Campanula grossekii ist die richtige Glockenblume zum Verwildern – wenn man sie im "grünen Handel" denn überhaupt bekommt. Sie blüht wohl nicht aufsehenerregend genug, um sie ins Sortiment zu nehmen, ganz nach dem Motto "Kauft ja eh keiner.".
Ja wie denn? Wenn ich sie nicht bekomme, kann ich sie nicht kaufen, wenn ich sie nicht kenne, will ich sie nicht haben! Dabei ist die Serbische Glockenblume (natürliche Vorkommen außer in Serbien noch Rumänien, Bulgarien und Ungarn) ideal für Gärten mit Wildstaudenpflanzungen
Wildstaudenpflanzungen:
Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstauden-Pflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.
, die weitgehend sich selbst überlassen bleiben.
"Wild" ist an der Serbischen Glockenblume allerdings gar nichts, noch nicht einmal die Selbstaussaat. Und ihr größtes Pfund, mit dem sie wuchern kann, ist sicher, dass sie wenig von Schnecken "besucht" wird. Sie ist daher für jeden mehr oder weniger aufgeräumten Garten ebenso geeignet und ein bisschen Pflege belohnt sie prompt: Ein Rückschnitt der verblühten Blütentriebe nach der Hauptblüte fördert eine bescheidenere Nachblüte im Herbst.
Nachblüte (hier: Ende Oktober)
Vom Wuchs her könnte man Campanula grossekii vielleicht als etwas "sparrig" bezeichnen, wenn sie jedoch nicht in Einzelstellung gepflanzt wird, sondern inmitten niedrigerer Stauden steht, die vielleicht zu ihrer eigenen Blütezeit noch nicht einmal blühen – Geranium x cantabrigiense 'Biokovo' (Cambridge-Storchschnabel 'Biokovo'), Sedum telephium oder spectabile (hohe Fettblatt-Arten) und Galatella linosyris (Goldhaar-Aster, ehemals botanisch Aster linosyris) fallen mir da unter anderem ein –, ragen ihre Blütenstände wie kleine Türmchen zwischen den Begleitstauden auf. Allerdings: Zu trocken darf der Standort nicht sein, sonst wird das nichts mit den "Türmchen", weil die Serbische Glockenblume dann selbst gerade mal 50 cm hoch wird. Mit ausreichend Bodenfeuchtigkeit kann die Blütenhöhe dagegen durchaus einen Meter erreichen.
C. grossekii bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte, toleriert jedoch absonnige Plätze ebenfalls. Was ihr nicht gut bekommt, sind überdüngte Böden.
Megachile willughbiella (weibl.) fliegt Campanula grossekii (Serbische Glockenblume) an
Als Pollenquelle für Wildbienen ist Campanula grossekii in der einschlägigen Fachliteratur nicht erwähnt. Wen wundert's, die Serbische Glockenblume ist in Deutschland schließlich keine einheimische Staude und erobert auch nicht als Neophyt unsere Natur. Dennoch bedienen sich einige Wildbienen ihres Pollens, um den Nachwuchs in den Nestern mit Proviant zu versorgen: Weibchen von Andrena bicolor (Zweifarbige Sandbiene), Chelostoma rapunculiā (Glockenblumen-Scherenbiene), Lasioglossum costulatum (Glockenblumen-Schmalbiene) und Megachile willughbiella (Garten-Blattschneiderbiene) habe ich bei mir im Garten beim Pollensammeln an ihr beobachtet. Noch ein Argument pro Campanula grossekii! Mehr über die innige Beziehung zwischen Glockenblumen und Wildbienen lesen Sie unter Campanula und Wildbienen. Ausführlichere Informationen über Wildbienen allgemein erhalten Sie in meinem Artikel Wildbienen im Staudengarten.
Campanula grossekii (Serbische Glockenblume) – Austrieb
Campanula grossekii ist eine der völlig ärgerfreien Glockenblumen, sogar die einzige, die mir ad hoc einfällt. Das mag mit den Schnecken und den (Wühl-)
Sorten oder Hybriden sucht man bei der Serbischen Glockenblume vergebens, es existiert noch nicht einmal eine weiße Form, soweit mir bekannt ist. Das ist Ihre Chance zu gärtnerischem Züchterruhm zu kommen: ein paar Campanula grossekii pflanzen, immer schön aussamen lassen, bis Pflanzen mit ganz hellen bis weißen Blüten auftauchen, die selektieren und über Stecklinge vermehren. Dann fehlt nur noch ein gutes Marketing-Konzept zum Weltruhm ;-) .
Wuchshöhe: | 50-110 cm |
Blütenfarbe: | blauviolett |
Blütezeit: | Juni, Juli |
Lichtverhältnisse: | sonnig-absonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | nicht so schneckengefährdet; Pollenlieferant für Wildbienen |