Wenn sie Eisenhut hören, ist bei vielen Gartenbesitzern der Ofen aus, weil die Pflanzen dieser Gattung in allen Teilen giftig sind. Buchs (z. B: Buxus sempervirens – Europäischer oder Gewöhnlicher Buchs) hingegen findet sich in den meisten Gärten, dabei ist der ebenfalls hochgiftig. Wissen das die Wenigsten?
Aconitum napellus (Blauer Eisenhut) mit Hemerocallis-Hybride (Taglilie)
Giftige Pflanzen sind natürlich ein Kapitel für sich, und man sollte die Risiken kennen und nicht unterschätzen, wenn man sie pflanzt. Wer jedoch mit Rücksicht auf (kleine) Kinder im Garten auf sie verzichtet, handelt meines Erachtens kurzsichtig. Wie und wo soll der Nachwuchs die giftigen Pflanzen und den Umgang damit denn sonst kennenlernen?
Aconitin ist ein Kontaktgift, das beim Berühren des Eisenhuts über die Haut vom Körper aufgenommen wird. Bereits geringe Mengen genügen, um Lähmungserscheinungen und Herzrhythmusstörungen (grob vereinfacht) zu verursachen. Um dem vorzubeugen, sollten Sie beim Umgang mit diesen Pflanzen immer Handschuhe, am besten noch lange Kleidung tragen. In der Medizin wird Aconitin heute wie früher eingesetzt, um zum Beispiel Nervenerkrankungen zu behandeln. Zusammen mit Digitalis (Fingerhut) und Atropa bella-donna (Echte Tollkirsche) gehört Aconitum zu den giftigsten einheimischen Pflanzen in Deutschland.
Eisenhut sind trotz ihres Giftstoffs (der je nach Art in unterschiedlich hoher Konzentration vorliegt) schöne, dekorative und meist langlebige Gartenpflanzen. Für sie sollte der Standort besonders sorgfältig ausgewählt werden, denn am falschen Platz kann man es mit tierischen Schädlingen (Minierfliegen-Larven, Schwarze Bohnenblattlaus, Zyklamen-Milbe) und Pilzkrankheiten (Echter Mehltau, Verticillium-Welke, Sklerotium-Fäule) zu tun bekommen. Der Standort darf nicht zu sonnig und warm sein und sollte gleichmäßig feucht, möglichst ohne Trockenperioden und Staunässe bleiben. Absonnige oder halbschattige Lagen in Böden mit guter Nährstoffversorgung (vor allem Stickstoff) sind deshalb ideal.
Aconitum hemsleyanum –
Rotblühender Eisenhut
Die meisten Aconitum-Pflanzen "wandern" im Lauf der Jahre. Das liegt daran, dass ihr Haupt-Wurzelstrang nach der Blüte abstirbt. Bis dahin haben sich rings um die alte Hauptwurzel neue Wurzelstränge gebildet, die im nächsten Jahr jede für sich als neue Hauptwurzeln fungieren. Im Herbst oder zeitigen Frühjahr lässt sich der Eisenhut deshalb gut vermehren, denn die neuen Nebenwurzeln können leicht vom alten Wurzelstrang getrennt werden. Die abgetrennten Wurzelstücke setzt man tief in Töpfchen mit (unkrautfreier) Erde, bedeckt sie wenigstens 2 cm dick mit Erde, gießt an und stellt die Töpfe im Freien auf (gelegentlich nachsehen, ob sie etwas Wasser brauchen). Im Herbst vermehrte Pflanzen benötigen vor dem Wintereinbruch eine Schutzabdeckung aus Tannenzweigen. A. napellus und hemsleyanum haben Wurzelknollen anstelle des Wurzelstrangs, lassen sich aber ebenso teilen.
Eine Einzelblüte von Aconitum erinnert an einen römischen Legionärshelm. Sie zu "erobern" und zu den darin verborgenen Staubgefäßen und dem Nektar vorzudringen, erfordert Spezialisten. Verschiedene Hummelarten (Bombus) haben sich dazu entwickelt und sind die Einzigen, die mit ihren langen Saugrüsseln in die Eisenhut-Blüten vordringen und sie bestäuben können. – Keine Hummeln, kein Eisenhut!
Die dichten, dunklen, attraktiven Blütenstände sowie die späte Blütezeit im September/
"Umgekipptes" Aconitum carmichaelii 'Arendsii' (Herbst-Eisenhut)
Altbekannt und verbreitet (soweit man beim Eisenhut von verbreitet sprechen kann) sind die Klone von 'Arendsii' (Züchter: Georg Arends, 1951) nicht von ungefähr: Sie gehören zu den ausdauerndsten Aconitum im Garten. Mein Exemplar steht seit über 15 Jahren an derselben Stelle und blüht jedes Jahr zuverlässig. Seine Blühpartner sind ebenso lang eine Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea) und ein Hohes Fettblatt (Sedum telephium – Purpur-Fetthenne). Der Standort ist so gewählt, dass er ab dem späten Vormittag nicht mehr in der vollen Sonne liegt (nur Morgensonne also). Ein zweites Exemplar steht schattiger, ist jedoch nicht so wuchs- geschweige denn blühfreudig.
Mit Schädlingen hatte ich noch keine Probleme, obwohl Aconitum carmichaelii 'Arendsii' bei mir zeitweise staubtrocken steht (das ist auch der Grund, weshalb es Sedum und Solidago dort aushalten, der Eisenhut aber ohne Pflanzenstützen manchmal umkippt). Nun, man muss das Glück nicht herausfordern, sorgen Sie in Ihrem Garten daher lieber für gleichmäßig feuchte Bodenverhältnisse.
Wenn Sie den Herbst-Eisenhut vermehren möchten oder teilen müssen, weil der Horst zu groß geworden ist, sollten Sie diese Arbeit unbedingt im Frühjahr erledigen. Samenvermehrung ist ebenfalls möglich, die Samen (Vorsicht, auch die sind giftig) benötigen allerdings eine Kälteperiode, um zu keimen. Nehmen Sie die Samenvermehrung besser selbst in die Hand und den Samen nach der Reife ab; dass die Samen im Garten keimen, kommt selten vor.
Mit dem Rückschnitt der Blütentriebe nach der Blüte sollten Sie wenigstens warten, bis die Blätter des Eisenhuts beginnen, sich gelb zu färben. Alternativ bleiben sie den Winter über stehen/
Wuchshöhe: | 100-130 cm |
Blütenfarbe: | blauviolett |
Blütezeit: | September, Oktober |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | Schnittpflanze |
Hinweis: | giftige Pflanze; wertvolle Sorte |
Aconitum hemsleyanum (Rotblühender Eisenhut) – Austrieb
Ein kletternder Eisenhut? Aconitum hemsleyanum aus China macht's möglich. In Kultur ist praktisch nur die Samensorte 'Red Wine', die mit dunkel weinroten Blüten beworben wird. Und so ist die Blütenfarbe tatsächlich: intensiv und dunkel purpurrot mit einem leichten Stich ins Violett und damit sehr ungewöhnlich – nicht nur für einen Eisenhut! Je nach Lichtverhältnissen (Sonne, Wolken etc.) können die Blüten allerdings auch violettblau oder rosarot wirken – heller und dunkler. All das sollte man berücksichtigen, wenn man Begleitstauden für den 'Red Wine' aussucht.
Um klettern zu können, braucht A. hemsleyanum natürlich Halt. Hier kommen Obelisken aus Eisen etwa ins Spiel, die zugleich schicke Deko-Elemente im Beet sind. Richtig üppig wächst so ein Rotblühender Eisenhut allerdings nicht und demzufolge sieht ein Rankgerüst nur mit hemsleyanum doch etwas "nackt" aus. Also sind Kombinationspartner gefragt, und wenn es keine einjährigen Kletterer sein sollen, die jedes Jahr aufs Neue gekauft oder gezogen und gepflanzt werden müssen, fällt mir da nur die Clematis mandshurica (Mandschurische Waldrebe) ein, die in puncto Standortansprüche und Wuchshöhe zum Rotblühenden Eisenhut passt.
Aconitum hemsleyanum braucht ausreichend Nährstoffe sowie Feuchtigkeit. Staunässe sollten Sie aber ebenso vermeiden wie längere Trockenphasen (vor allem im Frühjahr), letztere lässt 'Red Wine' noch schwächer wachsen, als er es ohnehin tut.
Meine bisherigen Erfahrungen klassifizieren den Rotblühenden Eisenhut insgesamt als Liebhaberstaude, die man haben kann, aber nicht haben muss.
Wuchshöhe: | 200 cm |
Blütenfarbe: | dunkel weinrot |
Blütezeit: | August, September |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch-feucht |
Verwendung: | |
Hinweis: | schlingend; giftige Pflanze |
Der Pyrenäen-Eisenhut oder Hahnenfußblättrige Eisenhut ist in Europa einheimisch (West-, Mittel- und Ost-Europa). An halbschattigen bis absonnigen Standorten (Gebüsch, Gehölzrand) in nährstoffreichen, durchlässigen und feuchtigkeitsspeichernden Böden ist er beständig und wächst stabil. Häufigere Trockenheit quittiert er damit, dass seine Triebe auseinanderfallen und die Horste nur noch halb so hoch, dafür doppelt so breit wie normal sind. Seine gelben Blütentrauben kommen dann nicht mehr richtig zur Geltung und gehen oft im "Gewirr" der umstehenden Pflanzen unter.
Sollte man dieses "Pech" bei der ersten Blüte im Frühling gehabt haben, gibt es nach einem Rückschnitt der Triebe unmittelbar nach der Blüte die Chance auf eine zweite Blüte im Spätsommer/
Aconitum lycoctonum subsp. neapolitanum (Hahnenfußblättriger Eisenhut) – Austrieb
Im Gegensatz zum recht ähnlichen Fuchs-Eisenhut (A. lycoctonum subsp. vulparia) ist der Pyrenäen-Eisenhut erfreulich langlebig im Garten und taucht bei mir auch nach über 15 Jahren jedes Jahr nach der Winterruhe zuverlässig wieder auf. Wer gelben Eisenhut mag und den Platz dafür hat, sollte Aconitum lycoctonum subsp. neapolitanum und subsp. vulparia kombinieren: Ihre Blütezeiten gehen ineinander über und mit Blick aufs Remontieren (zweite Blüte nach Rückschnitt) darf man sich an günstigen Standorten auf gelben Blütenflor vom Frühsommer bis in den Herbst freuen.
Wuchshöhe: | 90-120 cm |
Blütenfarbe: | hellgelb |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | halbschattig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | giftige Pflanze |
Der Fuchs-Eisenhut und der Pyrenäen-Eisenhut (A. lycoctonum subsp. neapolitanum) sind sich sehr ähnlich: im Blatt, im Wuchs, in der Blütenfarbe. Aconitum lycoctonum subsp. vulparia ist allerdings eher kurzlebig und nach wenigen Jahren häufig verschwunden. Wo der Standort passt, kann es jedoch mittels Selbstaussaat länger erhalten bleiben (wenn man Verblühtes stehen und aussamen lässt). Schöne Begleitpflanzen sind zum Beispiel Campanula latifolia (Breitblättrige Wald-Glockenblume) und Clematis heracleifolia (Großblättrige Waldrebe).
Am halbschattigen bis absonnigen Gehölzrand gibt der Fuchs-Eisenhut vor der Kulisse dunkellaubiger Sträucher mit seinen zartgelben Blütenhelmen ein schönes Bild ab. An solchen Standorten gehört regelmäßiges Gießen im Normalfall ebenso zur Pflege wie Düngergaben (Eisenhut ist für Stickstoff dankbar), schließlich neigen Gehölze dazu, dem Boden sämtliche Feuchtigkeit und Nährstoffe zu entziehen. Eine weitere Pflegemaßnahme ist der Rückschnitt der Blütentriebe nach der ersten Blüte, um eine Nachblüte anzuregen. Mit dem herbstlichen Rückschnitt – wenn überhaupt – sollten Sie warten, bis die Blätter gelb werden.
Wer gelben Eisenhut mag und den Platz dafür hat, sollte Aconitum lycoctonum subsp. vulparia und subsp. neapolitanum kombinieren: Ihre Blütezeiten gehen ineinander über und mit Blick aufs Remontieren (zweite Blüte nach Rückschnitt) darf man sich an günstigen Standorten auf gelben Blütenflor vom Frühsommer bis in den Herbst freuen.
Den Fuchs-Eisenhut zu teilen, ist wegen seiner verholzenden Horste kaum machbar. Besser ist bei ihm die Vermehrung durch Aussaat.
Wuchshöhe: | 60-110 cm |
Blütenfarbe: | hellgelb |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | halbschattig-schattig |
Bodenverhältnisse: | frisch-feucht |
Verwendung: | Schnittpflanze |
Hinweis: | giftige Pflanze; Artenschutz |
Den Blauen Eisenhut mit dem Blau der Blüten zu fotografieren, wie es häufig wirklich ist – klar und leuchtend -, war vor allem in der vor-digitalen Zeit eine Herausforderung, ein Abenteuer. Hattest du endlich die entwickelten Bilder in der Hand, war die Farbe der Blüten alles, bloß nicht so blau wie in natura. In den meisten Fällen war sie stark rotstichig, im günstigsten Fall tendierte sie wenigstens ins Blauviolett, im schlechteren ins Violettblau und im schlechtesten Fall ins Rotviolett. Tja, so war das.
Aconitum napellus ist mir im Garten noch jedes Mal nach nur ein paar Jahren Standzeit eingegangen. Zu Zeiten meiner Gärtnerei hatte ich nicht wenige Kunden, denen es ebenso erging. Schuld an solchen Ausfällen sind oft Pilzkrankheiten wie die Verticillium-Welke oder die Sklerotium-Fäule, die beide ein leichtes Spiel haben, wenn der Blaue Eisenhut zum Beispiel mit schlecht drainiertem Boden und Staunässe zu kämpfen hat. Interessanterweise ist A. napellus trotzdem lange Zeit bei mir im Garten erhalten geblieben, weil er sich ausgesät hat und das an Standorten, die ich ihm nie anzubieten gewagt hätte: sonnig, warm, trocken und ohne vorherige Lockerung/
Aconitum napellus (Blauer Eisenhut) – Austrieb
Wem es beim A. napellus in erster Linie um die Blütenfarbe geht, sollte sich unter den Sorten umsehen, um zuverlässig die gewünschte Farbe zu bekommen. Die Blütenfarbe der Art ist nämlich variabel, blaue, blauviolette, violettblaue und weiße Farbtöne sind vertreten, mitunter zeigen sich sogar mehrfarbige Blüten.
Natürliche Bestände dieser einheimischen Art finden sich in den deutschen Mittelgebirgen, der Alpenregion und vereinzelt sogar im hohen Norden Deutschlands.
Wuchshöhe: | 110 cm |
Blütenfarbe: | blauviolett |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch-feucht |
Verwendung: | Schnittpflanze |
Hinweis: | giftige Pflanze |