Pseudofumaria lautet also der neue Gattungsname für diesen ansehnlichen Langzeitblüher; er hat sich noch nicht überall durchgesetzt, was nicht so schwer nachvollziehbar ist: Corydalis, das kann man sich wenigstens merken, und sei es, dass man sich mit Schlager-Urgestein Costa Cordalis eine Eselsbrücke bastelt.
Der Gelbe Scheinlerchensporn – in vielen Regionen Deutschlands ein Neophyt – ist im Garten ein Überraschungsgast: Es versamt sich gern und reichlich und taucht dann immer wieder mal an Stellen auf, wo man so gar nicht mit ihm gerechnet hätte – auf Wegen, in Mauerfugen oder sogar in Lichtschächten … An vielen Stellen scheint er auf den ersten Blick zu "schweben", bis man dann bei näherem Betrachten doch irgendwo eine Ritze entdeckt.
Pseudofumaria lutea (Gelber Scheinlerchensporn) – Sämling
Es ist faszinierend, wohin sich so ein Samenkorn verirren kann. Auch im kleinen Gewächshaus, das gepflastert ist, ist Pseudofumaria lutea seit vielen Jahren ein natürlicher Blumenschmuck. Das wundert mich eigentlich, denn so schattig, wie sie's gern mag, hat sie's dort nicht. Im Gegenteil – wenn die Sonne scheint, scheint sie auf den Gelben Scheinlerchensporn.
In "normalem" Gartenboden ist Pseudofumaria lutea hingegen nie lange geblieben, mochte der Standort auch noch so optimal auf ihr "Profil" zugeschnitten sein: mäßig frischer, durchlässiger Boden, wenigstens Halbschatten. Was ihr dort gefehlt hat und was sie unbedingt braucht, ist ausreichend Luftfeuchtigkeit. Diese Anforderung ist eine der wenigen, die wir als Gartenbesitzer nur schwer "künstlich" erfüllen können, zumal wenn die Kombination mit eher trockenem Boden gewünscht ist. Und das ist das Geheimnis unseres kleinen, ansonsten mittlerweile pflanzenlosen Gewächshauses: die Luftfeuchtigkeit.
Pseudofumaria lutea (Gelber Scheinlerchensporn) – Samenkorn mit Elaiosom
Wie die Samen überhaupt an die manchmal unzugänglichsten Stellen gelangen, fragt man sich doch, oder? Dafür nimmt Pseudofumaria lutea die Dienstleistung von Ameisen in Anspruch, deren Interesse einem nährstoffreichen, klebrigen Anhängsel (Elaiosom) am Samen des Scheinlerchensporns gilt. Die Samen werden deshalb ins Ameisennest geschleppt, sozusagen "abgeerntet" und einfach liegen gelassen oder wieder nach draußen befördert, wenn sie stören. Ihren Keimradius erweitern die Samen damit enorm. Die Gattungen Viola (Veilchen), Helleborus (Christrosen), Hepatica (Leberblümchen) und andere nutzen ebenfalls die Ameisenverbreitung mittels/
Es gibt übrigens auch Pflanzenarten, die ihre (größeren) Samen mit Elaiosom per Luftfracht exportieren; sie nutzen Vögel als Transportmittel.
Der Gelbe Scheinlerchensporn mit seinen feingliedrigen Blättern und den luftigen, sonnengelben Blüten (aufgeblüht orangegelb, die Knospen sind dagegen grünlichgelb mit grünen Flecken) den ganzen Sommer lang ist so ein freundlicher Geselle, dass man ihn nicht mehr missen möchte, wenn man ihn erst mal kennengelernt hat. Widersprechen werden mir da nur Gartenbesitzer, die ihm im Steingarten den perfekten Standort bieten und denen er mit seiner Vermehrung durch Selbstaussaat gewaltig auf die Nerven geht. Dabei lässt sich Pseudofumaria lutea im Gegensatz zu manch anderen Stauden doch ziemlich einfach und "rückstandslos" entfernen (herausreißen) ;-).
Die in ihrem Sammelverhalten ungeheuer flexible Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) nutzt Pollen von Pseudofumaria lutea als Proviant für ihre Larven. Sie sammelt allerdings nur zu Beginn seiner Blütezeit vom Gelben Lerchensporn, denn die Flugzeit dieser Mauerbienen-Art endet Anfang Mai (nur eine Generation pro Jahr ab Mitte März).
Osmia cornuta ist eine ohnehin häufige und weit verbreitete Wildbienen-Art in Deutschland und seit ein paar Jahren – unabsichtlich – auf dem Wege, das Ökosystem hierzulande noch mehr durcheinanderzubringen. Weil die Art auch anspruchslos in ihrem Nistverhalten ist und Nisthilfen wie Bambusröhrchen dankbar annimmt, hat sich der Mensch einen schwunghaften und sehr lukrativen Handel mit Osmia-cornuta-Nestern ausgedacht und bringt sie damit selbst in die Ecken, in denen sie vorher nicht natürlich vorkam. Und wir wissen es nicht besser und glauben wunder, was wir Gutes für die Insektenwelt und die Artenvielfalt tun, wenn wir uns einen solchen "bestückten" Nistkasten auf den Balkon oder die Terrasse hängen. Das Gegenteil ist der Fall.
Freilich ist es einfach nett und vielleicht für Kinder sogar besonders wertvoll anzusehen, wenn die hübschen Tierchen aus ihren Niströhrchen krabbeln. Aber Wildbienen sind nun mal keine Haustiere und wem das ökologische Gleichgewicht am Herzen liegt, der sollte auf eine solche vermeintliche Hilfe für die Natur verzichten und die Geschäftemacherei seiner Mitmenschen nicht unterstützen. Basteln Sie selbst Nisthilfen (die ja doch etliche Wildbienen-Arten annehmen) und beobachten Sie gespannt, ob wer einzieht, der eh schon in der Gegend ist.
Mehr über Wildbienen-Arten, die Nisthilfen annehmen, lesen Sie in meinem Artikel über Wildbienen im Stauden-Garten.
Wuchshöhe: | 25 cm |
Blütenfarbe: | gelb |
Blütezeit: | April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober |
Lichtverhältnisse: | halbschattig-schattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | Steingarten |
Hinweis: | Staunässe vermeiden; wünscht hohe Luftfeuchtigkeit und kalkreichen Boden; Pollenquelle für Wildbienen |