Alyssum murale mit (Mauer-Steinkraut) Aster alpinus (Alpen-Aster) und Baptisia australis var. minor (Indigolupine)
Ein Steinkraut ist zur Blütezeit nicht zu übersehen und setzt mit seinem leuchtenden Gelb kräftige Akzente. Deshalb sollten wir auch gut überlegen, welche Pflanzen wir dem Steinkraut zur Seite stellen: Vermittelnd wirken niedrige Gräser wie Nassella tenuissima (Zartes Federgras) und Carex buchananii (Neuseeland Segge, Fuchsrote Segge) oder weiß blühende Stauden wie Arabis caucasica (Gänsekresse) und Iberis sempervirens (Schleifenblume), eher gewagt ist die Kombination mit Stauden, die in etwa zeitgleich mit einer anderen und ähnlich dominanten Blütenfarbe brillieren, wie das Teppich-Phloxe (Phlox) oder auch Penstemon pinifolius (Pinienblättriger Bartfaden) tun. Nicht grell, sondern fröhlich und frühlingshaft wirkt dagegen Alyssum als Hintergrund für eine violette Aster alpinus (Alpen-Aster) und die Baptisia australis var. minor (Indigolupine).
Alyssum murale (Mauer-Steinkraut) mit Penstemon pinifolius (Pinienblättriger Bartfaden)
Das Mauer-Steinkraut wird mit 20‑40 cm vergleichsweise hoch, seine leuchtenden, intensiv zitronengelben Blütenstände stehen auf kräftigen Stielen und wirken wie kleine Schirmchen. Nach diesem prägnanten Habitus sollte für Alyssum murale ein Standort ausgewählt werden, an dem es sich frei entfalten kann. Im Steingarten sollten Sie daher nicht versuchen, es in Ritzen oder Spalten verstecken zu wollen, sondern ihm einen Platz auf größeren Absätzen oder Freiflächen anbieten.
Es braucht auch nicht unbedingt einen Steingarten, um das Mauer-Steinkraut anzusiedeln. Solange seine Standortansprüche – trocken, sonnig, Boden mit gutem Wasserabzug – erfüllt werden, geht es an anderen Pflanzplätzen ebenfalls gut mit ihm.
Schön ist an Alyssum murale, dass man seinen Blütenzauber unbeschwert genießen kann, denn es sät sich so gut wie nicht selbst aus. Man braucht also nicht praktisch mit der Gartenschere in der Hand darauf zu warten, bis die letzten Blüten verblüht sind und abgeschnitten werden sollten.
Winterschutz ist für dieses Steinkraut nicht erforderlich. Es ist hierzulande ausreichend winterhart und damit mehrjährig.
Wuchshöhe: | 20-40 cm |
Blütenfarbe: | gelb |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | Steingarten, Trockenmauern |
Hinweis: |
Alyssum saxatile gibt es bei den Botanikern schon seit Jahren nicht mehr, die Pflanzen gehören jetzt stattdessen zur Gattung Aurinia, die Art heißt saxatilis, Aurinia saxatilis lautet also ihr aktuell gültiger Name. Diese Umgruppierung hat sich jedoch noch immer nicht überall durchgesetzt, und deshalb führt Aurinia saxatilis bei mir ein Doppelleben als Alyssum saxatile und Aurinia saxatilis.
Solche Änderungen ziehen meist einen Rattenschwanz nach sich: So war die jetzige Aurinia saxatilis als Alyssum im Deutschen das Felsen-Steinkraut (Alyssum, das Steinkraut) und muss nun als Felsen-Steinkresse (Aurinia, die Steinkresse) erst wieder Freunde finden, denn es kennt sie ja keiner. Unstimmigkeiten gibt es durch diese Umgruppierung auch beim Namen der Sorte 'Sulphureum', denn oft wird 'Sulphurea' angeboten und in Gartenbüchern genannt. Zudem gibt es im Handel die Sorte 'Citrinum' (auch hier: oder 'Citrina'), die in der Fachliteratur als identisch mit 'Sulphureum' bezeichnet wird.
Hoher Putzigkeitsfaktor: blühende Jungpflanze
Ich gehe mal davon aus, dass der Sortenname 'Sulphureum' noch aus der Zeit stammt, als die Felsen-Steinkresse zu Alyssum gehörte. Nach der Einordnung als Aurinia haben vermutlich ordnungsliebende Gärtner den Sortennamen schlichtweg vom Neutrum der Gattung Alyssum aufs Feminin der Gattung Aurinia geändert und aus 'Sulphureum' 'Sulphurea' gemacht, damit Gattung und Sorte wieder zusammenpassen. 'Citrinum' und 'Citrina' dito. Was allerdings so nicht zulässig ist, denn ein Sortenname bleibt immer gleich, er wird nicht verändert, angepasst oder – alles schon da gewesen – gar in eine andere Sprache übersetzt.
Welcher Sortenname – 'Sulphureum' oder 'Citrinum' – nun stimmt, ist eigentlich unerheblich, solange man weiß, dass beide nebeneinander existieren.
Viel Gedöns um einen bescheidenen und schönen Frühjahrsblüher!
Die Blütenfarbe von Aurinia saxatilis 'Sulphureum' spricht mich besonders an, sie ist in meinen Augen sehr apart. Ich mag es ein wenig dezenter (nicht langweilig!) und nicht so schrill. Zu den gelbfarbenen Blüten passen die graugrünen Blätter (die sich leicht samtig anfühlen) dieses kleinen Halbstrauchs ausgesprochen gut. Man kann es als Unart bezeichnen oder als besonders charmant empfinden: Spätestens nach dem ersten Regen während ihrer Blütezeit neigen sich die etwa 30 cm hohen Blütenstiele zu Boden. Im Steingarten, ihrem bevorzugten Standort, wirkt das zauberhaft, wenn sich die Triebe dabei locker über Gesteinsbrocken legen.
Aurinia saxatilis 'Sulphureum' (Felsen-Steinkresse) – Sämling
Ein Steingarten ist jedoch nicht Voraussetzung, um die Felsen-Kresse im Garten anzusiedeln. Bei mir hat Aurinia saxatilis unter anderem einen Standort im Beet als niedrige Begrenzung neben Arabis ferdinandi-coburgii (Mazedonische Gänsekresse). Zusammen bieten die beiden mit ihren vielen kleinen Einzelblütchen eine der ersten "flächendeckenden" Nahrungsquellen für Insekten im Jahr, während die Stauden um sie herum (Linum perenne – Stauden-Lein, Veronica teucrium – Großer Ehrenpreis, Aquilegia vulgaris – Gewöhnliche Akelei, Acanthus hungaricus – Balkan-Bärenklau) erst nach und nach den Winterschlaf abschütteln.
Aurinia saxatilis 'Sulphureum' (Felsen-Steinkresse) – Samenreife
Die Vermehrung durch Selbstaussaat hält sich im Beet in engen Grenzen. Im Steingarten dürfte sie sich auf diese Weise reichlicher vermehren, denn die meisten Sämlinge keimen bei mir in den offenen Pflasterfugen des angrenzenden Weges. Es ist also ratsam, die abgeblühten Blütentriebe vor der Samenreife abzuschneiden, zumal das – sicher unbestritten – schöner aussieht. Ich befinde mich da in einer Zwickmühle, denn die alten Blütentriebe sind bei meinen Spatzen (Sperlingen) beliebtes Material für den Nestbau – gern auch, wenn die Samen noch nicht ausgefallen sind. Was tun, sprach Zeus?
Der Sorte 'Sulphureum' eine feste Blütenfarbe zuordnen zu wollen, halte ich übrigens für vermessen. Die Blüten wirken orangegelb bei Sonnenschein, blassgelb bei bedecktem Himmel. Gerade so, als handle es sich um zwei verschiedene Sorten. Aber "schwefelgelb" klingt halt so gut, irgendwie mystisch.
Männchen der Gewöhnlichen Binden-Sandbiene (Andrena flavipes)
Aurinia saxatilis ist eine Pollenquelle für vier Wildbienen-Arten, darunter die seltene Sandbienen-Art Andrena tscheki, die auf Kreuzblütler (Brassicaceae) als Pollenlieferanten für den Larvenproviant angewiesen ist. Die drei übrigen Arten gibt es häufiger in Deutschand – sie sammeln Pollen von Pflanzen aus verschiedenen Pflanzenfamilien – und die habe ich erfreulicherweise im Garten: die Sandbienen-Arten Andrena dorsata (Rotbeinige Körbchen-Sandbiene, 9‑10 mm groß) und Andrena flavipes (Gewöhnliche Binden-Sandbiene, 9‑11 mm groß die Männchen, 11‑13 mm die Weibchen) sowie die Schmalbienen-Art Lasioglossum nitidulum (Glänzende Schmalbiene, 6 mm groß).
Weibchen der Rotbeinigen Körbchen-Sandbiene (Andrena dorsata)
Die zwei Sandbienen-Arten fliegen jeweils in zwei Generationen im Jahr (bivoltin lautet der Fachbegriff dafür). Ihrer Frühjahrs-Generation (April/
Im Sommer sammeln die Weibchen von Andrena dorsata im Stauden-Garten Pollen von Achillea millefolium (Gewöhnliche Schafgarbe), Origanum vulgare (Oregano, Dost) und Potentilla argentea (Silber-Fingerkraut), die Weibchen der 2. Generation von Andrena flavipes sammeln Pollen von Eryngium planum (Flachblatt-Mannstreu), Centaurea jacea (Wiesen-Flockenblume), Campanula rotundifolia (Rundblättrige Glockenblume) und Hypericum perforatum (Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu).
Die Weibchen von Lasioglossum nitidulum sind ab Ende März/
Alyssum montanum (Berg-Steinkraut)
Iberis sempervirens (Immergrüne Schleifenblume)
Campanula poscharskyana (Hänge-Polster-Glockenblume)
Jasione laevis (Ausdauerndes Sandglöckchen)
Nepeta cataria (Echte bzw. Gewöhnliche Katzenminze)
Salvia nemorosa (Hain- bzw. Steppen-Salbei)
Verbascum chaixii (Chaix′ oder Französische Königskerze)
Verbascum thapsus (Kleinblütige Königskerze)
Auch wenn Lasioglossum nitidulum in der Natur bevorzugt ihre Nester an steilen Flächen gräbt (Ritzen von Trockenmauern, Steinhänge etc.), im Siedlungsbereich ist diese Art wenig wählerisch. Nach dem Motto "Man nimmt, was man kriegen kann." wurde sie sogar schon in Blumenkästen beim Nestgraben beobachtet. Geht nicht, gibt's nicht!
Wuchshöhe: | 20-30 cm |
Blütenfarbe: | schwefelgelb |
Blütezeit: | April, Mai |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | Steingarten, Trockenmauern |
Hinweis: | Halbstrauch; kalkhaltiger Boden |
Interessantes und Wissenswertes über Wildbienen finden Sie auf meiner Seite Wildbienen im Stauden-Garten (ein kleines Kompendium für "Einsteiger"). Ich wiederum habe mein Wissen unter anderem aus folgenden Büchern: