Leonurus cardiaca (Echtes Herzgespann, Löwenschwanz) – Samen
Wer etwas Gutes für die in Bedrängnis geratene Insektenpopulation und damit natürlich auch für die Vögel tun möchte, sollte einen Leonurus cardiaca pflanzen. Ein Herzgespann genügt fürs Erste, der Rest kommt dann mittels Selbstaussaat von allein. Aussaat ist ohnehin die Vermehrungsmethode der Wahl beim Leonurus, denn teilen lässt er sich nicht.
Der Löwenschwanz ist in Deutschland einheimisch und eine richtige Wildstaude. Wenn man nicht weiß, dass er da ist, fällt er uns mit seinen rosa-weißen Miniblütchen gar nicht so recht auf, obwohl wir vor ihm stehen. Das liegt aber an uns Menschen: Insekten finden das Herzgespann auch aus weiter Entfernung attraktiv sowie interessant genug, um "rüberzukommen". Wir setzen eben andere Prioritäten …
Aber mal ehrlich: Wir haben so viele Prachtstauden im Staudenbeet, da können wir doch wenigstens eine unauffälligere Staude mal dazwischenschmuggeln, ohne dass das Gesamtbild leidet. Denn in der einheimischen Natur macht sich das Herzgespann inzwischen leider immer rarer, und es schadet deshalb nicht, wenn wir es mit der Kultur im Garten unterstützen.
Leonurus cardiaca (Echtes Herzgespann, Löwenschwanz) – Austrieb
Leonurus cardiaca wächst gern an Standorten in der vollen Sonne und dort in jedem trockeneren Boden; ihn im Garten anzusiedeln, ist überhaupt kein Problem. Bevorzugt werden allerdings stickstoffreiche Substrate. Das bedeutet nun nicht, dass Stickstoffdünger ausgebracht werden muss, obwohl der Boden damit vielleicht schon ausgewogen versorgt ist. Es heißt vielmehr, dass man mit dem Stickstoffverbrauch des Leonurus Stickstoffüberschuss im Boden abbauen kann. Einzige Pflegemaßnahme: Der Rückschnitt der verblühten Triebe. Soll sich der Leonurus aussäen, am besten erst im Frühling, wollen Sie Selbstaussaat verhindern, gleich nach der Blüte, auf jeden Fall aber vor der Samenreife.
Zumindest in Wildstaudenpflanzungen
Wildstaudenpflanzungen:
Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstaudenpflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.
, Naturgärten
Naturgarten:
Ein Garten, der ausschließlich mit einheimischen Pflanzen angelegt ist.
und naturnahen Anlagen
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen Pflanzen angelegt ist.
darf der Löwenschwanz nicht fehlen. Mancherorts haben Imker bereits zur Selbsthilfe gegriffen und das Herzgespann in der Natur ausgepflanzt, um ihren Bienenvölkern zur Blütezeit des Leonurus eine zuverlässige Nahrungsquelle zu bieten. Die währt von Juni bis September und sichert damit den ganzen Sommer lang die Nektar- und Pollenernte.
Anthidium manicatum (Weibchen), hier auf Melissa officinalis (Zitronen-Melisse)
Doch es sind nicht nur die Honigbienen, die größere (und selbst kleinere) Bestände des Leonurus cardiaca sehr zu schätzen wissen: Den Raupen von sieben Falter-Arten (bis auf eine Art alles Nachtfalter der Gruppe der Eulen) dient er als Futterpflanze und die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum – häufig, weit verbreitet) sammelt seinen Pollen als Nahrungsvorrat für ihre Larven in den Nestern. Ausgerechnet diese große, etwas pummelige, gelb-schwarze Wildbienen-Art steht offenbar auf kleinblütige Lippenblütler (Lamiaceae), denn neben den Pollen des Herzgespanns versorgen diese Wollbienen (die Weibchen) die Larven unter anderem mit Pollen von Stachys officinalis (Heil-Ziest) sowie Stachys byzantina (Woll-Ziest, dessen Blatthärchen sie auch zum Nestbau verwenden), Clinopodium nepeta (Kleinblütige Bergminze), Teucrium chamaedrys (Edel-Gamander), Melissa officinalis (Zitronen-Melisse) und Nepeta x faassenii (Blauminze) sowie der beiden – großblütigeren – Salbei-Arten Salvia glutinosa (Klebriger Salbei) und Salvia sclarea (Muskateller-Salbei).
Leonurus cardiaca (Echtes Herzgespann, Löwenschwanz) – Blüten
Pflanzen aus weiteren Familien sind ebenfalls Pollenlieferanten für Anthidium manicatum und etliche davon passen perfekt in einen Stauden-Garten: Lupinus polyphyllus (Garten-Lupine), Baptisia australis (Indigolupine), Digitalis purpurea (Roter Fingerhut) und grandiflora (Großblütiger Fingerhut) sowie Linaria purpurea (Rotes Leinkraut).
Zwischen all diesen Stauden (nach "Die Wildbienen Deutschlands" von Paul Westrich, Ulmer-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 2018, ISBN 978-3-8186-0123-2) lassen sich doch wunderbar ein paar Leonurus "verstecken". Kaum jemand wird sie als störend empfinden, davon bin ich überzeugt, und unserer einheimischen Natur ist damit wieder ein klein wenig geholfen.
(Mehr über die Lebensweise der Wildbienen lesen Sie in meinem Artikel Wildbienen im Stauden-Garten.)
Als Heilpflanze wird Leonurus cardiaca heutzutage vornehmlich in der Homöopathie eingesetzt. Der deutsche Name Herzgespann deutet bereits auf die beruhigenden und zugleich stärkenden Eigenschaften für den Organismus hin, die der Pflanze nach wie vor zugeschrieben werden.
Wuchshöhe: | 50-120 cm |
Blütenfarbe: | rosa-weiß |
Blütezeit: | Juni, Juli, August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | Heilpflanze |
Hinweis: | kalkhaltiger Boden; Pollenquelle für Wildbienen |