Stachys officinalis (Echter Ziest, Heil-Ziest ) rosa und violett
Die Arten der Gattung Stachys, die auch etwas "hermachen" und im Garten kultiviert werden sollten, lassen sich an zwei Händen abzählen; wenn man die Sorten dazurechnet, sind es natürlich deutlich mehr. So unterschiedlich diese Arten in puncto Wuchs, Blüten und Blätter sowie Standort und Pflege auch sein mögen – zwei Dinge haben sie gemeinsam: Sie sind wahre Insektenmagneten (darunter einige Wildbienen-Arten) und sie lassen sich über Aussaat und Teilung vermehren.
Stachys byzantina (Woll-Ziest) mit Salvia nemorosa 'Mainacht' (Steppen-Salbei)
Altmodisch? Nö, altmodisch ist der Woll-Ziest nicht, eher eine Staude mit Tradition, wird er doch in englischen (Cottage-)
Mit "Eselsohren" oder "Hasenohren" (beide auch als "‑öhrchen") hat der Woll-Ziest weitere deutsche Namen (sogenannte Vulgärnamen) bekommen, die durchaus eine gewisse Wertschätzung der Pflanze erkennen lassen. Weshalb auch nicht – so eine anspruchslose Staude, die praktisch in jedem durchlässigen Boden wächst und kaum Pflege braucht (lediglich verblühte Blütentriebe sollten aus optischen Gründen ganz unten abgeschnitten werden), war und ist schließlich im Garten willkommen; zumal wenn sie nicht anfällig für Krankheiten und Schädlinge ist.
Stachys byzantina besticht in erster Linie durch graufilzige Stängel und Blätter. Im spätherbstlichen Garten, in dem Braun- und Naturtöne dominieren, wirken sie aus einiger Distanz stets wie mit Raureif oder einer Schneehaube überzogen, bevor auch sie braun werden und absterben.
Sie passt mit diesem Silbergrau prima in Themenbeete und ‑gärten, in denen grau-, weiß- und silberlaubige Pflanzen dominieren. Ihre Blütenstände können zwar schwerlich als spektakulär und besonders auffällig bezeichnet werden, doch unscheinbar – wie sie mitunter beschrieben werden – sind sie auch nicht. Das Rosaviolett der kleinen Blütchen hat was! Zu den passenden Pflanzpartnern am trockenen und sonnigen Standort gehören also in erster Linie Stauden, deren Laubfarbe mit dem Grau der Eselsohren harmoniert oder kontrastiert: Artemisia alba 'Canescens' (Kampfer-Wermut), Clinopodium nepeta (Kleinblütige Bergminze) und Veronica incana (Graulaubiger Ähriger Ehrenpreis) sind solche Stauden. Niedrige Gräser empfehlen sich ebenfalls: Helictotrichon sempervirens (Blaustrahlhafer), Koeleria glauca (Blaugrünes Schillergras) oder Festuca-Glauca-Hybriden (Blau-Schwingel) zum Beispiel.
Wer nicht genug von den Hasenohren bekommen kann, der darf sich über die Wuchsfreude freuen: Triebe von Stachys byzantina, die auf der Erde aufliegen, wurzeln. Sie bilden damit im Laufe der Zeit ansehnliche Horste bzw. Matten und die Vermehrung ist ein Kinderspiel: Was zu viel ist, wird im Frühling (April/
Garten-Wollbiene schabt Härchen an Stachys byzantina 'Big Ears' (Woll-Ziest, Hasenohren)
Das natürliche Verbreitungsgebiet des Woll-Ziests sind die Halbinsel Krim sowie der Kaukasus bis hinunter in den Nord-Iran. In Deutschland soll er hie und da in der Natur verwildert sein, doch vornehmlich kommt er sicherlich nur in den Gärten vor. Umso erstaunlicher, dass er eine wichtige Pollenpflanze ist (der Pollen wird in den Nestern für die Larven eingelagert) für die bei uns in allen Regionen verbreitete Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata) und die noch häufiger vorkommende Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum). Die Weibchen der Garten-Wollbienen benötigen ihn (oder andere "wollige" Pflanzen) zudem als Baumaterial für die Nester. Das ist doch ein triftiger Grund, einigen Stachys byzantina im Garten ein Zuhause zu geben. Und vielleicht sogar diesen Wildbienen-Arten, denn sie stellen keine unerfüllbaren Ansprüche an ihre Nistplätze: Erdlöcher, Spalten zwischen Steinen, Mauerritzen oder Spalten in Holz möchte die Wollbiene, altes (morsches) Holz die Pelzbiene. Das sollte machbar sein.
Wuchshöhe: | 35-70 cm |
Blütenfarbe: | rosa |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | Bodendecker, Einfassungen |
Hinweis: | Pollenquelle für Wildbienen |
Stachys byzantina (Woll-Ziest) 'Big Ears' (Woll-Ziest, Hasenohren) – Blüten
Gegen die Sorte 'Big Ears' ist die reine Art Stachys byzantina ein Waisenknabe. 'Big Ears' ist im Hinblick auf so gut wie alles "big": in der Wuchsfreude und der Ausbreitung, im Wuchstempo, in der Blattgröße. Was sich ihr in den Weg stellt oder zu nah dran ist, wird gnadenlos überwachsen. Lediglich in Bezug auf die Blühfreude hinken die 'Big Ears' ein bisschen hinterher.
Was so freudig wächst und so problemlos zu vermehren ist (Teile davon im Frühling abstechen, verpflanzen, angießen, Kaffee trinken) tendiert dazu, eine Schlüsselposition im Garten einzunehmen, weil man ja nichts wegschmeißen will. Also lieber mal die Nachbarn fragen, ob im Garten nicht vielleicht noch ein Woll-Ziest fehlt …
'Big Ears' ist sicherlich nichts für kleine Gärten – diese Sorte macht quadratmeterweise dicht, wenn man sie lässt. Möglicherweise ist sie aber eine Alternative zum einen oder anderen Schottergarten, der nur angelegt wurde, um keine Arbeit mit der Fläche zu haben. Und Arbeit machen die 'Big Ears' kaum (Ausputzen im Frühjahr halt), weniger als eine Schotterfläche, der Samen von Samenunkraut zufliegt.
Der Woll-Ziest 'Big Ears' vor dem Ausputzen …
… und nach dem Ausputzen im Frühjahr
Beim Ausputzen im Frühling entfernen Sie altes, abgestorbenes Laub und schneiden alle längeren Triebe recht weit unten ab. Dabei können Sie die Hasenohren gegebenenfalls gleich in ihre Schranken weisen und alles abstechen, was zu forsch drauflosmarschiert. Die so gewonnenen (bewurzelten) Teilstücke dürfen gleich an anderer Stelle im Garten eingepflanzt werden (ans Angießen denken). Empfindliche Menschen sollten bei dieser Arbeit einen Nasen-Mund-Schutz tragen, wenn das alte Laub recht trocken ist, denn dann lösen sich die feinen Härchen auf dem Laub verstärkt; sie können die Atemwege reizen.
Wuchshöhe: | 40-110 cm |
Blütenfarbe: | rosa |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken |
Verwendung: | Bodendecker, Einfassungen |
Hinweis: | Pollenquelle für Wildbienen |
Stachys macrantha hat schon viel Ähnlichkeit mit Stachys officinalis, ist jedoch insgesamt kompakter, respektive gedrungener. Ihre Blüten sind größer, dafür nicht so zahlreich. Mit ihren runzeligen, großen, dunkelgrünen Blättern erinnert sie mich immer ein wenig an Brennnesseln, ich kann's nicht ändern.
Bei mir im Garten hat der Großblütige Ziest nur ein kurzes Gastspiel gegeben: Die Pflanze (ich hatte nur eine) war beim Einsetzen nicht kräftig und widerstandsfähig genug und stand anfangs zu trocken, um sich gut entwickeln zu können. In den ersten drei, vier Wochen nach dem Einpflanzen – da machen auch trockenheitstolerantere Pflanzen keine Ausnahme – brauchen sie halt alle etwas Aufmerksamkeit und Pflege; ich hab' den Großblütigen Ziest seinerzeit schlicht vergessen und die daraus resultierenden Wachstumsnachteile konnte er nie mehr ganz wettmachen.
Und noch etwas hat Stachys macrantha Probleme bereitet: die Erde, besser gesagt die unterschiedlichen Substrate im Anzuchttopf der Gärtnerei und bei mir im Garten. Gärtnereien verwenden in der Regel sehr gutes Kultursubstrat, um die Entwicklungszeit der Pflanzen so kurz wie möglich zu halten; die Pflanzen sollen möglichst schnell nach was aussehen im Topf, damit sie verkauft werden können. An diesem Wunsch ist erst mal nichts Verwerfliches, doch jetzt kommt ein Aber: Wird so eine "verwöhnte" (Erde super, Wasserversorgung optimal) Pflanze in schlechten Boden (z. B. schwere Böden wie reine Lehmböden mit nur geringem Humusanteil oder alte, ausgelaugte Böden) gepflanzt, wächst sie miserabel bis gar nicht an. Ihre Wurzeln machen keine Anstalten, aus dem Topfballen herauszuwachsen und im neuen Boden zu wurzeln, da können Sie gießen, wie Sie wollen. Im Gegenteil: Lehmiger Boden verdichtet sich durch reichlich Wassergaben zu einer Art Mauer und es entsteht ein "Becken", hart wie Beton, in das die Wurzeln gar nicht mehr eindringen können.
Düngergaben allein reichen nicht aus, um so eine Erde zu verbessern. Falls Sie sich mit solch schlechtem Substrat herumschlagen müssen, sollten Sie den Boden vor dem Pflanzen in ein paar Arbeitsschritten lockern und aufwerten:
Ich hab' das seinerzeit leider versäumt, meinem Ziest durch Verbessern des Bodens etwas Starthilfe zu geben.
Exemplare, die eine weniger schwere "Kindheit" haben als meine Pflanze, sollen im Lauf der Jahre zu großen, üppigen Horsten heranwachsen, die es an einem sonnigen bis halbschattigen Standort sogar in der Nähe von Gehölzen aushalten, als Heckenvorpflanzung zum Beispiel. Im Beet oder der Rabatte kommt der Großblütige Ziest dann zwischen und neben höheren Gräsern gut zur Geltung. Calamagrostis-Arten (Reitgräser), Deschampsia cespitosa (Rasen-Schmiele) oder Nassella tenuissima (Zartes Federgras) kommen für solche Arrangements unter anderem infrage.
Wuchshöhe: | 30-50 cm |
Blütenfarbe: | violettrosa |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: |
Nachdem die Art – Stachys macrantha – bei mir im Garten wegen suboptimaler Versorgung so schnell aufgegeben hat, wollte ich – besser vorbereitet – doch noch einmal einen Versuch mit dem Großblütigen Ziest unternehmen. Die Wahl fiel diesmal auf eine Sorte, nämlich 'Superba', und sie bekam einen Platz im Steingarten nach allen Regeln der Kunst.
Eine gute Wahl, kann ich sagen. In jeder Hinsicht. Besonders gut gefällt mir an der 'Superba', dass sie im Gegensatz zur Art so schöne, große Blätter hat und nicht diese kleinen, brennnesselartigen.
Wuchshöhe: | 30-50 cm |
Blütenfarbe: | rosaviolett |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: |
Stachys officinalis (Echter Ziest, Heil-Ziest) mit Schwalbenschwanz
Wer in Mittel- und Süddeutschland mit offenen Augen durch die Natur spaziert, hat gute Chancen, den Echten Ziest am Naturstandort zu entdecken. Er kommt vor allem in Süddeutschland sehr häufig, fast schon flächendeckend vor – in stickstoffarmen und wechselfeuchten Böden. Das sollten Sie berücksichtigen und die Düngerpackungen beiseiteräumen, sofern Sie Stachys officinalis im Garten ansiedeln wollen. Der magere Boden ist der einzige Anspruch, den sie an die Bodenverhältnisse stellt, und der ist ja genau genommen keiner.
Stachys officinalis (Echter Ziest, Heil-Ziest) – Austrieb
Stachys officinalis ist rundum genügsam, nimmt lange, lange mit der Feuchtigkeit vorlieb, die die Witterung bringt (selbst wenn es wenig ist), und benötigt infolgedessen kaum Pflege. Allerdings: Sie sät sich (moderat) selbst aus, und wo das unerwünscht ist, sollte man vor der Samenreife zur Gartenschere greifen und die verblühten Blütenstiele abschneiden.
Sicherlich ist für eine einheimische Wildstaude ein Platz im naturnahen Garten
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen
Pflanzen angelegt ist.
genau das Richtige. Dieser Insektenmagnet macht sich dennoch auch als Beetstaude gut, weil er mit seinem in der Regel straff aufrechten, ordentlichen Wuchs und den deutlich über dem Laub stehenden Blüten "berechenbar" ist. Bei ihm kann man sich darauf verlassen, dass er die umstehenden Pflanzen nicht bedrängt oder gar überwuchert. Das ist schon ein großer Vorteil.
Stachys officinalis (Echter Ziest, Heil-Ziest): auseinanderfallende Blütentriebe
Wechselnde Feuchte, also mal richtig nass und anschließend wieder trocken, sagt dem Heil-Ziest besonders zu. Wenn es im Frühjahr sehr viele Niederschläge gibt, er während seiner Wachstumsphase also praktisch nur feucht steht, beeinträchtigt das jedoch seine Wuchsform: Die Blütentriebe stehen dann nicht mehr aufrecht, sondern fallen auseinander. Dagegen ist der Gärtner machtlos.
Recht variabel ist die Art, was die Blütenfarbe anbelangt: rosa und violett (jeweils in unterschiedlicher Intensität) sowie weiß sind "im Angebot". Die Blütenfarben der erhältlichen Sorten bewegen sich ebenfalls in diesem Farbspektrum. Damit kann man arbeiten und viele Blütenstauden kombinieren. Besonders gut eignen sich solche, die leicht "wuschelig" wachsen und nicht streng: Clinopodium nepeta (Kleinblütige Bergminze), Teucrium chamaedrys (Edel-Gamander) oder Nepeta x faassenii (Blauminze, Blaue Katzenminze) zum Beispiel.
Wuchshöhe: | 40-70 cm |
Blütenfarbe: | rosa |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-feucht (wechselfeucht) |
Verwendung: | Heilpflanze |
Hinweis: | Pollen- und Nektarlieferant für Wildbienen; einheimische Staude |
Wuchshöhe: | 40-50 cm |
Blütenfarbe: | violett |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-feucht (wechselfeucht) |
Verwendung: | Heilpflanze |
Hinweis: | Pollen- und Nektarlieferant für Wildbienen; einheimische Staude |
Wuchshöhe: | 40-50 cm |
Blütenfarbe: | dunkel blauviolett |
Blütezeit: | Juli, August |
Lichtverhältnisse: | sonnig-halbschattig |
Bodenverhältnisse: | trocken-feucht (wechselfeucht) |
Verwendung: | Heilpflanze |
Hinweis: | Pollen- und Nektarlieferant für Wildbienen |
Ein Garten mit Heil-Ziest in größerer Zahl, ist eine Einladung für Wildbienen. Doch nicht nur sein Nektar ist gefragt – einige Arten der Gattungen Anthidium (Woll- und Harzbienen), Anthophora (Pelzbienen) sowie Rophites (Schlürfbienen) verwenden den Pollen von Stachys officinalis, um ihre Larven damit zu versorgen; das haben Wissenschaftler nachgewiesen. Gut, die beiden Arten aus der Gattung Rophites sind in Deutschland so selten, dass sie sich kaum in unsere Gärten verfliegen werden; darum lasse ich sie hier mal außen vor. Die Pelzbienen sowie die Wollbiene will ich Ihnen jedoch vorstellen:
Stachys officinalis (Echter Ziest, Heil-Ziest): einladende Blüten
Die beiden Pelzbienen-Arten, die Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata) und die Vierfleck-Pelzbiene (Anthophora quadrimaculata), sind weit verbreitet und kommen häufiger vor. Am größten ist die Wahrscheinlichkeit, der Wollbiene (Anthidium manicatum) im Garten zu begegnen, denn ihren deutschen Namen Garten-Wollbiene hat sie nicht von ungefähr. Mit diesen dreien lohnt es sich auf jeden Fall, sich näher zu beschäftigen und mehr über sie zu erfahren, meine ich.
Als Pollenlieferanten für den Nachwuchs dienen der Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata) einige Pflanzen aus den Familien Lamiaceae (Lippenblütler), Plantaginaceae (Wegerichgewächse) sowie Orobanchaceae (Sommerwurzgewächse). An Stauden, die für einen ganz normalen Ziergarten infrage kommen, sind darunter (alles Lippenblütler) die beiden Ziest-Arten Stachys byzanthina und officinalis, die Großblütige Katzenminze (Nepeta grandiflora), die Kleinblütige Bergminze (Clinopodium nepeta) und der Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys). Ihre Nester legt diese Pelzbiene in morschem Holz an, in das sie Gänge nagt. Ziemlich einfach also, ihr geeignete Unterkünfte anzubieten.
Vierfleck-Pelzbiene (Weibchen) auf Stachys officinalis (Echter Ziest, Heil-Ziest)
Die Vierfleck-Pelzbiene (Anthophora quadrimaculata) sammelt Pollen für ihre Larven von manchen Pflanzen aus sechs verschiedenen Familien: Boraginaceae (Raublattgewächse), Cistaceae (Zistrosengewächse), Crassulaceae (Dickblattgewächse), Fabaceae (Schmetterlingsblütler), Lamiaceae (Lippenblütler) und Solanaceae (Nachtschattengewächse). Aus den Familien der Dickblattgewächse sowie Lippenblütler passen davon die folgenden Pollenlieferanten in nahezu jeden Garten:
Etwas kniffliger, als ihr passende Pollenpflanzen anzubieten, ist es, dieser Pelzbiene den Nestbau zu ermöglichen, es sei denn, in unmittelbarer Nähe ihres Gartens befindet sich eine alte Sand- oder Lehmgrube oder ein Steinbruch. Anthophora quadrimaculata gräbt ihre Nester nämlich gern in steile Wände aus lehmigem Sand, Löss oder Lehm. Fugen aus Kalkmörtel (wie er früher anstelle des härteren Zementmörtels verwendet wurde) oder Lehm an Gebäuden sowie in Trockenmauern finden ebenfalls Zuspruch. Solche Nistwände kann man auch selbst bauen. Darüber und über untaugliche Steilwände informieren die Internetseiten Nisthilfen für Steilwandbewohner auf www.wildbienen.info sowie Untaugliche Nisthilfen auf www.wildbienen.info von Paul Westrich und Lehmwände für Pelzbienen & Co. auf www.wildbienen.de von Hans-Jürgen Martin.
Weitaus einfacher macht uns die Fürsorge für sie die anspruchslosere Garten-Wollbiene. Eine ganze Reihe an Gartenstauden aus den Pflanzenfamilien der Fabaceae (Schmetterlingsblütler), Lamiaceae (Lippenblütler) und Plantaginaceae (Wegerichgewächse) liefern ihr Pollen als Proviant für die Brut:
Lamiaceae:
Plantaginaceae:
Sehr häufig sehe ich sie zudem an Digitalis ferruginea, dem Rostigen Fingerhut. Bislang ist es mir aber leider noch nicht gelungen festzustellen, ob sie dort nur Nektar tankt oder auch Pollen sammelt.
Garten-Wollbiene (Weibchen) auf Stachys officinalis (Echter Ziest, Heil-Ziest)
Zum Bau der Nester benötigt diese Wollbiene stark behaarte Pflanzen (daher der Name Wollbiene), deren Härchen sie abschabt. Für geeignet erachtet sie unter anderem Stachys byzantina, Silene coronaria (Kronen-Lichtnelke, Vexiernelke) und Quitten (Cydonia). In puncto Nistplatz ist sie ebenfalls flexibel und bezieht alles mögliche, was sie an Hohlräumen vorfindet. Als da wären Fugen in Mauerwerk, Erdlöcher – auch verlassene Nester anderer Bienenarten –, Spalten in Holz oder zwischen Steinen und so weiter und so fort. Richtig komplett ist so ein Wollbienen-Bau allerdings erst mit verschiedenerlei Krimskrams (kleine Steinchen, Hölzchen, dürre Blättchen oder Stängel – was man halt so findet) direkt vor dem Nest.
Das war nun ein etwas ausführlicherer Exkurs in die Welt einiger Wildbienen als geplant. Aber die Pflanzen- und die Insektenwelt gehören doch schließlich zusammen. Und vielleicht sind meine Informationen für den einen oder anderen (die eine oder andere) ja ein Impuls, sich mit dem Thema Wildbienen ("Wildbienen im Stauden-Garten") etwas näher zu befassen, denn so viel steht fest: Es sind nicht nur die sogenannten "Unkräuter" oder Wildkräuter, die den Wildbienen als Lebensgrundlage dienen.
Zum Abschluss noch des Rätsels Lösung, woher ich das alles weiß: Paul Westrich, Die Wildbienen Deutschlands, Ulmer-Verlag Stuttgart 2018 und 2019, ISBN 978-3-8186-0123-2