Zu den ersten Blühern im Staudengarten gehört das Echte Lungenkraut und das lässt es gleich so richtig krachen: Seine purpurrosa Knospen öffnen sich zu purpurrosa Blüten, die sich nach und nach blauviolett verfärben. Jüngere und ältere Blüten stehen einträchtig nebeneinander und zusammen mit dem dunkelgrünen, hell gesprenkelten oder gefleckten Blättern lassen sie den Garten meist schon im März viel bunter und freundlicher erscheinen.
Pulmonaria ist – je nach Witterung zumindest in Teilen – immergrün. Die Vorjahresblätter sterben spätestens beim Neuaustrieb im Frühling ab, wobei die neuen Blätter gleichzeitig mit den Blüten erscheinen. Die ersten Blüten stehen deshalb manchmal irgendwie etwas verloren an den Stängeln.
Über die kurzen Ausläufer, die Pulmonaria officinalis macht, braucht man sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Eher schon über ihre Sämlinge, die überall da auftauchen, wo man sie überhaupt nicht brauchen kann. Es liegt an der Jahreszeit, dass wir nicht rechtzeitig vor der Samenreife zur Schere greifen und die verblühten Blüten entfernen; auf so etwas ist im April – wenn wir gerade erst den Garten aufräumen – noch niemand eingestellt. Glücklicherweise lassen sich störende Pulmonaria officinalis aber leicht ausgraben.
So früh im Jahr gibt es durchaus schon eine Menge respektabler Blühpartner für das Lungenkraut. Die Mazedonische Gänsekresse (Arabis ferdinandi-coburgii) und das Busch-Windröschen (Anemone nemorosa) zum Beispiel oder die Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites), das Duft-Veilchen (Viola odorata), Waldsteinien (Waldsteinia geoides und ternata), die Immergrüne Schleifenblume (Iberis sempervirens) und die Felsen-Steinkresse (Aurinia saxatilis), um nur einige zu nennen. Wirklich nötig hat das Lungenkraut Blühpartner jedoch nicht.
Pulmonaria officinalis (Echtes Lungenkraut) – Sämlinge
Sonnige, halbschattige und schattige Standorte toleriert Pulmonaria officinalis gleichermaßen und kommt zudem mit Trockenheit gut zurecht. Sie ist damit wie geschaffen für die Spezialaufgabe "Unterwuchs". Das Lungenkraut eignet sich als Gehölzunterpflanzung und auch zur Unterpflanzung hoher, überhängend wachsender Stauden (V-förmiger Wuchs), die im Frühjahr ein bisschen länger brauchen, bis sie nach etwas aussehen und ihre Fülle zeigen. Die Rede ist hier von Stauden wie Aconogonon 'Johanniswolke' (Garten-Bergknöterich) und Datisca cannabina (Scheinhanf).
Anthophora plumipes (Weibchen) im Anflug auf Pulmonaria officinalis (Echtes Lungenkraut)
In Südbayern, hoch oben im Nordosten sowie in der Mitte Deutschlands ist die Chance am größten, Pulmonaria officinalis beim Spaziergang in lichten Mischwäldern in der Natur zu begegnen. Insgesamt gehen ihre Bestände jedoch stetig zurück und man beginnt sich zu sorgen: Nicht mehr lange vielleicht und das Kleingefleckte Lungenkraut könnte in Deutschland unter den gefährdeten Arten sein.
Das wäre nicht so gut für die vier Eulenfalter-Arten (Nachtfalter), denen Pulmonaria officinalis als Raupen-Futterpflanze dient. Die Weibchen von fünf Wildbienen-Arten bedienen sich ebenfalls beim Lungenkraut und sammeln seinen Pollen als Nahrungsvorrat für die Larven: Andrena bicolor (Zweifarbige Sandbiene, sehr häufig), Anthophora plumipes (Frühlings-Pelzbiene, sehr häufig) sowie die Mauerbienen-Arten Osmia bicolor (Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene, häufig), Osmia pilicornis (Lungenkraut-Mauerbiene, sehr selten) uns Osmia uncinata (Rinden-Mauerbiene, selten).
Die drei häufig bis sehr häufig vorkommenden Arten habe auch ich im Garten und seitdem habe ich auch von Jahr zu Jahr mehr Lungenkraut im Garten, weil ich die Sämlinge seltener eliminiere. Als weitere Pollenpflanzen für mehrere der genannten Wildbienen-Arten konnten bei mir im Garten einen Zuwachs verzeichnen:
Für Andrena bicolor sollte zudem Helleborus im Garten nicht fehlen (Helleborus foetidus, die Stinkende Nieswurz, und Helleborus argutifolius, die Korsische Nieswurz bzw. Lenzrose). Anthophora plumipes ist geradezu verrückt – zumindest bei mir – nach Nepeta x faassenii (Blauminze).
Wer jetzt neugierig auf die Lebensweise der Wildbienen geworden ist, der findet in meinem Artikel Wildbienen im Stauden-Garten weiterführende Informationen.
Wuchshöhe: | 20-25 cm |
Blütenfarbe: | purpurrosa/ |
Blütezeit: | März, April, Mai |
Lichtverhältnisse: | halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch-feucht |
Verwendung: | |
Hinweis: | Blütenfarbe wechselt von Purpurrosa nach Blauviolett; kalkhaltiger Boden; einheimische Staude und Pollenquelle für Wildbienen |