Im Vordergrund: 'Russell'-Sorte
Mal ehrlich: Was wäre denn ein Frühling ohne die leuchtenden Blütenkerzen der Lupinen in Blau, Violett und Purpur. Es fehlte einfach was im Garten, an Waldrändern, in Straßengräben.
Dass Garten-Lupinen bei uns in der Natur zu finden sind, war nicht immer so, denn ursprünglich stammt diese Pflanze aus Nordamerika. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts ist sie in Europa heimisch (nicht verwechseln mit einheimisch); ein eingebürgerter Neophyt also.
Zu verdanken dürften wir die europäische Population der ungemeinen Anpassungsfähigkeit von Lupinus polyphyllus sowie dem Hang zur Selbstaussaat haben. Irgendwann hat er sich halt von den Gärten aus erfolgreich auf den Weg gemacht und Neuland erobert. Aussaat ist ja auch die beste Methode, Lupinus zu vermehren. Stecklingsvermehrung ist zwar möglich und wurde in den Gärtnereien auch zeitweilig mit viel Aufwand praktiziert, jedoch nur bis "echt fallende" Samensorten zu Verfügung standen, also solche, bei denen die aus Samen gezogenen Nachkommen den Elternteilen weitgehend entsprachen.
Lupinus polyphyllus (Garten-Lupine) – Samen
Lupinus polyphyllus enthält in Stängeln und Blättern sowie in den Samen giftige Alkaloide, darunter das Alkaloid Lupanin; in den Samen etwas mehr als im Grün. Während meiner Ausbildung zum Gärtner war nie die Rede davon, dass Lupinen giftig sind, so gering wurde seinerzeit offenbar das Vergiftungsrisiko eingeschätzt. Denn das Lupanin ist kein Kontaktgift, das man durch Berührung über die Haut aufnimmt, man muss Pflanzenteile essen, damit es zu Vergiftungssymptomen kommt. Wir merken uns also und sagen es vor allem den Kindern eindringlich: Pflanzenteile von Lupinen nicht in den Mund stecken und nicht schlucken, schon gar nicht die Samen!
Die Vermehrung überträgt man am besten den Pflanzen (der Natur). Sämlinge, die im Garten stören, lassen sich "rückstandslos" entfernen, indem die Hauptwurzel (Pfahlwurzel) ein Stückchen unterhalb der Erdoberfläche abgestochen wird. Ganz junge Sämlinge kann man auch noch verpflanzen, mit älteren und gut eingewachsenen Exemplaren geht das nicht mehr so leicht. Alternativ – um die Standortwahl zu beeinflussen – besorgt man sich ein Tütchen mit Samen einer der vielen attraktiven Auslesen und Mischungen; Sorten gibt es sogar schon ab 30/40 cm Wuchshöhe bei entsprechend geringerer Wuchsbreite – optimal für kleine Gärten. Gleich beim Gärtner Pflanzen zu kaufen, ist natürlich ebenfalls möglich. Lassen Sie sich jedoch nicht dazu hinreißen, zu sehr großen Pflanzen zu greifen, schon gar nicht zu blühenden, das geht wegen der Pfahlwurzeln der Lupinen in den seltensten Fällen gut. Die imposantesten und langlebigsten Lupinen im Garten sind in der Regel diejenigen, die an Ort und Stelle gekeimt sind, sich ihren Platz also "selbst ausgesucht" haben. Ein paar Samen einfach dorthin zu legen, wo Lupinen hinsollen, geht deshalb auch.
Die einzige hierzulande bedingungslos winterharte unter den staudigen (mehrjährigen) Arten der Gattung Lupinus ist neben der unscheinbaren Stauden-Lupine (Lupinus perennis) tatsächlich die Vielblättrige Lupine, Lupinus polyphyllus, die höchstens mal auswintert, wenn ihre dicken, langen Wurzel mit zu viel Staunässe im Winter zu kämpfen haben. Mitunter ist zu lesen, dass Lupinen, die nach der Blüte mitsamt dem Laub zurückgeschnitten werden, ebenfalls weniger winterhart sind als andere. Da muss ich widersprechen: Ich habe den kompletten Rückschnitt selbst oft praktiziert und alle diese Pflanzen waren im darauffolgenden Jahr brav wieder da. Eine kleine Einschränkung möchte ich hinzufügen: So ist das bei mir. Andere Gärten, andere Erfahrungen. Der Vorteil solch einer Radikalkur liegt auf der Hand: Die Pflanzen treiben frisch durch und entwickeln kompakte, sattgrüne neue Blatthorste und in der Regel auch neue Blüten.
Lupinus polyphyllus – Austrieb
Ansonsten kann man bei der Pflege praktisch nichts falsch machen und der Standort spielt eine untergeordnete Rolle: Sonne, Halbschatten, sehr trocken oder doch frisch und zwischendurch sogar mal feucht, Sandboden, Lehmboden, kein Dünger, etwas Dünger, all das ist der Vielblättrigen Lupine ziemlich einerlei, und das erleichtert es ungemein, sie in den Garten zu integrieren. Einziger Wunsch an die Bodenreaktion: (mäßig) sauer – auf stark sauren, neutralen oder kalkhaltigen Böden kommt sie selten vor.
Eine ausgewachsene Lupine an einem Fleckchen, das ihr gefällt, ist eine recht platzintensive Angelegenheit. So ein Exemplar beansprucht bis zu einem halben Quadratmeter Fläche. Wenn sie nach der Blüte zurückgeschnitten wird, bleibt nicht mehr so sehr viel von ihr übrig, höchstens das grüne Laub halt. Es klafft stattdessen "eine Lücke" im Beet. Deshalb pflanzt man diese Stauden am besten in Einzelstellung – etwa am Rand einer Hecke – oder kombiniert sie mit Stauden, die erst nach der Lupinenblüte im Mai/Juni richtig loslegen und die Lücke kaschieren. Echinacea purpurea (Roter Scheinsonnenhut), Heliopsis helianthoides (Gewöhnliches Sonnenauge), Phlox paniculata (Hoher Phlox, Stauden-Phlox) und Symphyotrichum-Arten (Astern) wären unter den hohen Stauden eine Möglichkeit, an Gräsern Miscanthus sinensis (Silber-Chinaschilf) oder Panicum virgatum (Echte Rutenhirse) eine Option. Zu dichtes Pflanzen sollten sie in jedem Fall vermeiden, denn Lupinus polyphyllus treibt nach der Hauptblüte und einem Rückschnitt (ob nur der Blütenstängel oder komplett) immer wieder mal neue Blütentriebe; farblich sollten die Blüten der Pflanzpartner also zu denen der Lupine passen.
Zur Hauptblütezeit der Garten-Lupinen buhlt eine ganze Reihe von Stauden darum, mit ihr um die Wette blühen zu dürfen: Aquilegia vulgaris (Gewöhnliche Akelei), Linum perenne (Stauden-Lein, Ewiger Lein) und Verbascum phoeniceum 'Violetta' (Purpur-Königskerze), um nur einige zu nennen. Da kommt es praktisch nur auf die Farbharmonie der Blüten an, welche Pflanzpartner sie wählen.
Lupinus polyphyllus (Garten-Lupine) und Aquilegia vulgaris (Akelei)
Stickstoffdünger braucht Lupinus polyphyllus keinen. Stattdessen "produzieren" diese Pflanzen in kleinen Knöllchen an den Wurzeln selbst Stickstoff, indem sie den Stickstoff aus der Luft mithilfe von Bakterien aufnehmen und darin binden. Das bedeutet natürlich, dass Pflanzen, die als Kulturnachfolger an einen ehemaligen Lupinen-Standort gepflanzt werden, eine gute Stickstoffversorgung tolerieren bzw. brauchen sollten. Denn nach dem Ausgraben/
Ganz allgemein lässt sich sagen: Wenn Reste von Lupinenwurzeln im Erdreich verbleiben, verbessern sie nährstoffarme Böden intensiver als eine Gründüngung das vermag, bei der die Pflanzen in den Boden eingearbeitet werden (die dann den in der Blattmasse vorhandenen Stickstoff abgeben). Lupinen sind aufgrund ihrer üppigen Blattmasse natürlich zudem eine vorzügliche Gründüngung.
Im Großen und Ganzen sind Lupinen gesunde und zähe Garten-Stauden, die so schnell nichts aus der Bahn wirft. An Krankheiten macht ihnen jedoch manchmal der Echte Mehltau zu schaffen, Schädlinge, die ihnen zusetzen können, sind – wie sollte es anders sein – Schnecken und Blattläuse.
Echter Mehltau ist eine Pilzerkrankung, die in Jahren mit warmen, trockenen Sommern gern an verschiedenen Pflanzen auftritt. 2018 und 2019 waren hier in Deutschland in vielen Regionen solche Jahre. Vorbeugende Maßnahmen gegen Mehltau wären natürlich optimal, doch manchmal ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und man muss den Mehltau bekämpfen (für Praxistipps folgen Sie den Links).
Darf ich das Kraut denn als Gründüngung untergraben, wenn die Lupinen von Echtem Mehltau befallen sind? Da habe ich selbst lange darüber nachgedacht und nach einer Antwort geforscht. Haben sich die Wissenschaftler diese Frage etwa noch nie gestellt? Es genügt ja nicht, wenn ich vermute, dass befallenes Laub in den Boden eingearbeitet werden darf! Auf Ratgeberseiten für den Öko-Landbau fand ich schließlich den Hinweis, dass Getreidereste mit Mehltau sorgfältig untergeackert werden müssen – die Bestätigung meiner Vermutung, dass der Pilz im Boden nicht weiterleben kann. Also ja, selbst wenn Lupinen unter Echtem Mehltau leiden, können sie als Gründüngung zur Bodenverbesserung ins Erdreich eingearbeitet werden.
Lupinus polyphyllus (Garten-Lupine) – Samenstand
Schädling Nummer eins an Lupinen sind die Schnecken. Die machen sich gern und ausgiebig über den frischen Austrieb her, weniger – aber auch – über ältere Blätter. Bei Sämlingen kann so ein Kahlfraß in der Tat zum Verlust der Pflanze führen. Daher sollte man im Frühjahr nicht nur nach Regenschauern ein Auge auf seine Lupinen haben und besonders auf junge Pflänzchen achten.
Und was machen die Blattläuse? Bei mir nichts! Die auf Lupinus polyphyllus spezialisierte Lupinen-Blattlaus hat sich an meinen Lupinen ebenso wenig blicken lassen (obwohl ich in dieser Hinsicht sonst selten etwas auslasse) wie andere Blattläuse, die eher Generalisten sind und ihre Wirte mehr so nach dem Zufallsprinzip auswählen.
Sollten Ihnen an Ihren Lupinen die Schnecken Kummer bereiten oder Sie vor lauter (Lupinen-)
Insekten und der dramatische Rückgang ihrer Populationen sind eines der großen Themen unserer Zeit, und viele fragen sich, was sie zu deren Schutz tun können, ohne irgendwann "bloß noch Unkraut" im Garten zu haben! Nun, mit Lupinus polyphyllus sind Sie auf einem guten Weg. Das Pollen- und Nektarangebot von Lupinen wird gern angenommen, auch von Wildbienen. So sammeln die Blattschneider- und Mörtelbienen Megachile circumcincta und ericetorum (Platterbsen-Mörtelbiene), die Mauerbienen-Art Osmia aurulenta sowie die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) unter anderem von Lupinus polyphyllus Pollen und Nektar als Proviant für ihre Larven.
Garten-Wollbiene – Anthidium manicatum
Die Garten-Wollbiene ist noch recht häufig und vielleicht lässt sie sich auch in Ihren Garten locken, wenn Sie ihr dort auch alles andere bieten, was sie neben Pollen und Nektar zum Nestbau und für ihre Larven braucht: "Wollige" Pflanzen wie Wollziest (Stachys byzantina), Kronen-Lichtnelke (Silene coronaria) oder Königskerzen (Verbascum thapsus) zum Beispiel, deren Härchen die Biene von den Blättern abschabt und für den Bau des Nestes verwendet. Dazu kommt noch einiger "Krempel" wie kleine Hölzchen, dürre Blatt- oder Stängelteilchen, Schneckenhäuschen, Steinchen und anderes mehr, kurz alles, was in einem nicht klinisch reinen Garten halt so rumliegt. Und natürlich brauchen sie passende Nistplätze, doch da ist die Garten-Wollbiene nicht so wählerisch – sie nistet in Hohlräumen aller Art, etwa in altem Holz, zwischen Steinen (Trockenmauern, Steinhaufen) und in losem Mauerwerk. Selbst Bambus- oder Schilfröhrchen werden gelegentlich als Nisthilfe akzeptiert.
Gemeine Wespe auf Eryngium giganteum (Elfenbeindistel)
An sogenannten gartenwürdigen Pollen- und Nektarpflanzen könnten Sie zusätzlich zu Lupinen noch Ziest-Arten (Stachys officinalis und byzantina, den sie ja auch wegen seiner behaarten Blätter brauchen kann), Kleinblütige Bergminze (Clinopodium nepeta), Muskateller-Salbei (Salvia sclarea), Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys) und/oder Fingerhut-Arten (Digitalis grandiflora und purpurea) pflanzen, in den (Heil-)Kräutergarten das Herzgespann (Leonurus cardiaca) sowie Zitronen-Melisse (Melissa officinalis). Denn mit einer Lupine kommt man als Wildbiene nicht weit, da braucht's schon mehr passende Pollen- und Nektarlieferanten "in Reichweite", um ein Gebiet für den Nestbau attraktiv zu machen.
Auf den ersten flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel könnte man die Garten-Wollbiene mit einer Wespe verwechseln. Aber wirklich nur auf den allerersten. Anthidium manicatum ist zwar den Sozialen Faltenwespen (Deutsche Wespe, Gemeine Wespe und andere) mit ihrer gelb-schwarzen Färbung nicht unähnlich, der Körperbau der Biene ist jedoch gedrungener, eher als pummelig zu bezeichnen; ihr fehlt zudem die typische "Wespentaille" und sie ist stärker behaart als Wespen (ganz laienhaft formuliert, das alles!). Im Flug zeigt sich ein weiterer Unterschied: Im Gegensatz zum aufgeregten "Getänzel" der Wespen fliegt die Garten-Wollbiene ruhig und fast schon behäbig.
Ein Sandbienen-Weibchen (Andrena, evtl. wilkella oder ovatula?) sammelt Pollen von Lupinus polyphyllus (Garten-Lupine)
An meinen Lupinen sammelt noch eine Sandbienen-Art (Andrena spec.) mit Verzückung Pollen. In der mir vorliegenden Fachliteratur tauchen Sandbienen jedoch nicht explizit in Verbindung mit Lupinus polyphyllus als Pollenquelle auf, nur mit Schmetterlingsblütlern (Fabaceae) allgemein. Das erschwert mir die Identifizierung der hier sammelnden Sandbiene (eventuell Andrena ovatula oder wilkella?). Schade, ich hätte der Liste der an Garten-Stauden sammelnden Wildbienen-Arten gern noch eine weitere Bienen-Art hinzugefügt.
Wenn Sie das Thema Wildbienen ebenso fasziniert wie mich, lesen Sie mehr dazu auf meiner Seite Wildbienen im Stauden-Garten.
Wuchshöhe: | 80-135 cm |
Blütenfarbe: | blau, violett, purpur und andere Farben |
Blütezeit: | Mai, Juni, August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | giftige Pflanze; Pollenquelle für Wildbienen |
Wildbienen-Literatur: