königskerze respektive ihr abgeblühter Blütenstand soll ja das Orakel schlechthin für das Wetter im kommenden Winter sein. Doch dazu muss man "die Zeichen" erst mal lesen und deuten können. Und natürlich ist Regionalität Voraussetzung: Die Prognose kann nur für das Gebiet gelten, in dem die Königskerze gewachsen ist und geblüht hat.
Verbascum thapsus ist ein Stickstoffzeiger, wächst also vorzugsweise in stickstoffreichem (gut gedüngtem Boden). Weitaus wichtiger als die Nährstoffversorgung sind ihm jedoch durchlässiger Boden und ein trockener Standort, gern in der vollen Sonne.
Ob winterhart oder nicht, darüber brauchen wir bei dieser einheimischen Pflanze nicht zu reden. Eher schon über die Selbstaussaat. In Naturgärten ist diese Form des Arterhalts ja erwünscht, in von Gärtnerhand gestalteten Bereichen könnte sie zum Problem werden. Dann bleibt nur der Rückschnitt der verblühten Blütentriebe (abgeschnittene Stängel sind Nisthilfen für Wildbienen). Alternativ können Sämlinge am "falschen Platz" ausgegraben und umgepflanzt werden, solange sie ganz jung sind. Bei älteren Exemplaren geht das wegen ihrer Pfahlwurzel nicht mehr.
Zum Artikel Verbascum im Wildbienen-Garten.
Wuchshöhe: | bis 250 cm |
Blütenfarbe: | gelb |
Blütezeit: | Juni, Juli, August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | Solitärpflanze |
Hinweis: | einheimische zweijährige Pflanze; Staunässe vermeiden |
Ein Weibchen der Glänzenden Schmalbiene sammelt Pollen an Verbascum chaixii (Französische Königskerze)
Auch Königskerzen haben unter den Wildbienen Fans: Die Schmalbienen-Art Lasioglossum nitidulum (Glänzende Schmalbiene) nutzt Pollen der Kleinblütigen Königskerze als Larvenproviant. Bei mir im Garten sammelt die Glänzende Schmalbiene Pollen auch gern an Verbascum chaixii 'Album'. Ganz so wählerisch darf man als Wildbiene halt auch nicht sein. Lasioglossum nitidulum ist aber ohnehin eine flexible Art; belegt sind als Vorrat für die Larven (neben weiteren) Pollen von Aurinia saxatilis (Felsen-Steinkresse), Campanula poscharskyana (Hänge-Polster-Glockenblume), Clinopodium nepeta (Kleinblütige Katzenminze) und Salvia nemorosa (Steppen-Salbei, Hain-Salbei), Jasione laevis (Ausdauerndes Sandglöckchen) und Echium vulgare (Gewöhnlicher Natternkopf).
Mit so vielen verschiedenen Pflanzenarten lässt sich der Tisch für diese und andere Bienen-Arten reich decken und im Garten einiges anstellen. Denn es gilt stets: Auf die Menge kommt es an! Nur wenn viele potenzielle Pollenlieferanten zur Verfügung stehen, ist an Nestbau zu denken. Die Glänzende Schmalbiene gräbt ihre Nistgänge selbst, vorzugsweise vertikal in Trockenmauern oder Fugen zwischen Gestein (Steinhänge- oder wände etwa). Und sie scheut auch menschliche Siedlungen nicht. Im Gegenteil: Es wurden Nester dieser Art in Balkonkästen gefunden.
Ab Ende März/
Weibchen der Spalten-Wollbiene (Anthidium oblongatum)
Eine besondere Bedeutung haben Königskerzen für zwei Wollbienen-Arten (Anthidium): Die Weibchen der Spalten-Wollbiene (Anthidium oblongatum) sowie der Weißgefleckten Wollbiene (Anthidium punctatum) nutzen abgeschabte Härchen von Königskerzen-Blättern für den Nestbau. Beide Wildbienen-Arten sind in Deutschland mäßig häufig und kommen als wärmeliebende Arten vorwiegend südlich der Mittelgebirge vor. Anthidium oblongatum habe ich bei mir im Garten.
Ausführlichere Informationen zu Wildbienen und deren Lebensweise finden Sie auf meiner Seite Wildbienen im Stauden-Garten.
Literatur: