Linum perenne (re. Ausdauernder Lein) mit L. capitatum (Kopfiger Lein)
Viele Menschen haben tagtäglich mit Lein zu tun: Gesundheitsbewusste nehmen Leinsamen zu sich, um die Verdauung positiv zu beeinflussen, und Leinöl wird in der Küche gerade wiederentdeckt; das früher vielerorts in Deutschland – vor allem in der Mark Brandenburg – so geschätzte Speiseöl war in Vergessenheit geraten. (Woher all die Leinsamen stammen, die so viel Leinöl ausgeben, dass große Discounter dieses bisherige Nischenprodukt von heute auf morgen nicht nur – in Bio-
Weniger aus der Mode war und ist der Flachs als Naturfaser für Kleidungsstücke. An heißen Sommertagen gibt es nichts Schöneres als kühles Leinen auf der Haut!
Linum perenne (Ausdauernder Lein) blau und weiß
Fasern, Samen und das daraus gewonnene Öl verdanken wir größtenteils der einjährigen Verwandtschaft des Ausdauernden Leins, dem Linum usitatissimum.
Im Garten ist Linum stets ein Highlight, auch wenn manche Arten nicht gerade mit Dauerhaftigkeit glänzen und recht kurzlebig sind (dank Selbstaussaat, der einfachsten Art ihrer Vermehrung, bleiben sie trotzdem zumeist lange zu Gast). Wer ein sonniges und trockenes freies Plätzchen im Garten hat, sollte nicht zögern und es bei nächsten Gelegenheit mit Lein besiedeln.
L. flavum 'Compactum' (li. Gelber Lein), L. capitatum (blühend Kopfiger Lein)
Die folgenden drei gelb blühenden Lein-Arten – Linum capitatum, Linum dolomiticum und Linum flavum – unterscheiden sich nicht gravierend, was ihre optische Wirkung im Garten anbelangt: graugrüne Blattrosetten, große, gelbe Blüten. Der Gelbe Lein (L. flavum) wächst allerdings eine ganze Ecke stärker, höher und breiter als die beiden anderen. Der Dolomit-Lein ist am zartesten und mit nur 10‑20 cm Wuchshöhe am zierlichsten, seine lanzettlichen Blätter sind schmal, der Blütenstand besteht nur aus zwei bis sechs Trugdolden (zum Vergleich: L. capitatum: 5‑10, L. flavum: 10‑15).
Alle drei eint, dass sie "am Grunde" verholzen. Sie sind immergrün und dadurch nicht hundertprozentig winterhart, weil sie die Kahlfröste hierzulande dahinraffen oder zumindest mitunter schwer schädigen; leichter Winterschutz aus Fichten- oder Tannenzweigen ist daher bei allen ratsam.
Und was sind nun diese ominösen Kahlfröste? Das sind Minusgrade ohne geschlossene Schneedecke. Sie bewirken, dass den Pflanzen kein Wasser zur Verfügung steht (ist ja gefroren), wenn sie bei Sonnenschein die Fotosynthese in Gang setzen wollen; die Pflanzen "verbrennen" deshalb.
L. flavum 'Compactum' (Gelber Lein) mit Frostschaden
Linum capitatum (Kopfiger Lein) mit Frostschaden
L. flavum 'Compactum' (Gold-Lein), Thymus serpyllum 'Albus' (Sand-Thymian)
Schöne Begleitpflanzen für diese Arten sind zart bis kräftig blau blühende Stauden wie Veronica gentianoides (Enzian-Ehrenpreis) und Linum perenne (Ausdauernder Lein), niedrige bis halbhohe Glockenblumen-Arten wie Campanula fenestrellata (Fensterchen-Glockenblume) oder Campanula glomerata (Knäuel-Glockenblume), Dianthus-Arten (Nelken) und natürlich weiß blühende Stauden, zum Beispiel Iberis sempervirens (Immergrüne Schleifenblume) und Helianthemum apenninum 'Album' (Apenninen-Sonnenröschen). Auf dem Foto sehen Sie Linum flavum 'Compactum' mit seinem "Kumpel", dem Thymus serpyllum 'Albus' (Sand-Thymian).
Süditalien-Urlauber hatten vielleicht schon mal das Glück, den Kopfigen Lein am Naturstandort im Gebirge bewundern zu können. Sofern sie zur Blütezeit unterwegs waren, denn dann ist er mit seinen großen, sonnengelben Blüten nicht zu übersehen.
Bei uns im Garten ist er aufgrund seiner Herkunft für seinen Platz im Steingarten dankbar, vereinzelte Sämlinge tauchen allerdings durchaus auch außerhalb des Steingartens auf, Linum capitatum ist nicht so wählerisch. Was die Wuchshöhe anbelangt, war bei mir im Garten noch jedes Jahr bei höchstens 25 cm Schluss. Wo der Kopfige Lein die 40 cm erreicht, die in der Fachliteratur angegeben sind, würde mich interessieren.
Linum capitatum wächst problemlos in jedem lockeren, durchlässigen Boden (gern sandig-steinig). In manchen Wintern bereitet er uns jedoch Sorgen, denn die gefürchteten Kahlfröste (ohne schützende Schneedecke) setzen der immergrünen Staude zu. Eine Abdeckung aus Fichten- oder Tannenzweigen bietet den Blattrosetten in diesen Fällen den nötigen Schutz vor der Sonneneinstrahlung. Trotzdem kommt es vor, dass der Kopfige Lein nach solchen Wintern nicht blüht, weil er erst mal damit beschäftigt ist, sich zu regenerieren. Selten, dass er solche Winter gar nicht überlebt.
Wuchshöhe: | 20-25 cm |
Blütenfarbe: | leuchtend gelb |
Blütezeit: | Mai, Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | Steingarten |
Hinweis: | durchlässiger Boden erforderlich; immergrün – Winterschutz ratsam |
Im sandig-steinigen Substrat eines Steingartens fühlt sich der Dolomit-Lein wohl, ebenso in Felsspalten und Trockenmauern. Er bevorzugt einen sonnigen Pflanzplatz. Der Untergrund sollte ganzjährig einen guten Wasserabzug haben, ausschlaggebend ist für Linum dolomiticum jedoch, dass sich im Winter keine Staunässe bilden kann. Unter einem Schutzdach aus Tannen- oder Fichtenreisig geht es den verholzten überwinternden Trieben in der kalten Jahreszeit zudem noch am besten, damit ihnen Kahlfröste nichts anhaben können. Was soll ich noch sagen, außer dass es der Dolomiten-Lein trotz aller Vorsorge nicht lange in meinem Steingarten ausgehalten hat?
Geschieht mir recht, vielleicht? Denn was hat eine Staude, die in der Natur wie ein Eremit nur im Pilis-Gebirge nordwestlich von Budapest (Ungarn) vorkommt, eigentlich in unseren Gärten verloren? Ich habe diesen Lein seinerzeit aus Neugier ausprobiert, weil er sich leicht aus Samen ziehen lässt und Saatgut ohne Schwierigkeiten zu bekommen ist. Wem es jedoch um Vielfalt und außergewöhnliche Pflanzen im Steingarten geht, der kommt an Typen wie ihm kaum vorbei – selbst wenn es naturgemäß nicht viele Kulturanleitungen und Erfahrungen mit ihnen gibt.
Wuchshöhe: | 10-20 cm |
Blütenfarbe: | leuchtend gelb |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | Steingarten |
Hinweis: | Winterschutz ratsam |
Linum flavum 'Compactum' (Gelber Lein, Gold-Flachs) mit Blasenkopffliege
Wenn diesem kleinen Halbstrauch (er ist so zwischen Staude und Halbstrauch eingeordnet) alles passt am Standort, wächst er wie der Teufel und ist langlebig. Der perfekte Wellnessbereich für den Gelben Lein ist ein warmes Plätzchen in kalkhaltigem, stickstoffarmem, durchlässigem Boden und vollsonniger Lage. Der Gold-Flachs bevorzugt dazu trockene Standorte, hat aber kein Problem damit, wenn öfter mal vorübergehend mehr Wasser kommt.
Besonders schön am Gold-Flachs ist seine lange Blütezeit bis in den August (Insektenmagnet!). Wo Selbstaussaat unerwünscht ist, sollte Verblühtes abgeschnitten werden. Mehr Pflege braucht Linum flavum nicht. Bei mir im Garten darf es sich aussäen. Es ist immer wieder spannend, irgendwo die niedlichen, graugrünen Blattrosetten der Sämlinge zu entdecken, und zudem die simpelste Vermehrungsmethode. Auf diese Weise bleibt der Gelb-Lein dem Garten zuverlässig erhalten, selbst wenn im Winter die berüchtigten Kahlfröste (Frost ohne Schnee) zuschlagen und dem teils immergrünen Sträuchlein zusetzen.
Noch ist Linum flavum in Deutschland übrigens in der Natur anzutreffen. Wie lange noch, ist fraglich, denn die beiden Bundesländer, in denen dieser Lein natürlich vorkommt, schlagen bereits Alarm: In Baden-Württemberg ist der Gelbe Lein stark gefährdet, in Bayern gilt er als vom Aussterben bedroht (Stand Januar 2024). Kein Wunder also, dass er streng geschützt ist.
Die Sorte 'Compactum' wird im Gegensatz zur Art (bis 50 cm) nur um die 30 cm hoch und bildet – da ist der Name Programm – kompakte, geschlossene Horste. Lediglich bei Platzregen oder Sturm zur Blütezeit kann es vorkommen, dass die dichten Kissen etwas auseinanderfallen. Das passiert zum Glück selten.
Wuchshöhe: | 35-45 cm |
Blütenfarbe: | leuchtend gelb |
Blütezeit: | Juni, Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: | einheimische Staude für kalkhaltigen Boden; staudig bis halbstrauchig; Winterschutz ratsam |
Damals noch unter dem deutschen Namen Ewiger Lein, wurde Linum perenne früher angebaut, um Flachs zu gewinnen, wenngleich auch wesentlich seltener als der einjährige Linum usitatissimum. Heute dient er nur noch der Gartenzierde und seine dekorativen Fruchtstände werden gelegentlich in der Floristik verwendet.
Linum perenne ist eine einheimische Pflanze, die in Deutschland in Trocken- und Halbtrockenrasen schon immer natürlich vorkam und das in zwei Bundesländern immer noch tut. Das wird möglicherweise nicht so bleiben, denn mittlerweile sind die Bestände in Hessen stark gefährdet, die in Bayern vom Aussterben bedroht (beide Angaben Stand Januar 2024). Hoffen wir, dass der strenge Schutz der Naturvorkommen Wirkung zeigt.
Die zarten, himmelblauen Blüten und seine fiedrigen, graugrünen Blätter lassen den Ausdauernden Lein trotz seiner Höhe von etwa 40‑50 cm besonders filigran wirken. Je nach Witterung und Sonnenintensität ist das Himmelblau der Blütenblätter mal blass wasserblau (fast weiß), mal kräftig und leuchtend. An halbschattigen Standorten fühlen sich nicht nur die Pflanzen wohler, dort wirkt auch die Blütenfarbe intensiver und die Blütenblätter halten länger: Bei Sonnenschein fallen die Blütenblätter des Stauden-Leins oft schon gegen Mittag ab. Dafür entschädigt er uns mit seinem Blütenmeer aber rundum.
Eine Honigbiene trinkt Nektar
Es sind auch vorwiegend wir Menschen, die stets auffällige Blütenblätter brauchen, damit wir uns für eine Pflanze interessieren. Die wahren Schätze, die eine Blüte birgt, erschließen sich nur den Insekten. Und so kurzlebig eine einzelne Blüte des Ausdauernden Leins sein mag, es werden täglich neue gebildet. Die Blütezeit Mai, Juni verlängert sich in manchen Jahren bis weit in den Juli, bisweilen zeigt er noch im August vereinzelte Blüten.
Linum perenne (Stauden-Lein) mit violettblauer Aquilegia vulgaris (Akelei)
Im Garten gibt es zur Hoch-Zeit der Lein-Blüte nur wenige andere Blütenfarben, die nicht – zumindest irgendwie – zu dem klaren Blau des Leins passen und aus Gründen der Farbharmonie weichen müssen. Wir lieben zwar Akeleien (Aquilegia) und wir lieben den Stauden-Lein, was aber gar nicht geht, ist die Farbkombination der violettblauen Akelei-Blüten (die sind am häufigsten) mit dem Himmelblau der Lein-Blüten. Wenn sie zu nah beieinanderstehen, bleibt nur eines: Der Griff zur Gartenschere (zum Nachteil der Akeleien). Aber wie alles ist natürlich auch das wieder mal reine Geschmackssache. Gut harmonieren mit dem Blauton der Lein-Blüten in meinen Augen die Blüten zweier Ehrenpreis-Arten (Veronica): Veronica porphyriana (Sibirischer Ehrenpreis) und Veronica teucrium 'Königsblau' (Großer Ehrenpreis).
Linum perenne bevorzugt am Naturstandort trockene und magere, ausgesprochen stickstoffarme Plätze; Düngen gehört bei ihm also sicher nicht zur allgemeinen Pflege. Der Kalkanteil im Boden sollte dagegen hin und wieder geprüft werden, weil der Stauden-Lein ein Kalkzeiger ist. Im Garten sollten Sie ihn vagabundieren lassen, denn die kurzlebige Art sucht sich mit Selbstaussaat laufend neue Standorte. Meist fallen die schweren Samen jedoch in unmittelbare Nähe der Mutterpflanze, deshalb bleibt er auch am eigentlich für ihn ausgesuchten Platz erhalten.
Linum perenne (Stauden-Lein) – Fruchtschmuck
Abschneiden sollten Sie die Fruchtstände wegen ihres hohen Zierwertes jedenfalls nicht vor dem Spätwinter, dann aber am besten bodennah. Alternativ: Rückschnitt im September/
Linum perenne (Ausdauernder Lein) im Winter
Die Winter übersteht Linum perenne als einheimische Staude naturgemäß recht gut in unseren Gärten. Zumeist überwintern junge Triebe, die im Herbst noch austreiben. Nur häufige und strenge Kahlfröste (Minusgrade ohne den Schutz einer Schneedecke) setzen ihm zu. Die kleinen Triebe bekommen dann gern mal einen "roten Kopf", in der Regel berappeln sich die Pflanzen aber problemlos.
Andrena chrysosceles sammelt Pollen von Linum perenne (Stauden-Lein)
Lein-Pollen sind bei Wildbienen in Deutschland als Larvenproviant kaum nachgewiesen (Ausnahme: Pollen vom – noch – häufiger vorkommenden Linum tenuifolium, dem Schmalblättrigen Lein). Ich beobachte bei mir im Garten jedoch seit Jahren schon eine Sandbienen-Art beim Pollen-Sammeln auf Linum perenne (nur die Weibchen sammeln). Andrena chrysosceles, die Rotbeinige Kiel-Sandbiene, will wohl das überbordende Angebot während der Stauden-Lein-Blüte nicht einfach "verschenken".
Vom blauen Ausdauernden Lein gibt es inzwischen einige Samen-Sorten. Der Aufwand, sie anzuziehen, lohnt sich wegen des zu geringen Unterschieds zur Art meiner Meinung nach nicht. Interessant ist allerdings die niedriger bleibende Sorte 'Nanum Saphir', auch oder vor allem wegen ihrer dunkler blauen, intensiven Blütenfarbe.
Wuchshöhe: | 40-100 cm |
Blütenfarbe: | hellblau |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: | einheimische Staude für kalkhaltigen Boden; Fruchtschmuck |
Was wäre eine Staude, ohne eine weiße Form oder eine weiße Sorte? Eben, und deshalb gibt es auch den Stauden-Lein in weiß. In nahezu reinweiß, um genau zu sein. Überall da, wo das klare Blau der Art nicht mit der Blütenfarbe der umstehenden Pflanzen harmoniert, springt ‚Album‘ in die Bresche, um einen fast noch lockereren und federleichteren Effekt zu erzielen wie Linum perenne selbst.
Wuchshöhe: | 40-100 cm |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: | Fruchtschmuck |
Fällt Ihnen am Foto der Sorte 'Himmelszelt' etwas auf? Merken Sie einen Unterschied zur reinen Art? Ich auch nicht. Ist halt ein blau blühender Stauden-Lein und ob seine Blüten tatsächlich größer waren als bei der Art, kann ich nicht mehr sagen. Man kann sich die Sorten sparen, zumal es sowieso über kurz oder lang keine "Sorten" mehr im Garten gibt, wenn auch die reine Art in der Nähe gedeiht. Dann gibt es nur noch Kreuzungen.
Wuchshöhe: | 40 cm |
Blütenfarbe: | blau |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: | Fruchtschmuck |
Wenn Sie sich für die Sorte 'Nanum Saphir' entscheiden, sollten Sie auf den normalen Linum perenne sowie seine anderen Sorten verzichten und sich auf 'Nanum Saphir' beschränken, damit es keine Kreuzungen gibt, die die dunkelblaue Blütenfarbe der Sorte "verwässern". Reizvoll an 'Nanum Saphir' ist zudem der niedrigere Wuchs.
'Saphyr', 'Nanum Saphyr', 'Sapphire', 'Nanum Sapphire', 'Blue Sapphire' und weitere sind Sortennamen, unter denen dieses Pflänzchen ebenfalls im grünen Handel ist. Welcher der ursprüngliche, vom Züchter seinerzeit vergebene ist, konnte ich leider nicht feststellen. Es ist deshalb gut möglich, dass der von mir verwendete Name 'Nanum Saphir' gar nicht korrekt ist.
Wuchshöhe: | 20-30 cm |
Blütenfarbe: | dunkelblau |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | |
Hinweis: | Fruchtschmuck |