Campanula sibirica (Sibirische Glockenblume) mit Scherenbiene (Chelostoma)
Pflanzt man, freut sich und kurz darauf ist die Sibirische Glockenblume auch schon wieder weg. Das soll keine Geringschätzung gegenüber dieser Glockenblumen-Art sein, sondern nur ein Hinweis auf ihr flüchtiges Gartenleben. Campanula sibirica ist eben nur zweijährig oder monocarp (heißt, die Pflanze stirbt nach der Blüte ab).
Dennoch gibt sie mir Rätsel auf: Noch nicht einmal durch Selbstaussaat hatte ich sie behalten, sie blieb einfach verschwunden. Nach etlichen Jahren – zehn können es leicht gewesen sein – tauchte sie plötzlich wieder im Garten auf. Haben wir sie all die Jahre in irgendwelchen abgelegenen Ecken übersehen? Kaum zu glauben. Oder hatten tatsächlich zwei Samenkörnchen im Boden überdauert und erst nach so langer Zeit die idealen Keimbedingungen gefunden? Ich werde sie respektive ihren Standort im Auge behalten, mehr kann ich ja gar nicht tun. Sollte sie erneut nicht wieder auftauchen, werde ich sie allerdings auch diesmal nicht vermissen, ich finde, sie ist für den Garten entbehrlich.
Für den Garten vielleicht, aber auch für die Wildbienen? Bei immerhin vier Bienen-Arten wurde nämlich nachgewiesen, dass sie Pollen von C. sibirica in ihren Nestern deponieren für die Larven. Dennoch bleibe ich dabei: Die Sibirische Glockenblume ist entbehrlich, solange im Garten genügend langlebigere und attraktivere Glockenblumen für Wildbienen ein Plätzchen finden. Welche das sind, lesen Sie unter Campanula und Wildbienen. Was Wildbienen sonst noch brauchen zum Glücklichsein, habe ich unter Wildbienen im Stauden-Garten zusammengefasst.
Gut machen sich die etwas krakelig und zerzaust wirkenden Campanula-sibirica-Pflanzen eingezwängt zwischen anderen Pflanzen oder auf einer größeren Fläche. Dann stellt sich allerdings die Frage, was man mit dieser Fläche vor und nach ihrer Blüte anstellt. Am vorteilhaftesten ist es deshalb, die Sibirische Glockenblume in Wildstaudenpflanzungen
Wildstaudenpflanzungen:
Pflanzungen, die unter Verwendung von einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen – keine Züchtungen – weitgehend sich selbst überlassen werden; der Gärtner greift nur gelegentlich ordnend ein. Eine Wildstauden-Pflanzung kann sich über den ganzen Garten erstrecken oder auf einzelne Bereiche beschränken.
und naturnahe Gartenbereiche
Naturnaher Garten:
Ein Garten, der weitgehend unter Verwendung von einheimischen
Pflanzen angelegt ist.
zu integrieren. Die Bestände am Naturstandort sind auf Trockenrasen und Halbtrockenrasen spezialisiert; das für Sie nur als Anhaltspunkt für die Standortfindung.
Die Artbezeichnung sibirica ist etwas irreführend. Die Sibirische Glockenblume kommt mitnichten nur in Sibirien natürlich vor, ihre Verbreitung erstreckt sich westlich vielmehr bis nach Mitteleuropa und Italien. Entsprechend variabel sind die Pflanzen, was den Wuchs sowie die Blütenfarbe und ‑form anbelangt. Die einzigen Naturstandorte in Deutschland liegen übrigens in Mecklenburg-Vorpommern sowie in Berlin-Brandenburg (ziemlich im Osten Richtung polnische Grenze). In Mecklenburg-Vorpommern ist Campanula sibirica dabei als vom Aussterben bedroht eingestuft, in Brandenburg als gefährdet (Stand Januar 2025).
Wer im Garten gern experimentiert und Neues ausprobiert, könnte sich ja bei Gelegenheit ein Samentütchen besorgen und Campanula sibirica selbst aussäen. Kostet nicht die Welt und macht dazu noch Spaß!
Wuchshöhe: | 30-50 cm |
Blütenfarbe: | violettblau |
Blütezeit: | Mai, Juni |
Lichtverhältnisse: | sonnig |
Bodenverhältnisse: | trocken-frisch |
Verwendung: | |
Hinweis: | zweijährig oder monocarp; einheimische Pflanze; Pollenquelle für Wildbienen |