Blütenstand von Ajuga reptans (Kriechender Günsel)
Feuchte Standorte braucht der Günsel nur in leichten Böden, in lehmigem Substrat verträgt er mehr Trockenheit. Schwere Böden halten zudem seinen Ausbreitungsdrang in Schach und sorgen dafür, dass er mit seinen Ausläufern nicht zu lästig wird. Obwohl die Ausläufer eigentlich kein Problem darstellen, weil die Blattrosetten leicht ausgegraben und entfernt werden können. Es kommt natürlich darauf an, wo der Günsel hinkriecht. Rasenflächen sind seine Spezialität, und ihn da rausbekommen zu wollen, ist ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen. Besser ist es also, ihn im Auge zu behalten, um rechtzeitig einschreiten zu können, bevor er unangenehm auffällt.
Sehr gut macht sich Ajuga reptans in Gehölzpflanzungen oder an halbschattigen Heckenrändern. Sie unterdrückt dort als immergrüner Bodendecker zumindest ein bisschen das Unkraut und schützt (besonders im Sommer wichtig!) vor schnellem Austrocknen des Bodens. Diese Funktionen erfüllt sie im Staudenbeet natürlich ebenso, ob der Kriechende Günsel dort jedoch sinnvoll ist, oder ob Sie nur ständig hinter ihm und seinen Ausläufern her sein müssen, liegt am Boden in Ihrem Garten und an den benachbarten Stauden oder anderen Pflanzen.
Ajuga reptans will unbehelligt wachsen können. Starke Konkurrenz am Standort schüchtert sie ein und sie wächst nur schwach. Von Teppichbildner kann dann nicht mehr die Rede sein, eher von Einzelpflänzchen. Aber auch das hängt ein Stück weit von der Bodenbeschaffenheit und – enorm wichtig – der Wasserversorgung ab. Ob der Pflanzplatz halbschattig ist oder mehr Sonne abbekommt, spielt hingegen eine untergeordnete Rolle. Lediglich Standorte in der vollen Sonne sollten Sie nicht unbedingt wählen.
Besondere Pflegemaßnahmen über Gießen, wenn erforderlich, und die Wuchskontrolle hinaus (wegen der Ausläufer) benötigt der Günsel nicht. Düngen kann man, muss man aber nicht. Wenn doch, dann für Ajuga reptans stickstoffbetont. Gerade diese Komponente ist in den meisten Gartenböden allerdings stark angereichert, also muss man nicht noch eins draufsetzen.
Blattrosetten der Ajuga reptans (Rotblättriger Günsel) – hier die Sorte 'Atropurpurea'
Die Vermehrung von Ajuga reptans ist natürlich denkbar einfach: Sie brauchen nur die bewurzelten Blattrosetten der Ausläufer aufzunehmen und zu topfen, um sie später mit kräftigerem Wurzelballen an anderer Stelle auszupflanzen. Eigentlich kann man sich den Umweg übers Eintopfen aber auch sparen und ausgegrabene Pflänzchen gleich verpflanzen. Angießen nicht vergessen und in den ersten Wochen nach dem Umpflanzen nicht austrocknen lassen, bis die Pflanzen am neuen Standort eingewurzelt sind.
Die Vermehrung über Aussaat ist ebenfalls möglich, wird in Privatgärten in Anbetracht der Ausläufer jedoch kaum erforderlich sein. Und dann ist da ja noch die Selbstaussaat, die für Neuzugänge von Ajuga reptans an neuen Standorten sorgt. Wie stark die Vermehrung mittels Selbstaussaat ist, hängt wiederum von Boden ab; in Lehmboden ist sie überschaubar bis kaum zu bemerken. Um Selbstaussaat dort, wo sie überhandnimmt, einzudämmen, bleibt übrigens nichts anderes übrig, als Verblühtes vor der Samenreife zu entfernen. Wo es möglich ist, kann dazu gern der Rasenmäher zu Einsatz kommen.
Als einheimische Staude ist der Kriech-Günsel selbstverständlich winterhart. Was ihm in der kalten Jahreszeit zu schaffen machen kann, ist die Wintersonne nach frostigen Nächten, weil er immergrün ist: seine Blätter verbrennen – zumindest teilweise. Das geschieht, wenn die Fotosynthese in Gang kommen will, das dafür erforderliche Wasser in den Zellen aber gefroren ist. Ein Winterschutz für die Ajuga aus ein paar locker aufgelegten Fichten- oder Tannenzweigen schadet deshalb an im Winter sonnenbeschienenen Pflanzplätzen nicht. Die Schneedecke, die diese Abschirmung vor den Sonnenstrahlen übernehmen könnte, fehlt bei uns ja allzu oft.
Ajuga reptans (Rotblättriger Günsel) – die Sorte 'Atropurpurea' mit Primula veris (Wiesen-Schlüsselblume)
Besonderen Schutz genießt Ajuga reptans in der Bundesrepublik Deutschland nicht, sie gilt als ungefährdet. In Brandenburg und Berlin war sie allerdings bereits 1993 gefährdet und nach der Roten Liste der Länder von 2001 in Berlin vom Aussterben bedroht. Bei uns in Mittelfranken kommt sie dagegen noch in der Natur vor. Wenn der niedrige Bodendecker beim Spaziergang durch Feld und Flur aber überhaupt auffällt, dann höchstens während der Blütezeit. An Gehölzrändern sehe ich den Kriechenden Günsel gelegentlich in Gesellschaft der ebenfalls einheimischen Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) und in dieser Nachbarschaft gefällt er mir auch im Garten ausgezeichnet, speziell die Sorte 'Atropurpurea'. Am besten kommt er halt doch zwischen oder neben anderen niedrigen Stauden zur Geltung.
Als Heilpflanze war und ist Ajuga reptans wegen ihrer entzündungshemmenden und adstringierenden Wirkung geschätzt. Bevor man sich ans Gurgeln gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum wagt oder gar mit Ajuga-Tee Entzündungen im Darm zu kurieren versucht, ist vielleicht ein Bad mit Günselblüten und ‑blättern gegen gerötete und empfindliche Haut zum Ausprobieren gerade recht. Geerntet werden die oberirdischen Teile der Pflanzen von April bis Juli und anschließend getrocknet (locker in einen Karton gelegt) – ohne direkte Sonneneinstrahlung. Für eine Wannenfüllung benötigt man schon eine Handvoll Zusatz, die Pflanzen sollten im Garten deshalb in ihrer Wuchsfreude nicht zu stark eingeschränkt werden.
Wuchshöhe: | 15-20 cm |
Blütenfarbe: | blau |
Blütezeit: | April, Mai |
Lichtverhältnisse: | sonnig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch-feucht |
Verwendung: | Heilpflanze |
Hinweis: | einheimisch; immergrün; Pollenquelle für Wildbienen |
Ajuga reptans 'Atropurpurea' (Rotblättriger Günsel) mit Phlox douglasii 'Lilac Cloud' (Polster-Phlox)
Die Züchter haben im Lauf der Zeit etliche Sorten von Ajuga reptans geschaffen. Rosa und weiß blühende sind darunter, doch das Hauptaugenmerk lag auf dem Blatt. Die Auswahl an dunkel(rot)laubigen Sorten und solchen mit panaschiertem Laub ist deshalb groß.
Sie dürfte eine der verbreitetsten sein, vermutlich zudem eine der ältesten: Die Sorte 'Atropurpurea' verhält sich wie die Art, hat jedoch rötlich gefärbte Blätter. Vor allem bei Sonnenschein ist der Rotton deutlich und schön zu erkennen. Von der Blütenfarbe her ist zwischen der Art Ajuga reptans und dieser Sorte nicht viel um – im Prinzip ist die von 'Atropurpurea' nur etwas heller.
Wuchshöhe: | 15-20 cm |
Blütenfarbe: | blau |
Blütezeit: | April, Mai |
Lichtverhältnisse: | sonnig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch-feucht |
Verwendung: | |
Hinweis: | gärtnerische Auslese; immergrün; Pollenquelle für Wildbienen |
Mit ihrer frühen Blüte ist Ajuga reptans (Art und Sorten) für unsere Gärten sehr wertvoll. Noch wertvoller ist sie für früh fliegende Insekten als Nektarquelle und ganz besonders wertvoll für etliche Wildbienen, die Günsel-Pollen als Proviant für ihre Larven nutzen; nur die Bienen-Weibchen sammeln übrigens und kümmern sich um den Nestbau.
Wissenschaftlich nachgewiesen wurde das Sammeln von Ajuga-Pollen bei drei Pelzbienen-Arten (Anthophora aestivalis, plumipes und retusa), einer Mörtelbienen-Art (Megachile parietina – extrem selten, kommt nur noch in Baden-Württemberg und im südlichen Saarland vereinzelt vor) sowie sechs Mauerbienen-Arten (Osmia aurulenta, bicolor, bicornis, caerulescens, mustelina und pilicornis). Hummeln zählen zwar ebenfalls zu den Wildbienen, sind hier jedoch nicht berücksichtigt, weil ihr Sammelverhalten so unwahrscheinlich flexibel ist.
Anthophora retusa (Männchen), hier auf Nepeta x faassenii
Neben den in Deutschland zwar weit verbreiteten, jedoch seltenen Pelzbienen-Arten Anthophora aestivalis (Streifen-Pelzbiene) und A. retusa (Rotbürstige Pelzbiene) tritt Anthophora plumipes (Frühlings-Pelzbiene) flächendeckend auf und ist sehr häufig. Bei mir im Garten sind die Frühlings- sowie die Rotbürstige Pelzbiene unterwegs. Dass die Rotbürstigen in der Umgebung geeignete Plätze zum Nisten (sie graben, wenn sein muss, auch in ebene Flächen, die wenig bewachsen sind) finden, leuchtet mir ein. Ich frage mich allerdings, wo es im Umkreis von 100 Metern um meinen Garten noch Gebäude oder Trockenmauern mit Kalkmörtelfugen gibt, in die die Frühlings-Pelzbienen ihre Nester bauen können, denn Steilwände oder Abbruchkanten wüsste ich in der Nähe keine (gäbe es welche, wären sie für die Rotbürstigen Pelzbienen ebenfalls die Nist-Favoriten). Weitere geeignete Pollenlieferanten aus dem Staudenreich sind für die Frühlings-Pelzbiene übrigens Nepeta x faassenii (Blauminze, Blaue Katzenminze) und Pulmonaria officinalis (Echtes oder Kleingeflecktes Lungenkraut).
Osmia aurulenta (Weibchen), hier auf Lupinus polyphyllus
Unter den Mauerbienen, die Pollen des Kriechenden Günsels sammeln, sind zwei, die nur noch sehr selten vorkommen, ja in manchen Regionen sogar als verschollen gelten: Osmia mustelina (Felsen-Mauerbiene, auch: Marderartige Mauerbiene) und Osmia pilicornis (Lungenkraut-Mauerbiene). Die übrigen vier gehören allerdings zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten Mauerbienen-Arten, die wir haben: Osmia aurulenta, die Goldene Schneckenhaus-Mauerbiene, Osmia bicolor, die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene, Osmia bicornis, die Rostrote Mauerbiene, sowie Osmia caerulescens, die Stahlblaue Mauerbiene.
Erfreulicherweise sind diese vier Arten regelmäßig in meinem Garten zu Gast und nisten auch auf dem Grundstück. Und seit ich das weiß, lasse ich leere Schneckenhäuser (speziell der Garten-Bänderschnecke und der Weinbergschnecke) im Garten noch öfter liegen als ohnehin, weil Osmia aurulenta (Flugzeit von Anfang April bis Ende Juni etwa) und Osmia bicolor (Flugzeit ca. von Mitte März bis Mitte Juni) in diesen Häuschen ihre Nester, also die Brutzellen bauen. Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene, Osmia bicolor, gibt sich dabei mit dem fertig "eingerichteten" Schneckenhaus besonders viel Mühe: Das Häuschen wird gedreht, bis die (verschlossene) Öffnung plan auf dem Boden liegt, und anschließend mit trockenen Gras- und anderen Halmen ummantelt. Um solche mühevoll drapierten Haufen sollte man bei der Gartenarbeit tunlichst einen Bogen machen; man erkennt sie ja recht gut. So viel Arbeit macht sich Osmia aurulenta nicht, sie lässt die Schneckenhäuschen schlicht und einfach liegen, wie sie vorgefunden wurden.
Osmia bicolor (Weibchen) beim “Einpacken” ihres Schneckenhaus-Nests
Weitere belegte Pollenquellen – neben Ajuga reptans – sind für Osmia aurulenta und bicolor zum Beispiel Echium vulgare (Gewöhnlicher Natternkopf), Helianthemum nummularium (Gewöhnliches Sonnenröschen), Lupinus polyphyllus (Vielblättrige Lupine, Garten-Lupine), Salvia pratensis (Wiesen-Salbei), Pulmonaria officinalis (Echtes Lungenkraut), Pulsatilla vulgaris (Küchenschelle, Kuhschelle), Anemone nemorosa (Buschwindröschen), Stachys recta (Aufrechter Ziest) und Fagaria vesca (Wald-Erdbeere).
Osmia caerulescens (Flugzeit Mai bis Mitte Juli, manchmal eine zweite Generation von Anfang Juli bis Mitte August) und Osmia bicornis (Flugzeit Anfang April bis Mitte Juni) sind Wildbienen-Arten, die ihre Nester in vorhandenen Hohlräumen bauen und auch Nisthilfen annehmen wie Pappröhrchen, Schilf- oder Bambushalme; Innendurchmesser 4‑5 mm für die Stahlblaue Mauerbiene, 4‑7 mm für die Rostrote.
Osmia bicornis (Weibchen) auf Ajuga reptans 'Atropurpurea'
Die Rostrote Mauerbiene gehört zu denjenigen Bienen, die sie im Larvenstadium in sogenannten Nisthilfen oder "Insektenhotels" käuflich erwerben (und damit die natürlichen Wildbienen-Vorkommen gehörig durcheinanderbringen) können. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass Nisthilfen nur angenommen werden, sofern es keine natürlichen Alternativen gibt. Osmia bicornis ist in puncto Pollenquelle als Larvenproviant ebenso flexibel wie bei der Nestanlage. Die Rostrote Mauerbiene sammelt – wissenschaftlich nachgewiesen – Pollen von Pflanzen aus 19 (!) verschiedenen Familien, darunter Bäume und Sträucher wie Weißdorn (Crataegus), Brombeere (Rubus fruticosus), Garten-Apfel (Malus domestica), Garten-Birne (Pyrus communis), Weiden (Salix) und Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Andere Gartenpflanzen, deren Pollen die Rostrote Mauerbiene nutzt, sind Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare), Gewöhnlicher Beinwell (Symphytum officinale), Goldlack (Cheirantus cheirii), Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) und Wiesen-Salbei (Salvia pratensis).
Osmia caerulescens (Weibchen) auf Nepeta x faassenii (Blauminze)
Die Stahlblaue Mauerbiene nutzt – neben Kriechendem Günsel – zum Beispiel den Gewöhnlichen Natterkopf (Echium vulgare), Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) und Aufrechten Ziest (Stachys recta) als Pollenquelle.
Den Wildbienen habe ich einen eigenen Artikel gewidmet, weil mich ihre Lebensweise und ihr Verhalten so fasziniert: Wildbienen im Stauden-Garten (ein Wildbienen-Kompendium für "Einsteiger").
Literatur: